Das Wörterbuch der deutschen Winzersprache ist ein Fachsprachenwörterbuch zur älteren Terminologie des Weinbaus vor seiner Technisierung und Mechanisierung. Im Untersuchungsgebiet sind ein Großteil der deutschen Mundarten vertreten. Es umfasst alle Weinbaugebiete Deutschlands sowie die deutschsprachigen Weinbaugebiete bzw. Sprachinseln in Luxemburg, Frankreich, Österreich, Südtirol, Polen, Schweiz, Liechtenstein, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Jugoslawien, Rumänien, Moldawien, in der Ukraine, in Russland, Georgien und Aserbaidschan. Das Ziel dieses Wörterbuchs besteht in der semasiologischen und onomasiologischen Darstellung des dialektalen Fachwortschatzes am Beispiel der Winzersprache.

Träger des Wörterbuchs war die Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz. Bearbeitet wurde es in Kaiserslautern in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes (Projektleiter: Wolfgang Haubrichs, Arbeitsstellenleiterin: Maria Besse, Mitarbeiter: Roland Puhl).

Darstellung

Das Fachwörterbuch wird nicht wie herkömmlicherweise nach Buchstabenstrecken, sondern einzelnen Sachbereichen erarbeitet. Es ist streng alphabetisch nach Stichwörtern gegliedert, die sich auch an der neuhochdeutschen Standardsprache orientieren. Bei einer Beschränkung auf den eigentlichen Fachwortschatz ist ein Stichwortbestand von etwa 20.000 Einträgen zu erwarten. Die Wort- und Verweisartikel werden durch Zentralartikel ergänzt, die durch Präsentation der Sachkunde, Synonymik und Heteronymik und durch Verweise auf den WKW eine inhaltliche Vernetzung herstellen. Eine dem Wörterbuch beigegebene Semantikliste übt eine ähnliche Vernetzungsfunktion aus.

Geschichte

  • Erste Pläne: seit 1993
  • Projektgründung: 1998
  • Übernahme der Trägerschaft durch die Mainzer Akademie: 1999
  • Online-Wörterbuch (winzersprache.de) seit 2004
  • Laufzeit: 12 Jahre, vier Jahre zum Abhören der Tonträger, 7 Jahre zum Erarbeiten des Wörterbuchtextes und 1 Jahr für die Publikation
  • Zum 31. Dezember 2011 ist die Arbeitsstelle geschlossen worden.

Materialbasis

Grundlage des Wörterbuchs bilden die über 500 Tonbänder und Kassetten aus allen deutschen und ehemals deutschsprachigen Weinbaugebieten Mittel-, Südost- und Osteuropas mit den dazugehörigen Mitschriften, die im Rahmen des abgeschlossenen Akademieprojekts Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie (WKW) vorwiegend in den Jahren 1981–1985 aufgenommen wurden. Vier bis fünf Stunden beträgt die durchschnittliche Dauer der Interviews, die mit Hilfe eines 398 Fragen umfassenden Fragebogens von mehreren Exploratoren – überwiegend vor Ort – durchgeführt wurden. Für einige Orte liegen mehrere, zeitlich gestaffelte Aufnahmen vor.

Sachbereiche

Der teilweise bereits historisch gewordene Winzerwortschatz umfasst folgende Sachbereiche:

Publikationsstand

Es werden insgesamt vier verschiedene Versionen auf CD-ROM und DVD angeboten. Am Ende der Projektlaufzeit wird das Wörterbuch der deutschen Winzersprache (WDW) als gedruckte Fassung mit begleitender digitaler Edition vorliegen.

  • Maria Besse, Wolfgang Haubrichs, Roland Puhl: Wörterbuch der deutschen Winzersprache. Ein europäisches Fachwörterbuch zur Sprache und Kultur des Weines (WDW). S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7776-1672-8. Auf Original-Interviews mit Winzern aus über 20 Staaten beruhend behandelt die „WDW-DVD 4“ die Themen Mostbereitung, Fässer und Maße. Sie stellt durch die Verknüpfung von Text, Bedeutung, Bild, Ton und Karte vielfältige Suchfunktionen bereit. Die DVD 4 enthält alle früheren CD-ROM- und DVD-Lieferungen.
  • Maria Besse, Wolfgang Haubrichs, Roland Puhl (Hrsg.): Weinwörter – Weinkultur. Ein europäisches Fachwörterbuch im linguistischen, historischen und kulturellen Kontext. Beiträge des internationalen und interdisziplinären Kolloquiums Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern, am 14./15. September 2007. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 2009. Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 2009, Nr. 3, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09438-2 (Einzelveröffentlichung).

Literatur

  • Wolfgang Kleiber, Rudolf Post: Projekt eines Wörterbuchs der deutschen Winzerterminologie. In: Ernst Bremer, Reiner Hildebrandt (Hrsg.): Stand und Aufgaben der deutschen Dialektlexikographie (= Historische Wortforschung. Bd. 4). II. Brüder-Grimm-Symposion zur Historischen Wortforschung. Beiträge zu der Marburger Tagung vom Oktober 1992. de Gruyter, Berlin / New York NY 1996, ISBN 3-11-014464-6, S. 57–71.
  • Maria Besse, Sigrid Bingenheimer: Wörterbuch der deutschen Winzersprache (WDW). In: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Jahrbuch. 1998, ISSN 0084-6104, S. 252–254; 1999, S. 260–264.
  • Maria Besse, Sigrid Bingenheimer: Wörterbuch der deutschen Winzersprache. In: Michael Schlaefer (Hrsg.): Deutschsprachige Wörterbücher. Projekte an Akademien, Universitäten, Instituten. 2. überarbeitete Auflage. Arbeitsstelle Göttingen des Deutschen Wörterbuchs von Jacob und Wilhelm Grimm, Göttingen 2000, S. 99–100.
  • Sigrid Bingenheimer: Weinbau und Mundart. Das Wörterbuch der deutschen Winzersprache entsteht in Kaiserslautern. In: Pfälzer Heimat. Bd. 51, 2000, ISSN 0031-6679, S. 23–26.
  • Maria Besse: Das Verhältnis von Erb- und Lehnwort in der Fachsprache der Winzer. Am Beispiel des Sachbereichs „Rebe“. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Bd. 31 = Nr. 121, 2001, ISSN 0049-8653, S. 37–81.
  • Maria Besse: Alter Ton und neue Daten. Zur technischen Aktualisierung der Arbeitsinstrumente eines Wörterbuchs (Wörterbuch der deutschen Winzersprache). In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Bd. 32 = Nr. 122, 2001, S. 151–160.
  • Maria Besse, Sigrid Bingenheimer, Wolfgang Haubrichs: Wörterbuch der deutschen Winzersprache (WDW). In: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Jahrbuch. 2000, S. 226.
  • Maria Besse: Die Arbeitsstelle „WDW – Wörterbuch der deutschen Winzersprache“. Mainzer Akademieprojekt und Pfälzisches Wörterbuch-Archiv in den Räumen des Bezirksverbands Pfalz. In: Kaiserslauterer Jahrbuch für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Band 1, 2001, S. 559–566, ISSN 1619-7283.
  • Maria Besse: Wörter und Sachen. Aus der Werkstatt des „Wörterbuchs der deutschen Winzersprache“. Dialektale Fachsprache am Beispiel des Kammertbaus in Gleiszellen-Gleishorbach. In: Pfälzer Heimat. Bd. 52, 2001, S. 119–126.
  • Maria Besse: Das Akademieprojekt „Wörterbuch der deutschen Winzersprache“ mit Sitz in den Räumen des Bezirksverbands Pfalz. In: Westricher Heimatblätter. Heimatkundliche Mitteilungen aus dem Kreis Kusel. NF Bd. 33, Nr. 1, 2002, ZDB-ID 224192-4, S. 39–41.
  • Maria Besse, Wolfgang Haubrichs, Roland Puhl (Hrsg.): Vom Wein zum Wörterbuch. Ein Fachwörterbuch in Arbeit (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Einzelveröffentlichung. Bd. 10). Beiträge des Internationalen Kolloquiums im Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern, 8./9. März 2002. Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08605-6 (mit 1 CD-ROM).
  • Maria Besse, Wolfgang Haubrichs und Roland Puhl: Wörterbuch der deutschen Winzersprache. Ein europäisches Fachwörterbuch zu Sprache und Kultur des Weines. (2 Bände) S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7776-2234-7.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Maria Besse: Konstanz und Wandel in der Sachkultur: Weinwörter in der Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Vergleich zum Wörterbuch der deutschen Winzersprache. In: Maria Besse, Wolfgang Haubrichs, Roland Puhl (Hrsg.): Weinwörter – Weinkultur. Ein europäisches Fachwörterbuch im linguistischen, historischen und kulturellen Kontext. Beiträge des internationalen und interdisziplinären Kolloquiums Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern, am 14./15. September 2007. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 2009. Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 2009, Nr. 3, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009, (Einzelveröffentlichung), ISBN 978-3-515-09438-2, S. 5–62.
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