Waldenecksee
Petersee
Felswände des aufgegebenen Steinbruchs Waldeneck und Waldenecksee
Geographische Lage Sinzheim, Baden-Württemberg
Ufernaher Ort Baden-Baden
Daten
Koordinaten 48° 44′ 15,8″ N,  12′ 33,1″ O
Höhe über Meeresspiegel f1ca. 320 m
Fläche 1,073 9 ha
Länge ca. 0,2 kmdep1

Besonderheiten

Steinbruchsee

Der Waldenecksee oder Petersee ist ein Steinbruchsee am Westrand des Nordschwarzwalds. Er liegt in einer von Baden-Badener Stadtgebiet umgebenen Exklave der Gemeinde Sinzheim zwischen Iberg und Fremersberg an der Westseite des Bergs Waldeneck. Um das Jahr 1900 wurde dort ein Steinbruch angelegt, der bis 1968 in Betrieb war. In der Bruchsohle bildete sich danach ein etwa 200 m langer und 35–75 m breiter See. Er trägt einen seiner geläufigen Namen nach dem ehemaligen Steinbruchpächter, dem Porphyr-Schotterwerk Peter. Heute ist er als Fischgewässer verpachtet; das Baden ist verboten. Auf seiner östlichen und südöstlichen Seite wird der See von der etwa 65 m hohen Felswand des Steinbruchs überragt.

Beschreibung

Ökologie

Der durch Quell- und Oberflächenwasser gespeiste See verfügt über keine natürlichen Zu- und Abläufe. Da somit kein Wasseraustausch stattfinden kann und gleichzeitig Nährstoffe durch Pflanzenbewuchs und Badegäste eingetragen werden, besteht die Gefahr des Umkippens. Dies geschah im Sommer 2013, als ein erhöhter Ammoniakgehalt im Wasser ein nicht unerhebliches Fischsterben auslöste. Daraufhin war über mehrere Wochen die Feuerwehr Sinzheim an dem Gewässer im Einsatz und reicherte das Seewasser durch Versprühen mit Sauerstoff an.

In der Folge ließ der Angelsportverein Sinzheim als Pächter des Sees mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Sinzheim 2014 eine solarbetriebene Umwälzpumpe installieren, die Wasser vom Seegrund an die Oberfläche pumpt und so für eine bessere Vermischung sorgt.

Geologie

An den Felswänden des Steinbruchs sind Quarzporphyre des Oberen Rotliegenden aufgeschlossen. Es sind ignimbritische Rhyolithe, also pyroklastische vulkanische Gesteine, die nicht als Lava ausgeflossen und erkaltet, sondern aus fluiden Suspensionen kleiner Magmateilchen in hocherhitzten Gasen entstanden sind. Drei Deckenergüsse von Ignimbrit unterschiedlicher Färbung und mineralischer Zusammensetzung sind von unten nach oben erkennbar. Die Gesteine gehören lithostratigraphisch zur Lichtental-Formation, die sich aus Überresten eines knapp 300 Millionen Jahre alten Vulkans zusammensetzt. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg stuft den aufgegebenen Steinbruch Waldeneck als schutzwürdiges Geotop ein.

Felssturz

Am Morgen des 8. Mai 2023 ereignete sich am Waldenecksee ein Felssturz, als mehrere Tausend Kubikmeter Gestein aus der Steilwand abbrachen und ins Wasser rutschten. Die dadurch ausgelöste Flutwelle erreichte an der gegenüberliegenden Böschung Höhen von bis zu fünf Meter und richtete im Umfeld des Sees Verwüstungen an. So wurden Bäume entwurzelt, Verkehrsschilder umgeknickt und Felsen mitgerissen. Fische wurden in bis zu 500 Meter Entfernung vom See gefunden.

Das Gelände als Drehort

Das etwa zwei Kilometer vom Baden-Badener Funkhaus des Südwestrundfunks entfernt gelegene Steinbruch- und Seegelände diente wiederholt als Film-Drehort, etwa 1984 im Historien-Vierteiler Lenz oder die Freiheit, wo es das Höllental darstellte, in mehreren Folgen der Krimireihe Tatort und 2010 als Schauplatz des Showdowns im Thriller Unter Nachbarn. Der Baden-Badener Regisseur Eric Hordes nutzte den See im Jahr 2015 als Drehort für seinen Kinofilm Trolls World – Voll vertrollt!.

Commons: Waldenecksee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gewässernetz im Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 1. November 2013
  2. Amtlicher Stadtplan Baden-Baden 1:15.000
  3. 1 2 3 Gemeinde Sinzheim: Waldenecksee, abgerufen am 1. November 2013
  4. 1 2 Rudolf Metz: Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald, besonders in dessen alten Bergbaurevieren. 2., vollständig überarbeitete Auflage, Schauenburg, Lahr 1977, ISBN 3-7946-0128-9, S. 560 f.
  5. ASV Sinzheim (Memento vom 19. August 2013 im Internet Archive)
  6. Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
  7. Fischsterben in Sinzheim knapp verhindert. Website des Landesfischereiverbands Baden e.V., abgerufen am 7. Juli 2014
  8. vgl. Haushaltsplan 2014 der Gemeinde Sinzheim (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
  9. Lichtental-Formation in LithoLex, Online-Datenbank der lithostratigraphischen Einheiten Deutschlands, abgerufen am 7. Juli 2014
  10. Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (Hrsg.): Geologische Naturdenkmale im Regierungsbezirk Karlsruhe. Karlsruhe, 2000. Seite 125 f. (PDF; 5,6 MB)
  11. LGRB: Geotop-Steckbrief Aufg. Steinbruch Waldeneck (Peter'scher Bruch) im Iburg-Wald zwischen Neuweier und Baden-Baden, abgerufen am 11. Mai 2023
  12. Michael Rudolphi: „Felssturz am Waldenecksee bei Baden-Baden löst Spur der Verwüstung aus“. Am 8. Mai 2023 auf bnn.de (Badische Neueste Nachrichten). Abgerufen am 9. Mai 2023.
  13. Michael Rudolphi: „Warum nach dem Felssturz am Waldenecksee bei Baden-Baden weiter Lebensgefahr besteht“. Am 8. Mai 2023 auf bnn.de (Badische Neueste Nachrichten). Abgerufen am 9. Mai 2023.
  14. Friedrich P. Kahlenberg & Dietrich Mack (Hrsg.): Abenteuer Revolution. Der SWF-Film Lenz oder die Freiheit. TR-Verlagsunion, München 1986, ISBN 3-8058-1962-5, S. 99 f.
  15. Conny Hecker-Stock: Dramatischer Showdown am Baden-Badener Petersee. In: Badisches Tagblatt, September 2010
  16. vgl. Szenenbild aus Unter Nachbarn auf kurhausproduction.de (mit Maxim Mehmet und Charly Hübner im Boot auf dem Waldenecksee)
  17. Kinofilm-Produktion Goblin 2 in Baden-Baden – goodnews4.de
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