Walter Baumgartner (* 16. November 1904 in Sevelen SG; † 3. Oktober 1997 in Zollikerberg; gebürtig Walter Ernst Baumgartner) war ein schweizerischer Komponist und Jazzmusiker (Pianist, Posaunist).

Leben und Wirken

Baumgartner studierte in Paris Literatur und später am Konservatorium Zürich bei Volkmar Andreae Kompositionslehre. Als Leichtathlet vertrat er die Schweiz bei den Hochschul-Europameisterschaften in Rom. Etwa 1934 gründete er das Swing-Orchester «The Magnolians», zu dem Musiker wie der Saxophonist Eddie Brunner gehörten, mit dem er im Zürcher Varieté-Theater Corso auftrat und auftrat und 1937 auch Plattenaufnahmen vorlegte. Seine künstlerischen Vorbilder waren Swingkomponisten wie Glenn Miller und Benny Goodman. 1935 wurde an der Musikakademie Zürich eine Jazz-Abteilung gegründet, die er bis 1947 leitete.

Während des Zweiten Weltkrieges war er als Sekundarlehrer in Zürich, Meilen und Grüningen ZH tätig. In dieser Zeit arrangierte er für Schlagersänger wie Vico Torriani, Lys Assia und die Geschwister Schmid. Diese Swiss Swing-Nummern sind aufgrund der «zum Teil waghalsigen Arrangements» bemerkenswert (Bruno Spoerri).

Seit 1944 schrieb er Filmmusiken, zunächst für den im Sinne der geistigen Landesverteidigung produzierten Dokumentarfilm Heilende Schweiz. Danach komponierte er noch die Musik zu etwa fünfzig weiteren Dokumentarfilmen sowie zu Werbefilmen, für deren Aufnahmetermine er oft Jazzmusiker engagierte.

Seine Filmmusik zu dem sentimentalen Grandhotel-Film Palace Hotel machte ihn 1952 zu einem der bekanntesten Schweizer Filmkomponisten. Baumgartner arbeitete für verschiedene Filmfirmen, besonders erfolgreich wurde aber seine Zusammenarbeit mit dem Produzenten Erwin C. Dietrich. Das Lexikon des Films führt ihn bei nicht weniger als 83 Spielfilmen, die zwischen 1952 und 1990 entstanden, als Komponisten auf. Besonders zu erwähnen sind seine Arbeiten für Filme von Kurt Früh (zwischen 1955 und 1972).

Er komponierte ausser Film- und Swingmusik auch für Kleinkunstprogramme, zunächst für ein Kabarett-Programm mit Margrit Rainer, Ruedi Walter, Helen Vita und Harro Lang, wo er auch als pianistischer Begleiter fungierte, im Weiteren auch für Erich Kästner und Werner Wollenberger. Die Liste seiner Kompositionen und Arrangements zählt mehr als 700 Einträge; sein musikalischer Nachlass liegt in der Zentralbibliothek Zürich.

Baumgartner war viele Jahre als Vorstandsmitglied der Urheberrechtsgesellschaft SUISA tätig und setzte sich dort besonders für die Altersvorsorge der Mitglieder ein.

1956 heiratete er Helen Vita. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Der Kameramann Peter Baumgartner ist sein Neffe. Die beiden waren an mehreren Produktion gemeinsam beteiligt.

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele (Musik)

Literatur

  • Benedikt Eppenberger, Daniel Stapfer: Mädchen, Machos und Moneten. Die unglaubliche Geschichte des Schweizer Kinounternehmers Erwin C. Dietrich. Verlag Scharfe Stiefel, Zürich 2006, ISBN 3-033-00960-3, S. 42 f.

Lexigraphische Einträge

  • Ingrid Bigler-Marschall: Walter Baumgartner. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 135 f.
  • Bruno Spoerri: Biografisches Lexikon des Schweizer Jazz CD-Beilage zu: B. Spoerri (Hrsg.): Jazz in der Schweiz. Geschichte und Geschichten. Chronos-Verlag, Zürich 2005; ISBN 3-0340-0739-6
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