Weender Straße | |
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Straße in Göttingen | |
Westseite der Weender Straße nördlich des Marktes (Aufnahme 2014) | |
Basisdaten | |
Ort | Göttingen |
Ortsteil | Innenstadt |
Angelegt | im 14. Jahrhundert |
Neugestaltet | 2013 |
Hist. Namen | Straße der SA (1938–1945) |
Name erhalten | 5. März 1976 |
Anschlussstraßen | Reitstallstraße, Untere Karspüle, Stumpfebiel, Jüdenstraße, Mühlenstraße, Prinzenstraße, Theaterstraße, Barfüßerstraße, Rote Straße |
Plätze | Jacobikirchhof, Markt |
Bauwerke | siehe Sehenswürdigkeiten |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 570 Meter |
Die Weender Straße ist die wichtigste Einkaufsstraße in der Innenstadt von Göttingen. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung durch das Zentrum Göttingens und ist in weiten Teilen Fußgängerzone. Sie ist nach dem nördlich Göttingens gelegenen und heute eingemeindeten Ort Weende benannt.
Lage
Die Weender Straße beginnt im Süden an der Ostseite des Marktes gegenüber dem Alten Rathaus an der Straßenecke Rote Straße mit der Hausnummer 18, an der Westseite erst nördlich des Eckhauses am Markt mit der Hausnummer 11. Sie verläuft geradeaus nach Norden bis an das ehemalige Weender Tor (heute Heinz-Erhardt-Platz), wo sie an der Walldurchquerung den Namen zur Weender Landstraße wechselt. Die Verlängerung der Weender Straße vom Markt aus nach Süden trägt den Namen Kornmarkt.
Geschichte
Die Weender Straße ist als Nordsüdachse die älteste planmäßig angelegte Straße der Altstadt und noch heute eine der Hauptstraßen. Erstmalige urkundliche Erwähnung fand die Straße im Jahr 1338 unter der Bezeichnung Wendensi Platea, 1560 dann erstmals mittelniederdeutsch unter dem Namen Weender Strate.
Nach dem städtischen Beschluss vom 3. Juni 1864 sollte die Straße vom nördlichen Ende des Marktplatzes bis zum Walldurchgang am Weender Tor den Namen Weender Straße tragen. Die südlich angrenzenden Gebäude gegenüber dem Alten Rathaus trugen die Straßenbezeichnung Markt, der weitere Verlauf des Straßenzuges südlich des Marktplatzes hieß Kornmarkt. Diese Straßen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus mit Beschluss vom 28. Januar 1938 in Straße der SA umbenannt. Nach Kriegsende erfolgte am 17. April 1945 die Rückbenennung in Weender Straße, wobei die Ostseite des Marktes und die ehemalige Straße Kornmarkt nun ebenfalls als Weender Straße bezeichnet wurden. Die erneute namentliche Abtrennung der Straße Kornmarkt – also des Abschnittes vom Südostende des Marktes bzw. der Einmündung der Roten Straße bis zur Groner Straße bzw. Langen Geismarstraße – erfolgte erst am 5. März 1976. Die zuvor geltenden Hausnummern blieben dabei erhalten, so dass die Nummerierung der Weender Straße heute auf der Westseite mit Nr. 11 nördlich des Marktes und auf der Ostseite mit Nr. 18 am südlichen Ende des Marktes beginnt. Das nördliche Ende der Weender Straße liegt nach wie vor am Walldurchgang, wo sich ehemals das Weender Tor befand. So trägt das Auditoriengebäude der Universität bereits die Adresse Weender Landstraße 2.
Die Weender Straße war und ist oftmals Ort von öffentlichkeitswirksamen Aufmärschen, Demonstrationen, Festumzügen usw. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts fand hier regelmäßig der Weender Bummel statt.
1972 begann die Stadt mit der Ausweisung der weitgehend autofreien innerstädtischen Fußgängerzone, deren Umfang 1974 im Planungsleitbild der Stadt endgültig festgelegt wurde. Die Weender Straße wurde zuletzt nach einem Wettbewerb von 2008 nach Entwürfen des Hamburger Landschaftsarchitekturbüros WES in den Jahren von 2009 bis 2014 mit einem neuen hellen Natursteinplattenbelag, neuen Laternen und neuer Stadtmöblierung zu einem „eleganten Laufsteg“ umgestaltet.
Sehenswürdigkeiten
An der Weender Straße liegen bedeutende Göttinger Gebäude, darunter die St.-Jacobi-Kirche, das Alte Rathaus (eigentlich Markt 9), die ehemalige „Ratsapotheke“ (Weender Straße 30, 2014 geschlossen) sowie einige Gildehäuser: das Haus der Bäckergilde am Kornmarkt (erbaut 1325), das der Kaufmannsgilde an der Roten Straße, Ecke Markt (erbaut 1545, abgerissen 1872) und der Schmiedegilde (erbaut 1572). Auch reiche Göttinger Bürger wohnten an der Weender Straße, so etwa der Tuchmacher Hovet im „Schröderschen Haus“ von 1549 (Weender Straße 62) und die Unternehmerfamilie Hahn (Weender Straße 70).
Die Universität Göttingen hatte mit dem Reitstall (erbaut 1734, abgerissen 1968) ebenfalls ein Gebäude an der Weender Straße.
Eine weitere ehemalige Sehenswürdigkeit war das Kommantenhaus, an dem sich heute der Neubau Weender Straße 32/34 (Ecke Barfüßerstraße) befindet.
Literatur
(chronologisch)
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Bd. 5,1: Landkreis Göttingen: Stadt Göttingen. Bearbeitet von Ilse Rüttgerodt-Riechmann. Vieweg Verlag, Wiesbaden und Braunschweig 1982, S. 44 ff. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 16. Oktober 2016)
- Horst Michling: Göttinger Bau-Chronik (4), in: Göttinger Monatsblätter (= Beilage zum Göttinger Tageblatt), April 1983, S. 9.
- Heinrich Trode: Straßennamen und Straßennetz der Stadt Göttingen im späten Mittelalter. In: Dietrich Denecke, Helga-Maria Kühn (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-36196-3, S. 107–160, hier S. 119.
- Städtisches Museum Göttingen (Hrsg.): Die Weender Straße. Vom Reiseweg zur Fußgängerzone. Ausstellung des Städtischen Museums Göttingen, 19. Februar bis 30. April 1989. Göttingen 1989.
- Gerd Tamke, Rainer Driever: Göttinger Straßennamen. Hrsg. Stadt Göttingen, Oberbürgermeister, Stadtarchiv. 3. neu überarbeitete, wesentlich erweiterte Auflage, Göttingen 2012 (= Veröffentlichung des Stadtarchivs Göttingen, 2). - Digitalisat (PDF) auf stadtarchiv.goettingen.de, abgerufen am 16. Oktober 2021. (Digitalisat ohne Seitenzählung, PDF-Seite 213)
Weblinks
- Weender Straße auf wiki-goettingen.de (19. Oktober 2021, im Internet Archive)
Einzelnachweise
- 1 2 Heinrich Trode: Straßennamen und Straßennetz der Stadt Göttingen im späten Mittelalter. In: Dietrich Denecke, Helga-Maria Kühn (Hrsg.): Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-36196-3, S. 107–160, hier S. 119.
- 1 2 Gerd Tamke, Rainer Driever: Göttinger Straßennamen. Hrsg. Stadt Göttingen, Oberbürgermeister, Stadtarchiv. 3. neu überarbeitete, wesentlich erweiterte Auflage, Göttingen 2012 (= Veröffentlichung des Stadtarchivs Göttingen, 2). - Digitalisat (PDF) auf stadtarchiv.goettingen.de, abgerufen am 16. Oktober 2021. (Digitalisat ohne Seitenzählung, PDF-Seite 213)
- ↑ Karte "Natur erleben in Niedersachsen" (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Landes Niedersachsen, Ausschnitt Südende der Weender Straße, abgerufen am 28. April 2015
- ↑ Karte "Natur erleben in Niedersachsen" (Memento des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Landes Niedersachsen, Ausschnitt Nordende der Weender Straße, abgerufen am 28. April 2015
- ↑ Stadt Göttingen (Hrsg.): Innenstadtleitbild der Stadt Göttingen von 2011. Göttingen, September 2011. Kapitel 3.2.1 Fuß- und Radverkehr, S. 49 (Kapitel 3.2 online als PDF)
- ↑ Neugestaltung der Fußgängerzone Weender Straße. In: competitionline.com. competitionline Verlags GmbH, Berlin, 16. Januar 2009, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Göttingen - Innenstadt. In: stone-park.de. Stonepark GmbH, Diepholz, abgerufen am 16. Oktober 2021 (Beschreibung des neuen grau-beigen "Felsmark"-Granits als Bodenbelag).
- ↑ Neugestaltung der Fußgängerzone Weender Straße, Göttingen. In: wes-la.de. WES GmbH Landschaftsarchitektur, Hamburg, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Michael Brakemeier: Zwei Bauabschnitte. Umbau der Weender Straße beginnt. In: goettinger-tageblatt.de. Göttinger Tageblatt (Online-Ausgabe), 2. Mai 2012, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Hanne-Dore Schumacher: Nach 682 Jahren am Ende. Rats-Apotheke in Göttingen stellt den Betrieb ein. In: goettinger-tageblatt.de. Göttinger Tageblatt (Online-Ausgabe), 23. Oktober 2014, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Horst Michling: Göttinger Bau-Chronik (6), in: Göttinger Monatsblätter (= Beilage zum Göttinger Tageblatt), Juni/Juli 1983, S. 18.
- ↑ Britta Eichner-Ramm: Schrödersches Haus: Einst verborgener Fachwerk-Schatz. In: goettinger-tageblatt.de. Göttinger Tageblatt (Online-Ausgabe), 24. September 2014, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Stolpersteine für Familie Hahn. (Nicht mehr online verfügbar.) In: denkmale.goettingen.de. Stadt Göttingen, Kulturamt, archiviert vom am 8. Juni 2021; abgerufen am 16. Oktober 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.