Die Wasserspiele Hellbrunn befinden sich im Schlosspark von Hellbrunn am südlichen Stadtrand der Stadt Salzburg. Sie sind die weltweit besterhaltenen Wasserspiele der Zeit der späten Renaissance bzw. des Manierismus. Sie wurden um 1613 von Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems in Auftrag gegeben.
Grotten und Teiche aus der Zeit der Renaissance wurden wie in Hellbrunn im Allgemeinen römischen Palastanlagen nachempfunden und in der Folge weiterentwickelt. Besonders war es der Palast Kaiser Neros, das „Domus aurea“, dessen Gestaltung Renaissance-Künstlern damals Vorbild wurde. Teile dieses Palastes, die „Grotten“, waren mit Gemmen und Muscheln geschmückt und im Park befanden sich große geometrische Teiche. Auch die Villa d’Este in Tivoli und andere Parkanlagen in Rom und in Norditalien waren ein Vorbild für Hellbrunn. Höhepunkt der kunstvollen Wassergärten war auch der (nur teilweise erhaltene) von Francesco de Medici erbaute Garten des Pratolino. Die technisch immer aufwändigeren Renaissancespiele mit und durch das Wasser sollten eine göttliche Krönung der Nachahmung der Natur darstellen.
Ganz im Stil einer Villa urbana italienischer Prägung ließ der Bauherr Markus Sittikus in Anlehnung an verschiedene italienische Wasserspiele 1613 im Schlosspark von Hellbrunn neben anderen Bauten seine aufwändigen Wasserspiele errichten. Diese Wasserspiele sollten schon bald nach ihrer Errichtung weit über Salzburg hinaus Berühmtheit erlangen und wurden öfter mit den berühmten Anlagen Italiens verglichen.
Heute kann eine einst von den Wasserautomaten ausgehende Magie oft nicht in gleichem Maß wie in der Zeit der Entstehung nachvollzogen werden. Sie bleiben aber eine viel bestaunte historische Attraktion Salzburgs, die in ihrer Originalität die Besucher Salzburgs verzaubert.
Vom Theatrum zum Sternweiher
- Theatrum (Römisches Theater). Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde in Italien der Typ des „Teatro delle acque“ immer beliebter, der aus randlichen Schauwänden und künstlichen Teichanlagen bestand. So wurde auch in Hellbrunn eine derartige Anlage errichtet. Der bogenförmige Wandaufbau ist mit Kieselmosaik geschmückt und durch Figurennischen gegliedert. In der Mitte des Theatrums thront über dem Prunkwappen von Markus Sittikus die „Roma victrix“, die römische Siegesgöttin. Darunter steht mittig in einer Nische eine Kaiserfigur. Diese Figur sowie die Roma victrix stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit vom bekannten Salzburger Bildhauer Hans Waldburger. Alle sechs Statuen im Theatrum wurden nach Giovanni Battista Cavalieris Antiquarum Statuarum Urbis Romae Primus Et Secundus Liber (Rom 1585) gefertigt. Die Kaiserstatue in der Mitte entspricht nicht den Kaiserdarstellungen der römischen Antike. Während die römischen Kaiser ausnahmslos mit gelockten Haaren oder mit in die Stirn fallenden Haaren dargestellt werden, sind die Haare dieser Figur streng zurückgekämmt. Während bei den antiken Kaiserstatuen die deutlich erkennbaren Brustharnische den Oberkörper vollständig abdecken, sieht der Oberkörper bei dieser Figur mit der feinen Darstellung der einzelnen Muskeln so aus, als ob hier kein Harnisch vorhanden wäre. Diese Figur stellt Kaiser Nero oder Alexander d. Großen dar, allerdings mit einem Kopf, der stark an den von Markus Sittikus innig geliebten Neffen Jakob Hannibal II. (1595–1646) erinnert. Dieser hatte schon als Kind die Haare streng nach hinten gekämmt. Ein Gemälde des 22-jährigen Jakob Hannibal zeigt ihn noch immer mit derselben auffälligen Frisur. Während das Gesicht an Jakob Hannibal II. erinnert, ist die Pose der Statue wohl der Figur „Adonidis signum integerimum omniumque reperiuntur excellenti arteficis opus è marmore Romae in aedibus Episcopi Aquinatis“ (fol. 95) aus Cavalieris Buch von 1585 angelehnt. Die Roma vinctrix ist nach der Figur „Romae Colossus celebris in hortis Car. Cesis cui Dacia opta subest“ (fol. 19) gestaltet. Die beiden Figuren außen stellen links einen gefangenen Partherkönig „Parthorum Rex capitvus“ (fol. 30) und rechts einen gefangenen Armenierkönig „Rex Armeniae capitvus“ (fol. 31) dar. Beide Länder wurden von Alexander d. Großen militärisch eingenommen. Die beiden sitzenden Figuren stellen links Flora („Florae deae simulacrum e marmore in Vaticano viridario Romae“ (fol. 16)) und rechts eine Vesta („Vestae deae, signum, ut conijcerelicer, e marmore in Vaticano Viridario Romae“ (fol. 9)) dar, deren antike Vorbilder in den Vatikanischen Gärten standen.
- Fürstentisch: Der Marmortisch wird mit den Wappentieren Löwe und Steinbock sowie einem Schnurrelief mit Früchten geschmückt. Die sich umarmenden Wappentiere beziehen sich auf das im Festsaal geschriebene Motto „Numen vel dissita iungit“ („Göttlicher Wille vereint auch Gegensätze“). Dieselben sich umarmenden Wappentiere sind auch an der Fassade am Salzburger Dom angebracht. Die Sitzplätze und der Tisch selbst sind Teil von verspielten Wasserscherzen, bei denen nur der Gastgeber trocken blieb. Den flüchtenden Tischgästen wurde dabei durch eine aufsteigende Wasserwand aus Bodendüsen die Flucht erschwert. In der Mitte des Tisches ist ein Becken mit fließendem Wasser zur Kühlung von Getränken eingelassen.
- Zwei rechteckige und dazwischen ein lang ovaler Teich liegen südlich des Römischen Theaters. In den Teichen tummeln sich vier Triton-Skulpturen, die aus je einer Tritonschnecke Wasser speien. Ein halb liegender Flussgott ruht im Norden der Teiche. Die Figur ist nach Giovanni Battista Cavalieris Antiquarum Statuarum Urbis Romae Primus Et Secundus Liber (Rom 1585) gefertigt und stellt „Tiberis Fluvij simulacrum e marmore excellentis artificis opus, in Vaticano Pontificum viridario Romae“ (fol. 2) dar. Auf einer rechteckigen Insel in der Mitte der Anlage sitzt eine Wassergöttin, die in der erhobenen linken Hand eine schlanke Muschel hält. Im Süden steht auf einem hohen Sockel die Statue des Bacchus. Die Figur ist nach dem „Bacchus In aedibus Farnesianis“ (fol. 77) aus G. B. Cavalieris Antiquarum Statuarum Urbis Romae Tertius Et Quartus Liber (Rom 1593) gestaltet.
- Der Weinkeller wurde 1659 von Guidobald von Thun errichtet. Das Kellergewölbe ist innen aus rohem Kalkstein gearbeitet. Es besitzt ein schmiedeeisernes Tor mit dem Prunkwappen des Erbauers Guidobald von Thun sowie zwei sitzende Hundeskulpturen seitlich neben dem Eingang. Die Hundeskulpturen erinnern an die Abbildung der Figur „Adonidis signum integerimum omniumque reperiuntur excellenti arteficis opus è marmore Romae in aedibus Episcopi Aquinatis“ (fol. 95) aus Cavalieris Buch von 1585. Adonis wird dort von einem Hund begleitet und stützt seine Hand auf den abgetrennten Schädel eines erlegten Wildschweines, das als Skulptur mit drei Frischlingen ebenfalls als Skulptur in Hellbrunn vorhanden ist.
- Die Orpheusgrotte ist ein innen fast vollständig mit tropfsteinartigem Tuff verkleideter Steinbau mit verschiedenen Marmorskulpturen. Das Portal des Grottenhauses besteht aus Konglomerat. Orpheus spielt der in der Grotte schlafenden Eurydike auf der Geige vor und befreit sie mit den Klängen aus der Unterwelt. Die sie umgebenden wilden Tiere, darunter der Löwe als Sinnbild des Landes Salzburg und der Steinbock als Wappentier des Erzbischofs, lauschen zahm geworden dem Geigenklang. Die Grotte ist zum Erhalt der meditativen Stimmung frei von Wasserspielen. Nur das gleichmäßige Rauschen des Wassers der Brunnquelle in der Grotte ist zu hören. Eurydike trägt als Medaillon um den Hals das Porträt von Markus Sittikus. Das Gerücht, dass diese Figur dadurch auf die angebliche Geliebte des Erzbischofs, Freifrau Katharina von Mabon, anspielt, besitzt keinen Realitätsbezug. Diese Grotte mit ihren kunstvoll gearbeiteten Skulpturen ist ein eigenständiges Werk, in dem Vorbilder deutlich weiter entwickelt und verfeinert werden.
- Neben der Orpheusgrotte befindet sich erhöht ein kleiner Platz mit zwei knienden Narrenstatuen, deren ursprüngliche Gestaltung (mit Narrenkind und Hund) nur teilweise erhalten ist.
Sternweiher und Altemsbrunnen
- Die Exedra: Diese randliche aus Konglomeratsteinen gefertigte Flügelmauer die halbkreisförmig den Sternweiher umgibt, besitzt mittig eine wenig tiefe Grotte mit einer Statue eines jugendlichen Helden bzw. eines römischen Jünglings mit Harnisch. Über der Grotte steht hinter einer Konglomeratbalustrade und ihren aufsitzenden Steinvasen bekrönend die Statue des Perseus. Am Rand der nach außen immer niedrigeren Flügelmauer stehen die personifizierten Statuen der vier Jahreszeiten als Zeichen der Vergänglichkeit.
- Der Sternweiher ist ein flaches Wasserbecken mit sieben sternartig ausgreifenden Zacken, aus deren Spitzen das Wasser der „Sternweiherquelle“ in das Wasserbecken sprudelt. Von dort fließt es über eine mit Steinmosaik verkleidete Stufenkaskade erst in ein rechteckiges Becken und dann über eine höhere Mosaikstufe und vier weitere Stufen in ein großes quadratisches Becken, in dem zwei Tritone wasserspeiend miteinander ringen. Ein Wasserstrahl hebt hier eine Kugel hoch. Die obere Wasserkaskade wird von zwei das Wappen des Erzbischofs haltenden Steinböcken bewacht, die untere Kaskade von zwei wasserspeienden Löwen. Ursprünglich befanden sich im unteren Weiher zwei sich langsam im Kreis drehende Figuren, ein Triton, der durch die blasende Muschel einen dumpfen Ton von sich gab und eine Schildkröte.
Die Grotten im Untergeschoss des Schlosses
- Die Neptungrotte (auch Regengrotte) ist die größte und höchste Grotte im Schlossbau. Sie zeigt innen an der Stirnseite Neptun auf zwei Seepferden, einen Dreizack tragend. Seitlich zeigen sich in der Grotte geflügelte Tritonputten-Reliefs und zwei Nereidenskulpturen. Eine Besonderheit in der Grotte ist das „Germaul“, eine skurrile, aus Kupfer getriebene Fratze mit übergroßen Ohren, die stets wiederkehrend die Augen verdreht und dabei die Zunge herausstreckt. Der Schmuck der Grotte ist reichhaltig. Neben verschiedenen Stuckarbeiten sind aufwändig gestaltete muschelbesetzte Ornamente zu sehen. Der Name „Regengrotte“ leitet sich von den in der Decke angebrachten Wasserdüsen ab, die regenartig Wasser versprühen können. Auch die Geweihe der Hirsche über dem Eingangsportal der Grotte können die aus der Grotte vor dem plötzlichen Regen flüchtenden Besucher bespritzen. An der Fassade beiderseits des Einganges zur Neptungrotte sind manieristische Figuren angebracht, von denen nur die Füße und der Kopf gut zu erkennen sind, der sehr langgestreckte Körper wird mit vorstehenden Konglomeratsteinen nur angedeutet. An die Neptungrotte schließen symmetrisch angeordnet und niedriger gestaltet im Norden die Muschelgrotte sowie die Ruinengrotte und im Süden die Spiegelgrotte sowie die Vogelsanggrotte an.
- Die Muschelgrotte führt in ihrer Stuckgestaltung das Motiv der Neptungrotte mit ihrem Muschel- und Steinchendekor weiter. Felder mit Rankenwerk, Steinbockköpfen und Obstdekor wechseln mit Tuffflächen. Die Deckenfresken haben durch Feuchtigkeit in der langen Geschichte gelitten und sind heute nur teilweise erkennbar.
- Die Ruinengrotte verzichtet wie die nahe Spiegelgrotte auf Wasserkünste. Die Grotte scheint dabei jeden Augenblick in sich zusammenzubrechen, Efeuranken aus Bronze, ursprünglich naturnah bemalt, dringen scheinbar in das Mauerwerk ein. Als Deckenfresko ist, illusionistisch hinter dem „bröckelnden“ Ziegelgewölbe angedeutet, ein Ausblick auf den Himmel zu sehen. Die Darstellung von Ruinen war in der Renaissance ein Rückgriff auf bekannte römische Baureste, aber auch spielerische Mahnung an die Vergänglichkeit der Dinge.
- In der Spiegelgrotte sind viele konvexe Spiegel in die vielfältigen Wandornamente eingefügt, die dadurch spielerisch die in der Zeit des Manierismus verbreiteten optischen Effekte weiterführen. In den Deckenfresken sind musizierende Figuren zu sehen.
- Die Vogelsanggrotte ist ebenfalls mit tropfsteinartigem Tuffstein ausgekleidet. Hier sind zwölf verschiedene Vogelstimmen (allgemeiner Vogelsang, Uhu, Eule, Wachtel, Kuckuck, Kuckuck, Ortolan, allgemeiner Vogelgesang, Nachtigall (?), Grünfink, Grünfink, allgemeiner Vogelsang) zu hören, die mittels einer wasserbetriebenen Walze und eines Blasebalges an zwölf verschiedenen Orten in der Grotte Töne durch hydraulische Künste hervorgebracht werden. Die Spiegelgrotte ist ganz auf das Sehen ausgerichtet, im Gegensatz dazu ist die Vogelsanggrotte ein Raum des Hörens. Es wird deshalb im Gegensatz zu Vorbildern aus Italien (Villa d’Este Tivoli und Pratolino) auf eine bildliche Darstellung der Vögel verzichtet. Einst war in dieser Grotte auch ein mit Wasserkraft bewegter Drache zu sehen, heute drehen sich hier bemalte keramische Figuren (Drache, Delphin, Triton und Najade) im Wasser, bis sie wieder in ihrer winzigen Höhle verschwinden.
Von der Neptungrotte zum Mechanischen Theater
Nach den Grotten im Schloss und der Venusgrotte folgen am Weg nach Süden fünf kleine Wasserautomaten, die jenseits des Baches verschiedene Szenen zeigen. Einst verspritzten unter den Automaten zwei Schildkröten und zwei Schnecken Wasser; diese Figuren sind aber heute verloren.
Die fünf kleinen Tuffsteingrotten stellen dar:
- Ein Hafnermeister (Töpfer) in seiner Werkstatt
- Perseus befreit Andromeda, indem er den Meeresdrachen besiegt,
- Ein Müllermeister in der Arbeitsstube,
- Apollo schindet den Marsyas (ursprünglich befand sich hier neben einer Eule eine trompetenspielende Fama)
- Ein Scherenschleifer bei der Arbeit.
Die Venusgrotte zeigt in einer obeliskengeschmückten, mit Tuff ausgekleideten Grotte eine Venusskulptur in antikem Gewand. Sie stützt sich mit der Hand an einen Delphin, dem ein Wasserbogen aus dem Mund schießt, der wiederum einen darunter befindlichen Blumenstrauß ganz umschließt. Vor der Grotte steht in einem kleinen Becken ein kleiner Amor (siehe nebenstehendes Bild). Direkt neben dem Weg begegnen sich zwei Schildkröten mit ihren scharfen Wasserstrahlen.
Dianastatue: Unweit des Merkurbrunnens steht auf einer hohen Säule heute eine Statue der Jagdgöttin Diana, die so gemeinsam mit dem fernen Schloss Goldenstein am anderen Ufer der Salzach die Achse des Schlossgartens Hellbrunn bildet. Die Statue nimmt damit heute Bezug auf den hinter dem kunstvollen Garten des Wasserparterres liegenden großen Jagdgarten. Auf dem Haupt der Göttin befindet sich eine Mondsichel. Der frühere Bogen in der linken Hand der Jagdgöttin ist nicht erhalten.
Die Wildschweinnische zeigt ein kunstvoll gestaltetes und offensichtlich glückliches Mutterschwein (Bache) samt ihren zwei Frischlingen.
Die niedrige „Steinbock“-Grotte ist nicht nur innen, sondern auch an der Vorderseite mit Tuff ausgekleidet. Sie beherbergt einen wasserspeienden Meerbock mit Vorderflossen und Delphinschwanz mit einem Steinbockkopf. Das Wasser fließt hier in Rinnen über einen marmornen Boden, die ein Kettenornament nachbilden.
Dianabrunnen: Die Statue hinter dem Brunnen stand ursprünglich in der Mitte des Fasangartens. Heute steht Diana in einer Mauernische vor einem kleinen Wasserbecken, das von Flügelmauern umrahmt wird. Als Begleiter besitzt sie einen Jagdhund.
Das Mechanische Theater
Den Auftrag, ein mechanisches Theater zu errichten, erteilte Erzbischof Andreas Jakob am 26. Oktober 1748. Die Planung lag sehr wahrscheinlich in den Händen von Anton Danreiter. An gleicher Stelle war vorher eine Schmiedegrotte gewesen, die Brunnenmeister Karl Wenzeisen errichtet hatte. Der „fürsterzbischöfliche Lustgarteninspektor“ Franz Anton Danreiter berichtete aber 1741, dass diese Grotte unbegehbar geworden wäre. An ihrer statt sollte Lorenz Rosenegger ab 1748 ein mechanisches Theater mit über 100 Spielfiguren und einem Horn[werk], das zehn Stücke hätte spielen können sollen, installieren. Die Errichtungskosten stiegen allerdings stark an, Rosenegger musste zuletzt unter militärischer Aufsicht weiterarbeiten und konnte das Werk erst am 28. Oktober 1752 fertigstellen. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Werkes waren von den zehn vorgesehenen Tonspuren nur drei auf der Walze der Orgel gestiftet. Die Orgel hatte 140 Pfeifen (=35 Töne auf vier Registern) und konnte einerseits auf einem Manual bespielt werden, andererseits mit der Stiftwalze, deren drei Stücke Johann Ernst Eberlin gesetzt oder komponiert hatte. Sowohl Walze als auch die beiden Bälge wurden von einem Wasserrad angetrieben. Rochus Egedacher, den Rosenegger schon bei der Errichtung der Orgel beiziehen musste, überarbeitete 1770 das Werk, wobei er viele Pfeifen austauschte. Ludwig Mooser, der das Werk 1840 schon einmal hergerichtet hatte, entwarf 1850 einen Plan, die Walzen-Orgel umzubauen. Als er den Auftrag erhalten hatte, sanierte Mooser das Instrument nach seinen Vorstellungen und baute unter anderem eine neue Schleiflade mit 6 Registern ein (Copel 8′, Principal 4′, Flöte 4′, Quinte 2 2⁄3′, Octave 2′, Trompete 8′) außerdem veränderte er die Melodien auf der Walze. Am 8. August 1853 kollaudierten mehrere Männer seine Arbeit, unter ihnen Matthias Kracher (1795–1858), Alois Taux, Dr. Hillebrandt, Franz Jelinek (1818–1880), und Pater Peter Singer. Die Kollaudierungskommission bemerkte im Schlusssatz, „daß die geleistete Arbeit in technischer Beziehung […] solide und den zu stellenden künstlerischen Anforderungen entsprechend ausgeführt, befunden wurde“.
Im Laufe der darauffolgenden Zeit war die Orgel verändert und auch ramponiert worden, daher entschied die Schlossverwaltung im Jahre 2010, das Instrument auf den Zustand von 1853 rekonstruieren und restaurieren zu lassen, die Arbeiten führte Orgelbaumeister Wolfgang Bodem aus Leopoldsdorf bei Wien bis 2012 durch. Seither ist die Walzenorgel, die in den Sommermonaten täglich ca. 40-mal die Bewegungen des Mechanischen Theaters musikalisch untermalt, mit folgenden Melodien zu hören: „Alter Choral“, gesetzt von Eberlin, „Reich mir die Hand, mein Leben“ aus der Oper Don Giovanni von Mozart und das Handwerkerlied „Ohne Rast, angepackt“, aus der Oper Le maçon von Daniel-François-Esprit Auber.
Das mechanische Theater veranschaulicht das vielfältige Treiben einer Kleinstadt. 107 starre und 138 sich auf drehenden Scheiben fortbewegende Holzfiguren, die zudem Arme und Beine rühren, stellen so verschiedene Handwerksarbeiten dar, auf die auch die kunstvollen Zunftzeichen hinweisen. Vor den Stadthäusern musiziert eine kleine Blaskapelle, Soldaten marschieren im Gleichschritt auf und ab und Zirkusleute tanzen mit einem abgerichteten Bären. Alle diese Bewegungen der sehr fein gearbeiteten Figuren werden durch ein kunstvolles Holzräderwerk ausgeführt, das vom Wasser des Baches angetrieben wird. Die kleinen Plastiken wurden von den Bildhauern Bartholomäus Pföll, Josef Georg Frieß, Johann Georg Roß und Josef Strasser geschaffen.
Die Mydasgrotte (Kronengrotte)
Das größte pavillonartige Gebäude der Wasserspiele beherbergt die Mydas-Grotte. Außen ist der Bau durch vier Eckrisalite und pyramidengedeckte Ecktürmchen mit Statuennischen gestaltet, der Pavillon selbst ist mit einem Schindelwalmdach gedeckt. Vor dem Häuschen sind zahllose Röhrchen in den Boden eingelassen, die Wasser spalierartig in die Höhe spritzen können. Das Eingangstor, das in eine Tuffgrotte führt, ist ebenfalls mit Tuff gestaltet. Mittig besitzt der Raum einen mit Amphibien und Reptilien verzierten Marmorpodest, der heute als Basis eines Springbrunnens dient. Eine leichte Metallkrone kann dabei durch den Strahl des Springbrunnens höher oder weniger hoch emporgehoben werden. Ursprünglich befand sich die Krone auf einer antik römischen Löwenskulptur (einem Symbol des gekrönten Landes Salzburg), die aber 1816 nach Wien verbracht worden war und erst vor wenigen Jahren nach Hellbrunn zurückkehrte (jedoch noch nicht in die Kronengrotte). Hufeisenförmig gelangt der Besucher um den zentralen Kronenraum herum. Auch hier überwiegt Tuffstein als Gestaltungselement, in das rechteckige Wandfelder mit Würfelmuster und vielfarbigen Fayenceblättchen eingearbeitet sind. In der Mitte der nördlichen Wand stehen in einer Nische auf Konglomeratfelsen zwei überlebensgroße Statuen aus weißem Untersberger Marmor, einem dekorativen und festen Kalkstein, der südlich der Stadt abgebaut wurde und wird. Apollo, mit einer kurzen Tunika bekleidet, ist hier im Begriff, dem an einen Baum gefesselten Marsyas die Haut abzuziehen.
Von der Mydasgrotte zur Brunnenstube
- Die Statue der Minerva steht auf einem hohen Sockel und weist sich mit ihrem Helm, ihrem Speer und ihrem Schild (samt Gorgonenhaupt) aus.
- Der Merkurbrunnen befindet sich gleich daneben. Die weiße Marmorstatue besitzt typische Kennzeichnen des Gottes, den geflügelten Helm und die Flügel an den Füßen. Vor dem Brunnen befindet sich wasserspeiend eine kleine Darstellung eines Aktäons (Hirschmenschen) von sechs Hunden umgeben.
- Der Eurydikebrunnen wurde von Johann Ernst Graf Thun erst um 1700 errichtet. Zuvor befand sich hier ein viel zierlicherer Dianabrunnen. Der heutige Brunnen mit seinen breiten Flügelmauern beansprucht mehr Raum. Die Statue der Euridike selbst stand früher in der früheren Dianagrotte, die sich gegenüber dem heutigen mechanischen Theater befand.
- Die Grotte des Forstteufels: Eine Legende besagt, dass 1531 im Wald des Haunsberges ein Forstteufel, also ein Waldmensch gefangen wurde. Die Statue in den Wasserspielen lehnt sich dabei eng an die Vorlage des „Monstrums“ in Gesners „Thierbuch“ (1563) an und zeigt einen vierbeinig auf Knien und Ellbogen laufenden bärtigen Waldmenschen, der einen bärtigen Menschenkopf mit Hahnenkamm besitzt, sowie löwenartige Vorderfüße und einen buschigen Schwanz. Die Hinterfüße sind in der Art von Vogelfüßen gestaltet.
- Der Neptun-Brunnen: Die letzte Skulptur der heutigen Wasserspiele ist der Neptunbrunnen, der als Statue den Gott Neptun auf einem Delphin sitzend zeigt, die Hans Conrad Asper zugeschrieben wird. Vorne am Felsstück ist eine groteske Marmormaske angebracht, aus deren Mund Wasser läuft.
- Die Brunnenstube ist heute nicht mehr Teil der historischen Wasserspiel-Führungen. Sie ist ein achteckiges heute dachloses Bauwerk (das einst aber randlich überdacht war), welches fast zur Gänze ein Brunnenbecken umfasst. Im Inneren finden sich drei Wandnischen. Das Portal der Brunnstube besteht aus Konglomeratstein und besitzt einen waagrechten Abschluss. Im Inneren befindet sich auch die Statue einer sogenannten „Moosgöttin“, die je nach Interpretation des in der Hand getragenen Bündels als Rohrkolben oder als Getreide fallweise auch als Göttin Ceres gedeutet wird.
Das Oktogon beschloss einst die durchgehende Skulpturenreihe. Dieses Oktogon wurde aber bereits von Erzbischof Hieronymus Coloredo abgerissen. Heute befindet sich dort eine weitere Statue, nämlich Göttin Flora mit einem Füllhorn.
Literatur
- Wolfgang Bodem / Franz Eisenhut / Florian Leitner: Die Walzenorgel des Mechanischen Theaters Hellbrunn. Orgeldokumentarische Beiträge (Restaurierbericht der Orgelbau Bodem GmbH 2012), Eigenverlag, Leopoldsdorf bei Wien 2013.
- Friedrich Breitinger: Bericht 31: Der Schöpfer fürstlicher Phantasterei. Lorenz Roseneggers Mechanisches Theater in Hellbrunn. In: Demokratisches Volksblatt, 9. April 1949. Zitiert nach: Friedrich Breitinger / Kurt Weinkammer / Gerda Dohle: Handwerker, Brauer, Wirte und Händler. Salzburgs gewerbliche Wirtschaft zur Mozartzeit, hg. von der „Franz Triendl-Stiftung“ der Wirtschaftskammer Salzburg und der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, zugleich: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 27. Ergänzungsband, Salzburg 2009.
- Friedrich Breitinger / Kurt Weinkamer / Gerda Dohle: Handwerker, Brauer, Wirte und Händler. Salzburgs gewerbliche Wirtschaft zur Mozartzeit, hg. von der „Franz Triendl-Stiftung“ der Wirtschaftskammer Salzburg und der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, zugleich: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 27. Ergänzungsband, Salzburg 2009.
- Wilfried Schaber: Hellbrunn – Schloss, Park und Wasserspiele. Salzburg 2004, ISBN 3-200-00075-9.
- Bernd Euler, Ronald Gobiet, Horst Huber: Dehio Salzburg – Stadt und Land. Schroll & Co, Wien 1986, ISBN 3-7031-0599-2.
- Robert R. Bigler: Schloss Hellbrunn – Wunderkammer der Gartenarchitektur. Böhlau, Wien 1996, ISBN 3-205-98517-6.
- Wolfgang Bauer, Sergius Golowin, Clemens Zerling: Heilige Quellen Heilende Brunnen. Neue Erde, Saarbrücken 2009, ISBN 978-3-89060-275-2, S. 18–28.
Weblinks
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Die Wasserkünste des k. k. Lustschlosses Hellbrunn bei Salzburg. (Schluß). In: Kais. königl. privilegierte Salzburger Zeitung, 14. Juli 1855, S. 2f. (online bei ANNO).
- ↑ Wilfried Schaber: Hellbrunn. Schloss, Park und Wasserspiele, Salzburg 2004, S. 96.
- ↑ Friedrich Breitinger: Bericht 31: Der Schöpfer fürstlicher Phantasterei. Lorenz Roseneggers Mechanisches Theater in Hellbrunn, Salzburg 1949. Zitiert nach: Breitinger / Weinkamer / Dohle: Handwerker, Brauer, Wirte und Händler, Salzburg 2009, S. 278.
- ↑ seit 1832 Domorganist am Salzburger Dom und Orgellehrer am Mozarteum
- ↑ Lehrer am Mozarteum für Oboe und Gesang und Gründungsmitglied der Salzburger Liedertafel
- ↑ Collaudirungs Protocoll 1853. Zitiert nach: Wolfgang Bodem: Die Walzenorgel des Mechanischen Theaters Hellbrunn, Leopoldsdorf bei Wien 2013, S. 15f.
- ↑ Wolfgang Bodem: Die Walzenorgel des Mechanischen Theaters Hellbrunn, Leopoldsdorf bei Wien 2013.
- ↑ Der Alte Choral stammt vielleicht aus der Feder von Augustin Ebler; er war um 1502 für das Hornwerk Salzburger Stier auf der Festung komponiert worden. Siehe: Gerhard Walterskirchen: Das Hornwerk der Festung Hohensalzburg, abgerufen am 16. November 2014.
Koordinaten: 47° 45′ 44″ N, 13° 3′ 39″ O