Das Waisenhaus in Hamburg war eine Wohnstätte für verwaiste Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren. Es wurde 1604 gegründet, 1943 zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut.

Geschichte

Das Waisenhaus geht zurück auf eine Stiftung vom 17. März 1597 durch Gillis de Greve und dem Kämmereibürger Simon von Petkum, Mitglieder des Hamburger Rats und der Erbgesessenen Bürgerschaft. Es wurde nach der Pestwelle 1596/1597 für verwaiste eheliche Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren gestiftet und von drei Ratsmitgliedern und acht Vorstehern verwaltet. Für den Bau wurde die alte baufällige Kapelle Sunte Maria to'm Schare am Binnenhafen gegenüber dem Ausgang des Rödingsmarkts hergegeben. Auf diesem Platze erstand 1604 das neue Gebäude, über dessen Kapelle sich 1609 ein kleiner Glockenturm erhob; 1626 wurde dann noch eine Kirche angebaut.

1779 zwang die Baufälligkeit des Hauses, die einen Einsturz befürchten ließ, zur Errichtung eines neuen durch Johannes Kopp in der Admiralitätstraße, das am 14. Juli 1785 eingeweiht wurde und seit 1842 als Rathaus diente. Das alte Gebäude wurde Schul- und Arbeitshaus der Armenanstalt, bis es 1801 abgebrochen wurde. An dasselbe erinnerte noch der Straßenname „Beim alten Waisenhause“.

1858 erfolgte eine Verlegung an die Averhoffstraße auf der Uhlenhorst. 1908 erhielt das Waisenhaus auf der Uhlenhorst einen Neubau von Albert Erbe, der 1915/18 um ein von Fritz Schumacher erbautes Kleinkinderhaus erweitert wurde. 1922 betreuten dort, sowie in Kinderheimen in Langenhorn und Garstedt, 200 Angestellte 1.250 Kinder. Nach der Zerstörung des Dachstuhls 1943 wurde das Waisenhaus nicht neu aufgebaut. Das Gebäude selbst wurde 1955/56 wieder aufgebaut, allerdings mit einem Flachdach und einem zusätzlichen Stockwerk. Heute dient es als Wohngebäude.

Ab 1863 übernahm ein Vorstand, bestehend aus zwei Ratsmitgliedern und sechs Mitgliedern der Bürgerschaft, die Verwaltung. 1892 wurde die Waisenpflege in Hamburg dem Waisenhauskollegium übergeben. Das Vermögen der Stiftung bestand aus Vermächtnissen, Schenkungen und Sammlungen. 1646 wurden dort rund 700 Kinder betreut.

Zwischen 1633 und 1876 wurde das Volksfest Waisengrün gefeiert und dabei Spenden für das Waisenhaus gesammelt.

Literatur

  • Friedrich Georg Buek: Waisenhaus. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, OCLC 844917815, S. 451–454 (Digitalisat bei Google Books [abgerufen am 25. Februar 2015]).
  • Franklin Kopitzsch, Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg Lexikon. 4., aktualisierte und erweiterte Sonderausgabe. Ellert & Richter, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8319-0373-3, S. 736.
  • Matthias Schmoock: Waisenhaus. Harte Kindheit hinter hohen Mauern. In: ders.: Hamburgs verschwundene Orte. Überraschende Geschichten aus der Hansestadt. 2. Auflage,. Bast Medien, Überlingen 2021, ISBN 978-3-946581-82-6, S. 130–133.
Commons: Waisenhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bildung und Waisenfürsorge. Abgerufen am 21. August 2021 (deutsch).
  2. St. Maria to'm Schare. In: Lexikus. Abgerufen am 21. August 2021.
  3. Hamburger Abendblatt (Hrsg.): Hamburgs Vergangenheit und Gegenwart. Band 2, 1896, S. 407.
  4. winking-froh.de
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