Wagenrennen waren im antiken Griechenland und Rom eine beliebte Sportart.

Wagenrennen wurden mit Streitwagen durchgeführt, die üblicherweise mit zwei (griechisch: Synoris συνωρίς, römisch: Biga) oder vier (griechisch: Tethrippon τέθριππον, römisch Quadriga) Pferden bespannt wurden. Teilweise wurden für die Wagenrennen eigene Sportanlagen errichtet, die lateinisch als Circus bezeichnet werden.

Antikes Griechenland

Pferdesportwettbewerbe, Hippische Agone, gab es bei verschiedenen athletischen Spielen im antiken Griechenland.

Die erste literarische Erwähnung eines Wagenrennens in Griechenland findet sich in der Ilias (8. oder 7. Jahrhundert v. Chr.). Achill veranstaltete zu Ehren seines im Kampf gefallenen Freundes Patroklos ein solches.

Bei den Olympischen Spielen der Antike wurde 680 v. Chr. das erste Wagenrennen mit Viergespannen über ungefähr 13 km ausgetragen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Wagenrennen-Disziplinen über kürzere Distanzen, mit Zweigespannen und das Rennreiten hinzu. Im Gegensatz zu den anderen altgriechischen Sportlern waren die Wagenlenker nicht nackt – Sie trugen eine Berufskleidung, die für die Rennen sicher gestaltet war. Mächtige Persönlichkeiten der griechischen Welt – wie Philipp II. von Makedonien – ließen bei den Olympischen Spielen eigene Wagengespanne antreten. Der Aristokrat Kimon, der selber antrat, wurde vermutlich wegen seiner Erfolge als Wagenlenker umgebracht.

Antikes Rom

Den Brauch des Wagenrennens haben die Römer wohl von den Etruskern übernommen, die sie möglicherweise wiederum von den Griechen hatten. Im Gegensatz zu den Griechen hielten die römischen Wagenlenker (agitatores) die Leinen allerdings nicht in der Hand, sondern schlangen sie sich um den Arm. Dadurch hatten sie zwar einen besseren Halt, liefen aber auch Gefahr, mitgeschleift zu werden, sollte es zu einem Zusammenstoß kommen, was offenbar nicht selten geschah. Daher hatten sie ein Messer bei sich, um die Zügel notfalls abschneiden zu können. Neben den häufigen unbeabsichtigten Zusammenstößen und aus der Kurve getragenen Wagen schlugen Wagenlenker auch aufeinander ein, sie lebten also recht gefährlich. Die normalerweise sieben Runden wurde unter anderem mit Delfinen gezählt, da der Gott des Meeres, Neptun, auch als Schöpfer der Pferde galt.

In Rom wurde für die Wagenrennen der Circus Maximus, in Konstantinopel das Hippodrom erbaut. Auch in einigen weiteren Orten des antiken Mittelmeerraums gab es entsprechende Anlagen (siehe Circus (Antike)#Circusbauten im römischen Reich).

Die Wagenrennen waren im Prinzipat und in der Spätantike auch politisch von großer Bedeutung. Die Anhänger verschiedener Mannschaften waren in Zirkusparteien geteilt. Wahrscheinlich erst die „Grünen“ und die „Blauen“, später die „Weißen“ und „Roten“, die sich bisweilen bürgerkriegsähnliche Kämpfe lieferten. Unter Domitian gab es sogar sechs Parteien, Gold und Purpur kamen hinzu. Der römische Kaiser unterstützte häufig eine Partei.

Die Farben der damalig vier Zirkusparteien (weiß, rot, blau und grün) entsprechen nicht ganz den Farben der vier apokalyptischen Reiter in der Offenbarung des Johannes (weiß, rot, schwarz und grünlich). Da die apokalyptischen Reiter als Boten des Jüngsten Gerichts fungieren, also Unheil mit sich bringen, wird dies als Kritik an den Wagenrennen und dem römischen Staatskult insgesamt gewertet.

Heutige Rezeption

Ein berühmtes Wagenrennen in der Filmgeschichte ist das aus Ben Hur. Heutige Formen des Wagenrennens sind in stark abgewandelter Form der Trabrennsport oder der Fahrsport.

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Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Barbara F. McManus: THE CIRCUS: ROMAN CHARIOT RACING. Juli 2003, abgerufen am 19. Juli 2019.
  2. Universität Mannheim, Lehrstuhl für Alte Geschichte (Hrsg.): Wagenrennen mit einem Zweigespann. abgerufen am 19. Juli 2019.
  3. Erwin Pollack: Bigae. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 465–467.
  4. Universität Mannheim, Lehrstuhl für Alte Geschichte (Hrsg.): Wagenrennen mit einem Viergespann. abgerufen am 19. Juli 2019.
  5. Paul Jonas Meier: Agones 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 836–867.
  6. Chariot racing. In: britannica.com, abgerufen am 19. Juli 2019.
  7. Dirk Bennett: Chariot Racing in the Ancient World. In: History Today. 47. Jahrgang, Nr. 12. Britain Dezember 1997, S. 41–48 (worldagesarchive.com (Memento des Originals vom 6. Februar 2008 im Internet Archive)).
  8. M. Weisenhorn, Die hippischen Agone, Forum Archaeologiae 42/III/2007, Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 25. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Markus Weisenhorn: DIE HIPPISCHEN AGONE. In: Forum Archaeologiae, 2007, abgerufen am 19. Juli 2019.
  10. Ulli Kulke: Das alte Olympia war so korrupt wie die Fifa. In: welt.de, 8. Juni 2015, abgerufen am 20. Juli 2019.
  11. 1 2 Elizabeth Rawson: Chariot-Racing in the Roman Republic. In: Papers of the British School at Rome, November 1981, doi:10.1017/S0068246200008448.
  12. Paul Jonas Meier: Agitator. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 822 f.
  13. 1 2 3 Ludwig Friedländer: Sittengeschichte Roms - Kapitel VIII. Nachdruck, Phaidon Verlag, Wien 1934.
  14. Erwin Pollack: Delphines 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 2510 f.
  15. Hippodrome. In: britannica.com, abgerufen am 19. Juli 2019.
  16. Karl-Heinrich Ostmeyer: Vier Pferde, Farben und factiones. Die apokalyptischen Reiter und ihr zeitgeschichtlicher Hintergrund (Offb 6,2–8). In: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft. Band 113, Nr. 1, 2022, S. 99–121, doi:10.1515/znw-2022-0005.
  17. Ben Hur: Wie gefährlich waren die Wagenrennen der Antike?. In: wissen.de, 5. September 2016, abgerufen am 19. Juli 2019.
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