Eine Weltkriegssammlung ist eine Sammlung von verschiedenen Materialien zur Dokumentation des Ersten Weltkriegs. Viele dieser Einrichtungen nahmen ihre Sammeltätigkeit schon während des Krieges auf.
Geschichte
In so genannten Weltkriegssammlungen trugen Bibliotheken, Archive, Museen, wissenschaftliche Forschungseinrichtungen und auch Privatpersonen alles zusammen, was in irgendeiner Weise mit dem Ersten Weltkrieg in Verbindung stand. So entstanden ab 1914 zahlreiche mehr oder weniger umfangreiche Sammlungen mit einschlägigen Büchern, Tageszeitungen, Plakaten und Flugschriften. Ergänzt wurden sie durch militärische Artefakte, Notgeld, Fotografien und Feldpost. Der Anspruch war die möglichst umfassende und lückenlose Dokumentation dieses Konflikts.
Ein Grund für das zeitgenössische Bestreben, den Ersten Weltkrieg so umfänglich wie möglich zu dokumentieren, war unter anderem die Tatsache, dass in diesem Krieg zum ersten Mal das Wort als Waffe in Form von Propaganda in großem Maße eingesetzt wurde. Über mehrere Jahre hinweg wurden alle Medien – von Zeitung, Zeitschriften, Büchern, Fotografien bis hin zum Liedgut – zur Information und Meinungslenkung eingesetzt. So entstand eine zeitgenössische Wahrnehmung dieses Krieges als "Krieg der Worte" bzw. "Papierkrieg". Zu den bereits bekannten Printmedien kamen neue Typen aus der Druckgrafik (Fotografie und Bildplakate) hinzu. Für die Soldaten an der Front wurden Feldzeitungen und Fliegerabwurfblätter gedruckt. Diese Fülle an Materialien wurde möglichst lückenlos gesammelt, um in späteren Zeiten ein möglichst vollständiges Bild des Weltkriegs abgeben zu können.
Nach dem Krieg wurden die Kriegssammlungen der meisten sammelnden Institutionen archiviert und größtenteil vergessen. Viele wurden erst bei Recherchen zum Jubiläumsjahr 2014 wiederentdeckt. Es gab allerdings auch Ausnahmen, wie die Weltkriegsbücherei von Richard Franck, die sich nach Kriegsende der Bekämpfung des als ungerecht empfundenen Versailler Vertrags und der Kriegsschuldfrage widmete.
Für das heutige Deutschland (Stand: 07/2014) gibt es seit Anfang 2014 ein Webportal zu den entsprechenden Kriegssammlungen, „das 235 Sammlungen des Ersten Weltkriegs und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmaterialien nachweist“.
Liste von Weltkriegssammlungen
Bedeutende Weltkriegssammlungen waren und sind:
- Weltkriegssammlung (Deutsche Nationalbibliothek), 1914 angelegte Weltkriegssammlung der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)
- Weltkriegssammlung, die im Dezember 1914 in Hannover initiierte Sammlung als „Denkmal großer zeit- und vaterländischer Gesinnung“
- Weltkriegssammlung der Stadt Wien
- Weltkriegsbücherei, die 1915 vom Industriellen Richard Franck zunächst in Berlin gegründet, später nach Stuttgart verlegt wurde. Die Bücherei wurde nach dem Krieg in Bibliothek für Zeitgeschichte umbenannt und ist seit dem Jahr 2000 eine Abteilung der Württembergischen Landesbibliothek.
- Europeana 1914–1918, virtuelle Bibliothek, auch vernetzt mit Trove (National Library of Australia), DigitalNZ (Neuseeland), Canadiana, DPLA (USA)
- Die Bayerische Staatsbibliothek katalogisierte alle zum Weltkrieg erschienenen Publikationen unter der Signatur H.un.app. Diese ist durch einen separaten Mikrofiche-Katalog und über die erweiterte Suche im OPAC erschlossen.
Siehe auch
- Deutsche Kriegsausstellung (zeitgenössisch 1916, 1917)
- Museen über den Zweiten Weltkrieg, auch: Weltkriegsmuseum (WK2)
- Friedensweg (ein Wanderweg im Stellungsgebiet im Sinne eines Freilichtmuseums)
Literatur
- Albert Buddecke: Die Kriegssammlungen : ein Nachweis ihrer Einrichtung und ihres Bestandes, Oldenburg i.Gr.: Stalling 1917.
- Adolf Hilsenbeck u. a.: Die Kriegssammlung Theodor Bergmann in Fürth (Bayern), Nürnberg: Nister [ca. 1920]
- Marianne Jobst-Rieder: Das letzte Vivat : Plakate und Parolen aus der Kriegssammlung der k. k. Hofbibliothek, Wien: Holzhausen 1995. ISBN 3-900518-31-9.
- Christophe Didier (Hrsg.): 1914 - 1918, In Papiergewittern : die Kriegssammlungen der Bibliotheken, Paris: Somogy 2008. ISBN 978-2-7572-0225-8.
- Julia Hiller von Gaertringen: Die Kriegssammlung der Fürstlichen Bibliothek Detmold : Soldatenzeitungen des Ersten Weltkriegs in der Lippischen Landesbibliothek; Bestandskatalog, Detmold: Lippische Landesbibliothek 2010. ISBN 978-3-9806297-3-7.
- Julia Hiller von Gaertringen (Hrsg.): Kriegssammlungen 1914 - 1918, Frankfurt am Main: Klostermann, 2014 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : Sonderbände ; 114) ISBN 978-3-465-04215-0.
- Aibe Marlene Gerdes: Ein Abbild der gewaltigen Ereignisse : die Kriegssammlungen zum Ersten Weltkrieg, Essen: Klartext 2016. ISBN 978-3-8375-1460-5.
Einzelnachweise
- 1 2 Aibe-Marlene Gerdes: Die Kriegsdokumentation 1914-1918 und die Anfänge der Weltkriegsbücherei. In: Christian Westerhoff (Hrsg.): 100 Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte, 1915-2015. Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-88282-080-5, S. 11–27.
- ↑ Konstanze Söllner: Weltkriegssammlung 1914/18, auf der Webseite der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg
- ↑ Sammlung Erster Weltkrieg auf der Seite der DNB
- ↑ Hugo Thielen: Weltkriegssammlung. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 669.
- ↑ Gerhard Murauer: "In dieser drangvollen Zeit …" Zur Weltkriegssammlung der Stadt Wien. In: Alfred Pfoser; Andreas Weigl (Hrsg.): Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg, Wien 2013, S. 540–555.
- ↑ Christian Westerhoff: 100 Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte. In: Arbeitskreis Militärkreis. 21. März 2016, abgerufen am 18. November 2020.
- ↑ europeana1914-1918.eu (de)