Film
Originaltitel We Have Never Been Modern
Produktionsland Tschechien, Slowakei
Originalsprache Tschechisch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 117 Minuten
Stab
Regie Matěj Chlupáček
Drehbuch Miro Šifra
Produktion Maja Hamplová,
Matěj Chlupáček
Musik Simon Goff
Kamera Martin Douba
Schnitt Pavel Hrdlička
Besetzung
  • Eliška Křenková: Helena Hauptová
  • Miloslav König: Alois Haupt
  • Milan Ondrík: Robert
  • Richard Langdon
  • Martha Issová
  • Ladislav Hampl
  • Marián Mitaš: Major
  • Lubos Veselý

We Have Never Been Modern (im Tschechischen Úsvit für „Dämmerung“) ist ein Mystery-Drama von Matěj Chlupáček. In dem Film spielt Eliška Křenková eine schwangere, angehende Ärztin, die nach dem Auffinden eines toten Neugeborenen, das sowohl männliche als auch weibliche Genitalien aufweist, die Hintergründe des Falles untersucht, nachdem der tschechoslowakische Geheimdienst die Ermittlungen schnell einstellt. Die Premiere des Films erfolgte Anfang Juli 2023 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary, der Kinostart in Tschechien Anfang Oktober 2023.

Handlung

Wir schreiben das Jahr 1937. Inmitten von Svit, einer Stadt am Fuße der Hohen Tatra, liegt eine Kunstfaserfabrik, deren junger Direktor Alois Haupt für seine Zeit einen modernen Ansatz verfolgt. Als Fabrikleiter soll er den Erfolg einer Schuhfabrik in der Stadt Zlín wiederholen. Seine Frau Helena, eine angehende Ärztin, ist schwanger.

Die rosige Zukunft der Familie wird getrübt, als die Leiche eines Neugeborenen auf dem Fabrikgelände gefunden wird. Das tote Kind hat sowohl männliche als auch weibliche Genitalien. Dies ereignet sich nur wenige Tage vor der Ankunft des Unternehmermoguls Jan Antonín Baťa. Die Ermittler des tschechoslowakischen Geheimdienstes sind mit ihren Ermittlungen schnell fertig, in Helenas Augen zu schnell. Ausgestattet mit dem notwendigen medizinischen Wissen und einem guten Spürsinn beginnt sie daher, selbst Nachforschungen anzustellen.

Produktion

Regie und Drehbuch

Regie führte Matěj Chlupáček. Bei We Have Never Been Modern handelt es sich um seinen zweiten Spielfilm nach Bez doteku aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Miro Šifra, mit dem Chlupáček bereits für die tschechische Fernsehserie Zrádci zusammengearbeitet hatte.

Im Film wird neben der Erzählung, wie Helena auf eigene Faust im Fall des Kindsmordes ermittelt, auch das Thema Intersexualität angesprochen, das in der Zwischenkriegszeit ein Tabu war. Hermaphroditismus fungiere hier der Darstellung umfassenderer Themen, in dem Sinne, dass jemand, der anders ist, nicht unbedingt schlecht ist, so der Regisseur und verwies in diesem Zusammenhang als Beispiel auf das heutige Ungarn und seine regressive Politik im Bereich der Rechte der LGBT-Gemeinschaft. Was das Anderssein betrifft, so habe sich unsere Gesellschaft im Vergleich zu den 1930er Jahren nicht viel bewegt, und in gewissem Sinne sei es sogar noch schlimmer geworden, insbesondere in der Slowakei, so der Regisseur.

Die modernen Visionen von Alois für die Fabrik sind eine Anspielung auf den „König der Schuhe“ Tomáš Baťa. Dieser gründete 1894 mit seinen Geschwistern in Zlín den Schuhhersteller Baťa und baute diesen in der Zwischenkriegszeit zum globalen Konzern und Weltmarktführer aus. Mit der Einführung der Fabrikfertigung und der erstmaligen Belieferung des Einzelhandels modernisierte Baťa die Schuhindustrie. Úsvit, der Titel des Films im Tschechischen, bedeutet „Morgendämmerung“ und verweist gleichzeitig auf den Namen der Stadt Svit, dem Schauplatz der im Film erzählten Geschichte, wo Alois nach dem Vorbild in Zlín seine moderne Fabrik aufbaut.

Besetzung, Dreharbeiten und Szenenbild

Die Tschechin Eliška Křenková, bekannt für ihre Rolle in dem Film Winter Flies von 2018, für die sie beim Český lev als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde, spielt in der weiblichen Hauptrolle Helena. Die männlichen Hauptrollen wurden mit Miloslav König als Helenas Ehemann Alois und Milan Ondrík als der Geheimdienstmitarbeiter Robert besetzt. Marián Mitaš spielt dessen Partner. In weiteren Rollen sind Richard Langdon, Ladislav Hampl, Luboš Veselý und Jan Jackuliak zu sehen.

Dem Wohngebäude von Helena und ihrem Mann diente die Villa Benies in Litol, einem Stadtteil von Lysá nad Labem, etwa 40 Kilometer von Prag entfernt als Kulisse. Die Villa ist eines der ganz wenigen erhaltenen kubistischen Gebäude in Tschechien, in denen noch die meisten Beispiele des kubistischen Baustils sowie zahlreiche Originaldekore zu finden sind und ist eines der ersten Gebäude, das mit einem Flachdach versehen wurde. Weitere Aufnahmen entstanden in der Stadt Zlín im Osten Tschechiens. Dort entstanden unter anderem Ende Mai 2022 Aufnahmen im Bereich der Gedenkstätte für Tomáš Baťa. In Svit selbst wurde nicht gedreht, weil das heutige Aussehen der Stadt nicht dem in den 1930er Jahren entsprach, die sich damals noch im Aufbau befand. Der Film wurde teilweise in Schwarzweiß gedreht. Kameramann Martin Douba war in der Vergangenheit für eine Vielzahl von Fernsehfilmen tätig. Als Coloristin hollte Chlupáček Natasha Leonnet ins Boot, die in der Vergangenheit an Filmen wie Hidden Figures, Aufbruch zum Mond und Spider-Man: A New Universe an der Farbgebung arbeitete.

Für die Außen- und Innenaufnahmen in der Baťa-Fabrik in Zlín wurden die Räumlichkeiten von Art Director Henrich Boráros und seinem Team originalgetreu im Maßstab 1:7 nachgebaut.

Filmmusik, Marketing und Veröffentlichung

Die Filmmusik komponierte Simon Goff. Der Grammy-Preisträger war zuvor für Filme wie Joker und Fernsehserien wie Chernobyl tätig.

Die Premiere war am 1. Juli 2023 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary, wo der Film im Hauptwettbewerb um den Kristallglobus konkurrierte. Kurz zuvor wurde der erste Trailer vorgestellt. Ende September 2023 wird We Have Never Been Modern beim Finále Plzeň vorgestellt. Am 5. Oktober 2023 kam der Film in die tschechischen Kinos.

Auszeichnungen

Finále Plzeň 2023

  • Nominierung im Langfilmwettbewerb

Internationales Filmfestival Karlovy Vary 2023

  • Nominierung für den Kristallglobus

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Detektivní drama Úsvit, které bude mít premiéru ve Varech, má nový trailer. In: idnes.cz, 29. Juni 2023. (tschechisch)
  2. 1 2 3 We Have Never Been Modern / Úsvit. In: kviff.com. Abgerufen am 2. Juli 2023.
  3. 1 2 Jan Čulík: Karlovy Vary: Film Úsvit devětadvacetiletého režiséra Matěje Chlupáčka je absolutní bomba! In: blisty.cz, 1. Juli 2023. (tschechisch)
  4. 1 2 3 4 5 6 Kristýna Skalníková: RVNÍ DOJMY: Úsvit. Když se hermafroditismus neslučuje s baťovskou selankou . In: novinky.cz, 1. Juli 2023. (tschechisch)
  5. 1 2 Martin Kudláč: Review: 'We Have Never Been Modern'. In: cineuropa.org, 3. Juli 2023.
  6. 1 2 3 Když baťovský svět naruší jinakost. Soutěžní Úsvit může být kontroverzní, připouští režisér. In: ceskatelevize.cz, 1. Juli 2023. (tschechisch)
  7. https://cineuropa.org/en/newsdetail/445882
  8. https://www.rogerebert.com/festivals/kviff-2023-we-have-never-been-modern-restore-point-blackbird-blackbird-blackberry
  9. 1 2 3 Lenka Hloušková: Baťovci a vražda. Karlovarský filmový festival. Úsvit představil oficiální trailer. In: novinky.cz, 30. Juni 2023. (tschechisch)
  10. Villa Benies. In: czechnationaltrust.org. Abgerufen am 2. Juli 2023.
  11. V Baťově památníku se v těchto dnech natáčí. In: pamatnikbata.eu, 25. Mai 2022. (tschechisch)
  12. 1 2 Martin Kudláč: Finále Plzeň set to showcase this year’s batch of Czech cinema. In: cineuropa.org, 19. September 2023.
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