Walter Thor (* 13. Februar 1870 in Neusalz an der Oder, Provinz Schlesien; † 15. Januar 1929 in München) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Leben

Der Sohn eines Ingenieurs besuchte ab Mai 1889 zunächst die Naturklasse von Nikolaus Gysis an der Münchner Kunstakademie, wechselte jedoch nach kurzer Zeit zu Franz von Defregger, dessen Meisterschüler er wurde.

Nachdem er 1896 die Akademie verlassen hatte, gründete er in München eine private Mal- und Zeichenschule, die er bis 1921 leitete. Walter Thor gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Luitpold-Gruppe und wurde später Präsident des Münchner Künstlerbundes Der Bund. Er war zudem Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend, die einige seiner Werke auf ihren Titelblättern veröffentlichte.

Walter Thor wirkte hauptsächlich als Porträtist, wobei er Menschen aller Gesellschaftsschichten mit großem psychologischem Einfühlungsvermögen abbildete. Der Einfluss des Impressionismus zeigt sich in seiner lockeren Pinselführung und in der fein abgestuften, niemals grellen Farbigkeit. Die Qualität seiner Bildnisse führt vielfach zu Vergleichen mit Wilhelm Leibl.

Von der hohen Wertschätzung, die man Walter Thors Malerei entgegenbrachte, zeugen die zahlreichen Auszeichnungen, mit denen seine Werke auf Kunstausstellungen im In- und Ausland bedacht wurden.

Seit 1904 wohnte Walter Thor und seine Familie – die mit dem Tiermaler Otto Gebler befreundet waren – im zweiten Stock des Hauses Ainmillerstraße 10 in München-Schwabing, ab 1910 befand sich im Dachgeschoss desselben Hauses auch sein Atelier.

Walter Thor verstarb im 59. Lebensjahr. Sein Grab befindet sich auf dem Münchner Nordfriedhof. Vom 15. November bis 31. Dezember 1929 veranstaltete die Münchner Künstlergenossenschaft eine Ausstellung seiner nachgelassenen Werke.

Auszeichnungen

  • 1895 Erste Medaille der Kunstakademie München
  • 1901 Zweite Medaille Internationale Kunstausstellung, München
  • 1901 Dritte Goldene Medaille der Kunstausstellung, Paris
  • 1902 Erste Goldene Medaille Internationale Kunstausstellung, Rouen
  • 1904 Silberne Medaille Weltausstellung St. Louis
  • 1904 Große Goldene Österreichische Staatsmedaille, Salzburg
  • 1909 Erste Große Goldene Medaille der 10. Internationalen Kunstausstellung, München
  • 1910 Goldene Medaille, Buenos Aires
  • 1911 Große Goldene Österreichische Staatsmedaille, Klagenfurt
  • 1913 Professorentitel, verliehen durch König Ludwig III. von Bayern
  • Ritterkreuz des Österreichischen Franz-Joseph-Ordens

Schüler

Werke (Auswahl)

Gemälde in Museen
Bildnisse
  • Am Weihnachtsmorgen
  • Sohn Wilfried
  • 1905 Lena Leutascher Mädchen
  • 1915 König Ludwig III. von Bayern als Großmeister des Georgsordens
  • 1917 Veronika

Literatur

  • Thor, Walter. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 82.
  • Hermann Alexander Müller, Hans Wolf Singer: Allgemeines Künstlerlexikon. Band 6, Frankfurt am Main 1922, S. 280.
  • Wilhelm Zils (Hrsg.): Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. Kellerer, München 1913, S. 370 (Digitalisat).
  • Sonja Baranowa: Walter Thor. In: Horst Ludwig: Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst. Münchner Maler im 19. Jahrhundert. Band 4: Saffner-Zwengauer, München 1983, S. 262–264.
  • Lothar Altmann: Walter Thor. Ein vergessener Münchner Porträtmaler der Jahrhundertwende. In: Die Weltkunst, 61. Jg., Nr. 3 (1991), S. 248.
  • Gerhard J. Bellinger, Brigitte Regler-Bellinger: Schwabings Ainmillerstraße und ihre bedeutendsten Anwohner. Ein repräsentatives Beispiel der Münchner Stadtgeschichte von 1888 bis heute. Norderstedt 2003.

Einzelnachweise

  1. Münchner Maler des 19. Jahrhunderts, S. 263.
  2. Grabstelle: 104-3-1.
  3. Nachlass-Ausstellung Prof. Walter Thor. Maximilianstr. 26, 15. Nov. - 31. Dez. Münchner Künstlergenossenschaft, München 1929.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.