Wielbark (deutsch Willenberg) ist ein Dorf der Landgemeinde Malbork (Marienburg) im Powiat Malborski (Marienburger Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Geographische Lage
Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, etwa drei Kilometer südsüdwestlich des Stadtkerns von Marienburg (Malbork), am östlichen Ufer der Nogat, südlich des Stadtteils Hoppenbruch (Sztumskie Przedmieście) und westlich des Stadtteils Tessensdorf (Nowa Wieś Malborska).
Geschichte
Willenberg war 1945 ein Stadtteil von Marienburg. Der Stadtteil bestand – wie auch der Stadtteil Tessensdorf – seit dem Jahr 1924, als aus dem Kreis Stuhm die beiden bisherigen Landgemeinden Willenberg und Tessensdorf in den Stadtkreis Marienburg eingegliedert wurden.
Ältere Namen des Dorfs Willenberg sind Wildenberg (1276, 1400), Willdenberg (1402) und Wilemberg (1565). Wie archäologische Funde aus allen Epochen von der Jungsteinzeit bis zur frühesten Eisenzeit belegen, war das Gebiet von Willenberg an der Nogat zwischen Braunswalde im Süden und Hoppenbruch im Norden altes Siedlungsgebiet preußischer Ureinwohner gewesen; als besonders ergiebig an vorzeitlichen Artefakten hat sich die Gegend von Willenberg erwiesen. Willenberg ist der Ort, nach dem die Willenberg-Kultur benannt worden ist.
Während seines zweiten Heerzugs gegen Pomesanien in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eroberte hier der Deutsche Orden eine preußische Burg. Urkundlich wird der Ort schon 1276 in der Handfeste für Marienburg erwähnt. Die älteste Handfeste des Dorfs, die nicht mehr bekannt ist, wurde am Donnerstag vor dem ersten Fastensonntag 1374 durch den Deutschordens-Hochmeister Winrich von Kniprode erneuert. Das Dorf erhielt 58½ Hufen Land zu kulmischem Recht, davon sechs Hufen für den Freischulzen, acht für den Marienburger Pfarrer, der hier wöchentlich zwei Messen lesen sollte, und eine Hufe für den Glöckner der Dorfkirche. Bei der Vergabe wurde zwischen polnischen und deutschen Hufen unterschieden, was impliziert, dass zu diesem Zeitpunkt auf der derselben Dorfmark zwei Volksgruppen nebeneinander lebten. Die deutschen Hufen des Dorfs lagen auf der Ostseite der Feldmark, zum Mühlengraben hin, und waren in Einzelhöfen besiedelt.
Die Dorfkirche, eine Filiale der katholische Pfarrei Marienburg, wurde schon 1647 als von altersher baulich verfallen, mit eingestürztem vorderen Teil, beschrieben, war aber 1783 noch immer als Ruine vorhanden. Sie lag vermutlich an der Stelle des im 19. Jahrhundert noch vorhandenen alten katholischen Friedhofs unweit der Nogat in Dorfmitte.
Bevor die beiden Landgemeinden Willenberg und Tessensdorf am 1. September 1924 in den Stadtkreis Marienburg eingegliedert wurden, hatten sie dem Amtsbezirk Tessensdorf im Kreis Stuhm angehört. In der Folgezeit teilten die beiden Stadtteile die Geschichte der Stadt Marienburg.
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1783 | – | königliches Bauerndorf, mit zwei Freischulzen-Gütern, vier bebauten Pfarrhufen, auch einer baulich verfallenen katholischen Filialkirche von Marienburg, 37 Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen |
1818 | 271 | königliches Dorf |
1852 | 577 | Dorf |
1864 | 773 | darunter 229 Evangelische und 533 Katholiken |
1885 | 741 | Landgemeinde, am 1. Dezember, davon 180 Evangelische, 545 Katholiken und 16 sonstige Christen |
1910 | 886 | Landgemeinde, am 1. Dezember, darunter 301 Evangelische, 562 Katholiken und 23 Sonstige; 59 Personen mit polnischer Muttersprache |
Literatur
- Willenberg, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Willenberg (meyersgaz.org).
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868 (Google Books).
- Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen), Band 13, Danzig 1909, S. 369–370 (Google Books).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Stadt Marienburg (Westpr.) (Territorial.de)
- ↑ Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868, S. 213 (Google Books).
- 1 2 3 4 5 Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen), Band 13, Danzig 1909, S. 369–370 (Google Books).
- ↑ Abraham Lissauer: Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete, Engelmann, Leipzig 1887, S. 36 (Google Books) und S. 83 (Google Books).
- ↑ Bernhard Schmid, 1909, ebenda, S. 238 (Google Books).
- 1 2 Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 252 (Google Books).
- ↑ Amtsbezirk Tessensdorf (Territorial.de)
- ↑ Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 160, Ziffer 2757 (Google Books).
- ↑ Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 680 (Google Books).
- ↑ Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 202–203, Ziffer 164 (Google Books).
- ↑ Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Band II: Provinz Westpreußen, Berlin 1887, S. 70–71, Ziffer 76 (Google Books).
- ↑ Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 74–75, Ziffer 73 (Google Books).
Koordinaten: 54° 1′ N, 19° 1′ O