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Ein Vorposten ist im Schach ein Feld, auf das eine Schachfigur gesetzt werden kann, die von dort nur schwer oder auch gar nicht befragt, also vertrieben oder abgetauscht werden kann. Bei dem Spielstein handelt es sich besonders häufig um einen Springer; ein nicht mehr befragbarer Springer-Vorposten wird als Ewiger Springer bezeichnet.
Nimzowitschs Ausführungen
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Der Schachgroßmeister und Lehrbuchautor Aaron Nimzowitsch war einer der ersten, die eine systematische Darstellung von Vorposten schrieben. Auch in jüngerer Literatur wird auf Nimzowitsch Bezug genommen. Nimzowitsch behandelt den Vorposten im Kapitel zu offenen Turmlinien, also zu den senkrechten Linien des Schachbrettes auf denen sich zumindest keine eigenen Bauern befinden. Auf diesen können Türme ungehindert agieren.
Nimzowitsch bietet folgende Definition in Mein System:
- „Unter einem Vorposten verstehen wir einen in einer offenen Linie (in feindlichem Lande) postierten gedeckten (durch einen Bauern, natürlich) eigenen Stein, zumeist einen Springer.“
Abweichend vom modernen Sprachgebrauch bezeichnet Nimzowitsch also den Spielstein als Vorposten und das Feld als Vorpostenfeld, während heute das Feld als Vorposten bezeichnet wird. Nimzowitsch betont weiterhin: „Also zum Vorposten gehören unbedingt die Linie dahinter und der deckende Bauer zur Seite.“ Beide unterstützen die Figur auf dem Vorposten.
Im Beispiel das Nimzowitsch angibt, hat Weiß zwar die Kontrolle über die halboffene d-Linie, kann diese aber derzeit nicht nutzen, da der vom Turm d1 angegriffene schwarze d-Bauer durch den c-Bauern gedeckt ist. Das eigentliche Ziel des Weißen besteht darin mit einem Turm in die 7. oder 8. Reihe einzudringen, was meist zum Sieg führt, da dann die schwarzen Bauern erobert werden können. Nach 1. Sc3–d5 soll 1. … c7–c6 provoziert werden. Die andere Möglichkeit den angegriffenen Bauern c7 zu halten besteht in 1. … Tc8. Eine derart passive Verteidigung ermöglicht aber dem Weißen freies Spiel und insbesondere andere Angriffsmöglichkeiten. Nach 1. … c7–c6 ist der Springer angegriffen und er zieht sich nach c3 zurück, der d-Bauer ist dann aber nicht mehr verteidigt und kann auch nicht vorrücken wegen des weißen Bauern auf e4.
Partiebeispiel
In der Partie Capablanca – Aljechin, 21. Partie der Schachweltmeisterschaft 1927 in Buenos Aires kommt ein beliebtes Beispiel für einen Springervorposten vor. Die folgende Stellung wurde erreicht nach 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4 e7–e6 (Abgelehntes Damengambit) 3. Sb1–c3 Sg8–f6 4. Lc1–g5 Sb1–d7 5. e2–e3 Lf8–e7 6. Sg8–f3 0–0 (Die orthodoxe Verteidigung) 7. Ta1–c1 a6 8. h7–h6 9. Lg5–h4 dxc4 10. Lf1xc4 b7–b5! 11. Lc4–e2 Lc8–b7 12. 0–0 c7–c5 13. dxc5 Sd7xc5 14. Sf3–d4 Ta8–c8 15. b2–b4 Sc5–d7.
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Die Stellung bis hier gilt als ausgeglichen. Schwarz hat einen möglichen Vorposten auf c4 und Weiß einen auf c5. Schwarz kann den Springer d7 auf zwei möglichen Wegen nach c4 überführen: d7–e5–c4 und d7–b6–c4. Mit seinem nächsten Zug verhindert Weiß jedoch nur die Route über e5. Stattdessen hätte das Springermanöver Sd4–b3–a5 das Feld c4 gedeckt.
16. Lh4–g3 Sd7–b6 17. Dd1–b3. Nach dem sofortigen 17. … Sb6–c4 hat Weiß die Möglichkeit mit a3–a4 die Basis, also den verteidigenden Bauern b5, anzugreifen. 17. … Sf6–d5 Auch der letzte schwarze Zug ist indirekt gegen c4 gerichtet: Nach 18. Sc3xd5 Lb7xd5 kontrolliert der Läufer d5 das Feld c4 und greift die weiße Dame an. Außerdem enthält der Zug 17. … Sf6–d5 noch die positionelle Drohung 18. … Sd5xc3 19. Tc1xc3 Lb7–d5 20. Db3–b2 Tc8xc3 21. Db2xc3 Dd8–a8, wonach Schwarz sowohl die Diagonale a8–h1 kontrolliert als auch die c-Linie. Der nächste weiße Zug ist gegen diese Drohung gerichtet, gibt aber die Kontrolle von c4 auf.
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18. Le2–f3 Tc8–c4! Nun hat Schwarz bereits einen deutlichen Vorteil, da seine Figuren starke Felder eingenommen haben. Gut war jetzt 19. Lf3–e2 um den Turm anzugreifen. Stattdessen folgte 19. Sc3–e4 Dd8–c8 20. Tc1xc4 was schon als Fehler gilt. 20. Db3–b2 wäre besser gewesen. Capablanca ging davon aus, dass die nachfolgende Fesselung des Springers und der Zug a2–a3 vorteilhaft wären. 20. … Sb6xc4. Nun hat der schwarze Springer einen Vorposten auf c4 bezogen.
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21. Tf1–c1 Dc8–a8! Diesen Zug übersah Capablanca vermutlich. Die schwarze Dame meidet die Fesselung. Es droht nun sowohl 22. … Sd5xb4 als auch 22. Sd5xe3. 22. Se4–c3 Tf8–c8 23. Sc3xd5 Lb7xd5 24. Lf3xd5 Da8xd5. Nun droht 25. … e6–e5 mit Raumgewinn.
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25. a3–a4 Le7–f6 26. Sd4–f3 Lf6–b2!
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Greift den Turm auf c1 an und hebt so die Fesselung des Springers auf c4 auf. Nun ist der Zug ...e6–e5 wieder eine Drohung, denn zuvor hätte der Bauer auf e5 dem Läufer f6 die Sicht versperrt. Der Läufer wäre dann ein sogenannter „schlechter Läufer“ geworden. Schwarz steht nun klar besser, unter anderem weil der schwarze König auf h7 über ein „Luftloch“ verfügt, während dem weißen König in einigen Varianten ein Grundreihenmatt droht. Nach 27. Tc1–b1 ist 27. … Sc4–a3! möglich und nach 27. Tc1–d1 bxa4 28. Db3xa4 Sc4–b6 29. Td1xd5 Sb6xa4 30. Td5–d1 Sa4–c3 31. Td1–e1 Tc8–c4 folgt Bauerngewinn. 27. Tc1–e1 Tc8–d8 28. a4xb5 a6xb5 29. h2–h3 e6–e5 will im nächsten Zug den Springer f3 angreifen und vertreiben. 30. Te1–b1 e5–e4 31. Sf3–d4 Lb2xd4 32. Tb1–d1 Sc4xe3! Weiß gab auf, da er eine Figur verliert.
Einzelnachweise
- ↑ John Emms: Sizilianische Geheimnisse. Everyman Chess, 2004, S. 119.
- ↑ Alexander Koblenz: Lehrbuch der Schachstrategie - Band 1, 2. stark bearbeitete Auflage, Sportverlag Berlin, 1975, S. 86.
- ↑ A. Nimzowitsch: Mein System, Rattmann, 2005, S. 51.
- ↑ A. Nimzowitsch: Mein System, Rattmann, 2005, S. 52.
- ↑ Alexander Koblenz: Lehrbuch der Schachstrategie - Band 1, 2. stark bearbeitete Auflage, Sportverlag Berlin, 1975, S. 86–88.
- ↑ Karpow, Mazukewitsch: Stellungsbeurteilung und Plan, Edition Olms, Zürich, 2007, S. 20–22.
- ↑ Alexander Koblenz: Lehrbuch der Schachstrategie - Band 1, 2. stark bearbeitete Auflage, Sportverlag Berlin, 1975, S. 87.
- ↑ Karpow, Mazukewitsch: Stellungsbeurteilung und Plan, Edition Olms, Zürich, 2007, S. 21.
- ↑ Alexander Koblenz: Lehrbuch der Schachstrategie - Band 1, 2. stark bearbeitete Auflage, Sportverlag Berlin, 1975, S. 88.