Wieża (deutsch Wiesa) ist eine Ortschaft in der Landgemeinde Gryfów Śląski (Greiffenberg) im Powiat Lwówecki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Streusiedlung, bestehend aus Niederwiesa („Nieder Wiesa“, auch „Niederwiese“) und Oberwiesa („Ober Wiesa“), liegt auf einer Höhe von 315 bis 330 m am linken Ufer des Queis gegenüber von Gryfów Śląski. In den Jahren 1975 bis 1998 gehörte der Ort zur Woiwodschaft Jelenia Góra.
Name
In der Chronik Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (Zehntregister des Bistums Breslau), geschrieben 1295 bis 1305 unter Fürstbischof Heinrich von Würben († 1319) wird der Ort in der latinisierten Form als „Wes“ erwähnt.
Geschichte
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Das Dorf, das sich historisch in der Oberlausitz an der ehemaligen schlesisch-sächsischen Grenze befindet, wurde von deutschen Siedlern gegründet, vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Das älteste Dokument, das den Namen nennt, stammt von 1294, nach anderen Quellen von 1346. Lange Zeit gehörte das Dorf zur Burg Tzschocha und stand unter der Herrschaft der Familien von Nostitz und von Uechtritz. 1497 wurde der Ort von der Pest heimgesucht.
Bis 1815 gehörte Wiesa zum Queiskreis in der zum Kurfürstentum Sachsen gehörenden Oberlausitz. Bedingt durch die Grenzlage spielte der Ort im 17. und 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Zunächst entstand im oberen Ortsteil Ober Wiesa eine evangelische Kirche (Zufluchtskirche) für die verfolgten Protestanten in Schlesien. Im Jahre 1669 wurde im unteren Ortsteil Nieder Wiesa (unmittelbar an der Grenze zum schlesischen Fürstentum Jauer) eine zweite evangelische Kirche (Grenzkirche) errichtet, die vor allem von den Bewohnern der benachbarten Stadt Greiffenberg benutzt wurde.
19. und 20. Jahrhundert
Seit 1816 gehörte der Ort zum Landkreis Lauban in der preußischen Oberlausitz. Im Jahre 1937 wurde Wiesa in Wiese (Niederschlesien) umbenannt.
Seit 1945 gehört der Ort zu Polen. Am 8. Mai 1946 wurde die Kirche von Ober Wiesa durch einen Brand vernichtet und im Jahre 1949 auch die Kirche in Nieder Wiesa. Die Reste der Kirchenruine wurden in den 1970er Jahren abgetragen. Neben dem Standort der alten Kirche von Nieder Wiesa wurde ein Lapidarium errichtet, das an die beiden ehemaligen evangelischen Kirchen im Ort erinnert. Nach Angaben von Herrn Bogacki hängt eine der alten Glocken von Nieder Wiesa jetzt im Turm der Auferstehungskirche von Bamberg.
Pastoren der Kirche in Nieder Wiesa
Pastoren an der Kirche in Nieder Wiesa waren:
- Caspar Tornau, erster Pastor der Kirche
- Johann Christoph Schwedler (1672–1730)
- Johann Christoph Tschanter (1683–1738)
- Christoph Adolph (1639–1698), dessen Sohn Gottlob Adolph (1685–1745) Pfarrer an der Gnadenkirche zu Hirschberg war
- Samuel Gottfried Weissig (* 8. Juni 1755 in Hirschberg, † 31. März 1816 in Nieder Wiesa)
- Heyn von 1934 bis 1944 – letzter deutscher Pfarrer in Wiesa
Persönlichkeiten im Ort
- Eugenio Casparini (eigentlich Eugen Johann Caspar) (1623–1706), wirkte als Orgelbauer in Italien, Tirol und Wien, verbrachte seine letzten Lebensjahre in Wiesa und verstarb hier 1706. Er war der Erbauer der ersten Sonnenorgel in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz, die heute nicht mehr existiert.
- Carl Börner (1828–1905), Bildhauer, geboren in Niederwiesa
Wirtschaft
Der Ort ist durch die Landwirtschaft geprägt. Bis zum Jahre 1945 existierte an der Straße nach Goldbach (Złoty Potok) ein Basalt-Steinbruch der „Schlesischen Basaltwerke in Wiesa bei Greiffenberg“.
Sehenswürdigkeiten
- Das ehemalige Pfarrhaus aus dem Jahre 1780, umgebaut am Anfang des 20. Jahrhunderts, heute ein Wohnhaus, ist im Register des polnischen Nationalen Kulturerbe-Instituts als Kulturdenkmal ausgewiesen.
- In der Nähe des Pfarrhauses etwa gegenüber dem Standort der alten Kirche befindet sich ein 2014 von den Einwohnern des Ortes neu errichtetes Lapidarium mit Fragmenten von Grabsteinen und Epitaphien vom alten Pastorenfriedhof.
Weblinks
- Kurt-Michael Beckert: Heimatarchiv Lauban - Wiesa mit Bildern vom alten Dorf (abgerufen am 15. April 2016)
Einzelnachweise
- ↑ Die Oberlausitz gehörte seinerzeit noch zum Kurfürstentum Sachsen.
- ↑ Historie der Landgemeinde und Stadt Gryfow Slaski (abgerufen am 23. Januar 2023)
- ↑ Michael Sachs: Die Flucht der evangelischen Frau Anna Magdalena von Reibnitz (1664–~1745) mit ihren von der Zwangskatholisierung bedrohten fünf Kindern aus Schlesien im Jahre 1703 – ein Stimmungsbild aus dem Zeitalter der Gegenreformation und des Pietismus. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 221–263, hier: S. 241, Anm. 55.
- ↑ Jarosław Bogacki: Texte und Textschicksale in reformatorisch bewegter Zeit. Zum linguistischen Interesse an Texten des Greiffenberger Pastors Wolfgang Silbers des Jüngeren (1569–1639). In: Slowakische Zeitschrift für Germanistik, Jg. 8 (2016), Heft 2, S. 46–60, hier S. 49 (online, abgerufen am 23. Januar 2023).
- ↑ Kurt-Michael Beckert: Archiv Stadt und Kreis Lauban – Wiesa, abgerufen am 23. Januar 2023.
- ↑ Porträt Pastor Tschanter (abgerufen am 15. April 2016)
- ↑ WikiTree mit Bild von Weissig (abgerufen am 15. April 2016)
- ↑ Jarosław Bogacki: Texte und Textschicksale in reformatorisch bewegter Zeit. Zum linguistischen Interesse an Texten des Greiffenberger Pastors Wolfgang Silbers des Jüngeren (1569–1639). In: Slowakische Zeitschrift für Germanistik, Jg. 8 (2016), Heft 2, S. 46–60, hier S. 49, Anmerkung 2.