Walter Otto Hieber (* 18. Dezember 1895 in Stuttgart; † 29. November 1976 in München) war ein deutscher Chemiker.

Leben und Werk

Hieber wurde als Sohn des Pfarrers, Reichstagsabgeordneten und späteren Kultusministers und Staatspräsidenten Württembergs Johannes Hieber geboren. Nach der Promotion 1924 bei Rudolf Weinland mit der Arbeit Über Komplexverbindungen des dreiwertigen Eisens mit unterphosphoriger Säure an der Universität Tübingen (in Tübingen wurde Hieber wie sein Vater Mitglied der Verbindung Normannia) folgte er seinem Lehrer nach Würzburg. Nach seiner Habilitation wurde er Dozent in Heidelberg und 1935 Direktor des Anorganisch-chemischen Instituts der Technischen Hochschule München. An der heutigen Technischen Universität München ist ein Hörsaal in der Fakultät für Chemie nach ihm benannt. Seit 1944 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Hieber ist der Begründer der Metallcarbonyl-Chemie. Er entdeckte die sogenannten Metallcarbonylhydride wie H2Fe(CO)4 oder HMn(CO)5, erkannte die Basenreaktion der Metallcarbonyle und leistete die entscheidenden Beiträge zur Synthese zahlreicher Metallcarbonyl-Verbindungen wie Re2(CO)10.

1951 erhielt er den Alfred-Stock-Gedächtnispreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Zehn seiner Schüler wurden später Lehrstuhlinhaber: der Nobelpreisträger Ernst Otto Fischer (sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Anorganische Chemie an der TU München, ab 1964) sowie Reinhard Nast (Hamburg), Fritz Seel (Saarbrücken), Helmut Behrens (Erlangen), Erwin Weiss (Hamburg), Thomas Kruck (Köln), Ekkehard Lindner (Tübingen), Hans-Ludwig Krauss (Universität Bayreuth), Franz Lux (Technische Universität München) und Wolfgang Beck. Im Jahr 1956 wurde Hieber zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Bücher

  • Über Komplexverbindungen des dreiwertigen Eisens mit unterphosphoriger Säure, Dissertation, Tübingen 1919
  • Zur Kenntnis der chemischen Reaktionen des Eisencarbonyls, Habil.-Schrift, Würzburg 1929
  • Literatur von und über Walter Hieber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • W. A. Herrmann: 100 Jahre Metallcarbonyle. Eine Zufallsentdeckung macht Geschichte, in: Chemie in unserer Zeit 22 (1988) 113–122; doi:10.1002/ciuz.19880220402
  • W. A. Herrmann: Walter Hieber (1895–1976), in: Köpfe der TUM - Geniale Erfinder und Entdecker aus der Technischen Universität München (W. A. Herrmann und M. Pabst, Hrsgb.), S. 96–103, TUM.University Press, München 2018; ISBN 978-3-95884-000-3.

Einzelnachweise

  1. Informationen zu und akademischer Stammbaum von Walter Otto Hieber bei academictree.org, abgerufen am 12. Februar 2018.
  2. Walter Hieber. Nachruf bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Ernst Otto Fischer (PDF-Datei).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.