Walter Warlimont (* 3. Oktober 1894 in Osnabrück; † 9. Oktober 1976 in Kreuth) war ein deutscher Offizier und zuletzt als General der Artillerie der Stellvertreter von Generaloberst Alfred Jodl im Wehrmachtführungsstab.
Familie
Walter Warlimont war der Sohn von Louis Warlimont (1857–1923) und Anna Rinck (1860–1931). Beide Eltern stammten aus Eupen. Sein Vater war in Osnabrück Verlagsbuchhändler und Antiquar.
In zweiter Ehe heiratete er 1927 Anita von Kleydorff (1899–1987), Tochter von Franz Egenieff und der US-Amerikanerin Paula Busch, einer Nichte des deutschamerikanischen Bierbrauers und Multimillionärs Adolphus Busch.
Leben
Warlimont trat nach bestandenem Abitur im Februar 1913 in das Niedersächsische Fußartillerie-Regiment Nr. 10 als Fahnenjunker ein. Nach Besuch der Kriegsschule in den Jahren 1913 und 1914 wurde er zum Leutnant befördert. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Batterieoffizier, Adjutant und Batterieführer an der Westfront und in Italien.
Nach Ende des Krieges diente Warlimont im Freikorps Maercker, bevor er in die Reichswehr übernommen wurde. Dort diente er im 6. Preußischen Artillerie-Regiment in Minden. Nach einem dreimonatigen Sprachurlaub in England wurde er 1926 als Hauptmann in den Generalstab versetzt. Dort diente Warlimont als 2. Adjutant beim Chef des Truppenamtes und in der Wehrwirtschaftlichen Abteilung, bevor er in die Abteilung Fremde Heere des Reichswehrministeriums versetzt wurde. Dieser Tätigkeit schloss sich 1929 eine einjährige Kommandierung zur United States Army an, um Informationen über die wirtschaftliche Mobilmachung zu erhalten. Nach seiner Rückkehr war er bis 1935 Chef der III. Batterie im 1. (Preußischen) Artillerie-Regiment in Allenstein, (Ostpreußen).
Warlimont war ein Verfechter der Autarkiebestrebungen im Rahmen des Vierjahresplans. Ohne Rücksicht auf die Kosten sollten Ersatzrohstoffe zum Einsatz kommen:
„In Wahrheit gilt wohl von keiner ‚Kapitalsanlage‘ eher der nationalsozialistische Grundsatz, daß es nicht auf die Rentabilität im engeren Sinne, sondern auf den Nutzen für die Gesamtheit der Volkswirtschaft und der Nation ankommt als bei der Rohstoffersatzerzeugung.“
Zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges 1936 wurde er als Oberstleutnant zu General Franco als Militärischer Bevollmächtigter des Reichskriegsministers kommandiert.
Nach seiner Rückkehr wurde er 1937 Kommandeur des Artillerie-Regiments 26 in Düsseldorf. Während dieser Zeit erfolgte seine Beförderung zum Oberst. 1938 diente Warlimont als Chef der Abteilung „L“ (Landesverteidigung) im Wehrmachtführungsamt (WFA) und war in dieser Funktion ständiger Vertreter des Chefs WFA. Von 1934 bis 1939 unternahm er militärische Aufklärungsreisen, getarnt als Bildungsreisen, nach Belgien, Niederlande, Frankreich, England und in die USA.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Warlimont Stellvertretender Chef des WFA. Diese Dienststellung hatte er bis zu seiner Verabschiedung in die Führerreserve inne. Am 1. August 1940 wurde er zum Generalmajor ernannt. Er war an der geheimen Vorbereitung des Überfalls auf die Sowjetunion beteiligt, bekannt unter dem Decknamen Unternehmen Barbarossa. Ebenso unterzeichnete er den völkerrechtswidrigen und von Wilhelm Keitel genehmigten Kommissarbefehl, infolgedessen zwischen Juni 1941 und Juni 1942 fast 4000 sowjetische Politoffiziere und Funktionäre ermordet wurden, vor. Auch an der Erstellung des Kommandobefehls war er beteiligt. Am 1. April 1942 wurde Warlimont zum Generalleutnant und im April 1944 zum General der Artillerie befördert. Er erlitt beim Attentat vom 20. Juli 1944 von Stauffenberg auf Adolf Hitler Verletzungen am Arm und (wie sich erst später herausstellte) eine Gehirnerschütterung. Nach einem Frontbesuch in Frankreich im August 1944 erkannte er wie Rommel, dass die Fortführung des Krieges aussichtslos war. Jodl, dem diese Meinungsänderung bekannt wurde, ließ daraufhin Material sammeln, das Warlimonts „Führerglauben“ in Zweifel ziehen sollte. Im September 1944 entzog ihm Hitler das Vertrauen und versetzte ihn in die Führerreserve des OKH.
Bis August 1945 wurde er im alliierten Kriegsgefangenenlager Camp Ashcan im luxemburgischen Bad Mondorf festgesetzt und danach nach Nürnberg überstellt. Er verfasste mit vier weiteren hochrangigen Generälen die Denkschrift der Generäle mit dem offiziellen Titel Das Deutsche Heer von 1920–1945 für den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Darin wurde die Rolle von Oberkommando der Wehrmacht und Oberkommando des Heeres im Zweiten Weltkrieg verharmlost und beschönigt. Die Schutzbehauptungen der Denkschrift bildeten den Grundgedanken für die spätere Verteidigung führender Wehrmachtsoffiziere in Kriegsverbrecherprozessen und bestimmten trotz stichhaltiger und umfangreicher Gegenbeweise das Bild der sauberen Wehrmacht in der Öffentlichkeit.
Ende Oktober 1948 wurde Warlimont im Nürnberger Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht (Fall XII) zu lebenslanger Haft verurteilt – die dort verhängte Höchststrafe, die außer bei ihm nur noch im Fall Hermann Reinecke ausgesprochen wurde. 1951 wurde das Urteil in 18 Jahre Haft umgewandelt, aber schon im Juni 1954 konnte Warlimont das Kriegsverbrechergefängnis Landsberg verlassen.
Veröffentlichungen
- Einsatz der staatlichen Gewalten in der Führung des totalen Krieges. In: Militärwissenschaftliche Rundschau. 1. Jahrgang Heft 3, 1936.
- Im Hauptquartier der Wehrmacht 1939–1945. Bonn 1964 (Nachdruck unter dem Titel: Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht In: Weltbild. Augsburg 1990).
Literatur
- Jörg Friedrich: Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland 1941–1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht. Piper, München 1995, ISBN 3-492-12116-0. (Gibt einen guten Einblick über die Tätigkeit und Verantwortung Warlimonts im Krieg gegen die Sowjetunion.).
- Horst Mühleisen: General der Artillerie Walter Warlimont. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende. Band 2, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-089-1, ISBN 3-534-12678-5 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), S. 270–275.
Weblinks
- Literatur von und über Walter Warlimont im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Walter Warlimont in der Internet Movie Database (englisch)
- Der vollständige Lebenslauf bei Shoa.de
- Warlimont über sein Scheitern im Nahen Osten. Als Mitglied im „So-Stab F“ (für den Befehlshaber Hellmuth Felmy) lieferten diese Nazis sich ca. 1955 einen Streit, warum ihre Aktivitäten zum Islamfaschismus scheiterten. Meinung des Kontrahenten Felmy oberhalb. Auszüge aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv, ZA 1 /2257: Die deutsche Ausnutzung der arabischen Eingeborenenbewegung im Zweiten Weltkrieg. P-207, Teil I, S. 91–100. Felmy; Teil II, S. 178–181 Warlimont.
- Katharina Kellmann:
Einzelnachweise
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 6. November 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Esther-Julia Howell: Von den Besiegten lernen? Die kriegsgeschichtliche Kooperation der U.S. Armee und der ehemaligen Wehrmachtselite 1945–1961 (Studien zur Zeitgeschichte, Band 90), Berlin 2016, ISBN 978-3-11-041478-3.
- ↑ Wirtschaftliche Mobilmachung für den totalen Krieg. In: Die Börse. Zeitung für das gesamte Wirtschaftsleben( mit der Beilage Bilanzkritik) / Die Börse. Wirtschaftszeitung für Mitteleuropa, 26. März 1936, S. 1 (online bei ANNO).
- ↑ Beförderungen in der Wehrmacht. In: Neues Wiener Tagblatt, 2. August 1940, S. 6 (online bei ANNO).
- ↑ Paul R. Bartrop, Eve E. Grimm: The Holocaust: The Essential Reference Guide. ABC-CLIO, Santa Barbara 2022, ISBN 978-1-4408-7778-0, S. 192.
- ↑ Jeffry M. Diefendorf, Axel Frohn, Hermann-Josef Rupieper: American Policy and the Reconstruction of West Germany, 1945-1955, Cambridge University Press, 1993, ISBN 9780521431200, S. 446.
- ↑ Beförderungen in der Wehrmacht. In: Neues Wiener Tagblatt, 20. April 1942, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Wolfram Wette: Die Wehrmacht. Fischer 2002, ISBN 3-7632-5267-3, S. 206 f.
- ↑ Valerie Geneviève Hébert: Befehlsempfänger und Helden oder Verschwörer und Verbrecher? In: NMT: die Nürnberger Militärtribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtsschöpfung. Hrsg.: Priemel und Stiller, Hamburger Edition 2013, ISBN 978-3-86854-278-3, S. 274 f.
- ↑ Schwerer Kerker für elf Hitler-Generäle. In: Weltpresse. Unabhängige Nachrichten und Stimmen aus aller Welt / Weltpresse, 29. Oktober 1948, S. 7 (online bei ANNO).