Wera Engels, auch Vera Engels (* 12. Mai 1904 in Kiel; † 16. November 1988 in Denklingen) war eine deutsch-britische Schauspielerin.
Leben
Die Tochter eines Marineoffiziers lebte bis zu ihrer Einschulung 1909 in der deutschen Kolonie Tsingtau und in Japan. Danach verbrachte sie ihre Kindheit in Wiesbaden. 1926 erhielt sie auf Anhieb eine Hauptrolle in dem Filmdrama Mädchenhandel.
Mit Beginn des Tonfilmzeitalters konnte sie aufgrund ihrer ausgezeichneten Französisch- und Englischkenntnisse ihre Karriere entscheidend ausbauen. Durch ihre Eheschließung war sie seit 1928 britische Staatsbürgerin. 1932 ging sie nach Hollywood, wo sie einen Vertrag mit der Filmgesellschaft RKO abschloss.
Ihre Ankunft wurde von der Fachpresse mit Interesse zur Kenntnis genommen, wenn auch gewisse Zweifel blieben, ob Engels tatsächlich das Zeug zum Star habe. Die bekannte Kolumnistin Elizabeth Yeaman schrieb am 29. November 1932 über die Schauspielerin:
- Ein weiterer ausländischer Star soll am Hollywood-Horizont entflammen. Radio Pictures, so ziemlich das einzige große Unternehmen hier, das noch keinen ausländischen „Exoten“ unter Vertrag hatte, ist jetzt voller Stolz über die Übernahme von Wera Engels. Immerhin verhandeln die Studiochefs seit zwei Monaten um die Dienste von Wera Engels. Ihr Vertrag ist nicht nur unterschrieben und besiegelt, sie ist auch in New York angekommen. Sie wird jedoch nicht sofort nach Hollywood gehen. Sie war, so wurde mir erzählt, so verblüfft von den Sehenswürdigkeiten Manhattans, dass sie noch eine Woche bleibt, um die Stadt zu erkunden. Im Studio wird sie als deutscher Mary-Duncan-Typ beschrieben, woraus man schließen könnte, dass sie brünett und ziemlich schön ist. Derzeit sind noch keine Bilder von Fräulein Engels in Umlauf, sie können sie also in jedem weiblichen Neuankömmling in Hollywood vermuten. Ihr wird auch eine ungewöhnlich schöne Sprechstimme zugeschrieben und ihr Englisch ist ziemlich perfekt. Einige deutschsprechende Schiffsreporter in New York, begrüßten sie auf deutsch und sie antwortete ihnen lächelnd in makellosem Englisch. Bei Radio Pictures wird Wera Engels als der größte Star den Europa in den letzten fünf Jahren hervorgebracht hat besungen! Demnach muss sie besser sein als Chevalier, Dietrich und viele andere. Ist sie erst ein mal bekannt und erfüllt sie die in sie gesetzten Erwartungen, so wird ihr auch schnell Ruhm zuteil werden.
- Another foreign star is due to flame across the Hollywood horizon. Radio Pictures, about the only major company here that has not had a foreign “exotic” under contract, is now swelling with pride over the acquisition of Wera Engels. In all events, the studio heads have been negotiating for the services of Wera Engels for two months. Not only is her contract all signed and sealed, but she has arrived in New York. However, she will not proceed to Hollywood immediately. She was, so I am told, so flabbergasted by the sights of Manhattan that she is remaining for a week or so to explore the city. At the studio they describe her as a German Mary Duncan type, from which you might deduct that she is brunette and quite beautiful. They just will type everybody who comes to Hollywood, it seems, but then a comparison is the next best thing to a photograph, and Miss Engels’ photos have not yet arrived. She also is credited with having an unusually beautiful speaking voice and her English is quite perfect. A few of the ship’s reporters in New York who had a mastery of German proceeded to greet her in German and she smilingly answered them in flawless English. At Radio Pictures they are chanting that Wera Engels is the greatest star brought out of Europe in the past five years! According to that, she must be better than Chevalier, Dietrich, and a host of others. She may be featured at first, but stardom will be hers in a short time if she lives up to expectations.
Engels wirkte dann auch in einigen Hollywoodproduktionen mit, darunter 1934 in Gefährliche Grenze an der Seite von Erich von Stroheim, allerdings handelte es sich nur um B-Filme. Der erhoffte Durchbruch gelang ihr nicht, und so kehrte sie 1935 nach Deutschland zurück.
Hier agierte sie noch einmal in zwei Filmen und emigrierte danach nach Amerika. In Hollywood heiratete sie den litauischen Schauspieler Ivan Lebedeff. Nach dessen Tod 1953 kam sie wieder nach Deutschland. Mit einem Kurzauftritt in der Filmkomödie Fast ein Held beendete sie ihre Filmkarriere.
Wera Engels' Urne wurde Ende Dezember 1988 auf dem Friedhof Forest Lawn in Los Angeles im Grab von Mary Pickford (1892–1979) beerdigt.
Filmografie
- 1926: Mädchenhandel – Eine internationale Gefahr
- 1927: Lützows wilde verwegene Jagd
- 1927: Hast du geliebt am schönen Rhein?
- 1928: Das Spreewaldmädel
- 1928: Der Befehl zur Ehe
- 1928: The Streets of London
- 1930: Le parfum de la dame en noir
- 1930: L' anglais tel qu'on le parle
- 1930: Der Greifer
- 1931: Kinder des Glücks
- 1932: Der Hexer
- 1932: Lumpenkavaliere
- 1933: The Great Jasper
- 1934: Gefährliche Grenze (Fugitive Road)
- 1935: Sweepstakes Annie
- 1935: Together We Live
- 1935: Hongkong Nights
- 1935: The Great Impersonation
- 1936: Stjenka Rasin
- 1937: Man spricht über Jacqueline
- 1967: Fast ein Held
Literatur
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Zweiter Band C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 558.
Weblinks
- Wera Engels in der Internet Movie Database (englisch)
- Kurzbiografie
- Wera Engels. In: Virtual History (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films und filmportal.de nennen 1904 als Geburtsjahr, IMDb u. a. jedoch 1909.