Das Wiener Hauptzollamt wurde im Zeitraum von 1840 bis 1844 errichtet und befand sich in der heutigen Hinteren Zollamtstraße 4 im 3. Wiener Gemeindebezirk. Es war zu jener Zeit das größte seiner Art in Wien und beherbergte neben dem k.k. Hauptzollamt noch die k.k. Cameral-Gefällen-Verwaltung und das k.k. Central-Bücher-Revisionsamt. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Bahnhof Wien Mitte, der zur Entstehungszeit bis zur Umbenennung 1961 als „Bahnhof Hauptzollamt“ auf die unmittelbare Verbindung der beiden Areale hinwies. Nach der völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden Gelände und Gebäudereste abgetragen. An dieser Stelle wurde das Gebäude des Bundesrechenzentrums errichtet. 2005 übersiedelte das Wiener Zollamt in die Brehmstraße 14 im 11. Wiener Gemeindebezirk.

Geschichte

Entstehungszeit

Bis zur Errichtung des Wiener Hauptzollamts befand sich das Zollamt am Wiener Fleischmarkt im Hauptmautgebäude. Auf Grund neuer Anforderungen wurde der Bau eines eigenen Gebäudes am damaligen Hafen des Wiener Neustädter Kanals (1848 wurde der Hafen auf das Gebiet des Aspangbahnhofs übersiedelt) beschlossen. Dieses wurde nach den Plänen Paul Sprengers zwischen 1840 und 1844 durch die Stadtbaumeister Adolf Korompay und Leopold Mayr errichtet, und 1902 restauriert. Der Bau gestaltete sich auf Grund der Lage schwierig. Ab 1848 wurde mit dem Bau des Bahnhofs Hauptzollamt als Bahnhof der Verbindungsbahn zwischen Nordbahn, Westbahn und Südbahn begonnen und am 2. September 1860 nahm diese Verbindungsbahn durchgehenden Betrieb auf.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde das Hauptgebäude des Hauptzollamtes fast zur Gänze zerstört. Da auf dem Gelände des Hauptzollamtes zwischen 1969 und 1974 ein Gebäude für das Bundesrechenamt nach Plänen von Walter Lackner errichtet wurde, bezog das Zollamt ab den 1970er Jahren bis zum Jahr 2005 einen Gebäudekomplex in der Schnirchgasse 9, im 3. Wiener Bezirk. Dieses neue Zollamts-Gebäude wurde zwischen 1970 und 1976 nach Plänen von Zoltan Egyed (Baufirma Hugo Durst) erbaut. Der in seinem höchsten Abschnitt 17-geschossige, schachtelförmig gestaltete Bau bildete eine Barriere zwischen dem dritten Bezirk und dem Donaukanal, im Sommer 2016 wurde mit dem Abbruch dieses Gebäudes begonnen, das drei Türmen zu Büro- und Wohnzwecken weichen soll.

Aufgaben

Im Gebäude des Hauptzollamtes wurden vor allem Auslandsgüter, Gewerbeprodukte wie Web- oder Krämereiprodukte, sowie nach Anweisung Gepäck von Reisenden verzollt. Andere Güter oder zu kleine Mengen wurden direkt bei den Linienämtern verzollt.

Benachbarte Gebäude

Bahnhof Hauptzollamt

Im Jahre 1848 begann man mit dem Bau eines Güterbahnhofes („Hauptzollamt“) im trockengelegten Hafenbecken. Damit wollte man Lebensmittel leichter in die Stadt transportieren, vor allem, weil sich in der Nähe die neu errichteten Markthallen befanden. Der Name des Bahnhofes bezog sich dabei auf das nahegelegene Gebäude des Hauptzollamtes. Seit 1901 war er mit einer von Otto Wagner errichteten Stadtbahnstation verbunden. Der Bau wies nach dem Zweiten Weltkrieg keine bedeutenden Kriegsschäden auf, dennoch beschloss die Gemeinde Wien 1959 seinen Abbruch und Neubau. Der Bahnhof wurde somit in den 1960er Jahren neu errichtet, zwischen 2007 und 2012 folgte der dritte Bau an dieser Stelle. Im Jahr 1962 wurde er auf Landstraße umbenannt; seit 1975 trägt er den Namen Bahnhof Wien Mitte.

Markthallen

In der Nähe des Hauptzollamtes und des Bahnhofes entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts zwei neue Markthallen an Stelle der Großmarkthalle in der Vorderen Zollamtsstraße 17. Die „Neue Fleischhalle“ und die „Viktualienhalle“ waren einander spiegelbildlich angeordnet und bestanden bis in die 1970er bzw. 1980er Jahre. Während die „Neue Fleischhalle“ komplett abgerissen wurde, entstand an Stelle der „Viktualienhalle“ der „Landstraßer Markt“, der seinerseits allerdings ebenfalls aufgelöst wurde – Bemühungen um eine Wiedererrichtung des Marktes blieben dabei erfolglos.

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. In 6 Bänden. Band 3: Ha–La. Kremayr & Scheriau, Wien 2004, ISBN 3-218-00748-8.
  • Walter Cerny: Paul Sprenger. Phil. Diss. Univ. Wien 1967. (Zum Architekten des Hauptzollamtes).
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1970, ISBN 3-215-01634-6, S. 87 f.
  • Manfred Wehdorn: Die Bautechnik der Wiener Ringstraße. Mit einem Katalog technischer Bauten und Anlagen in der Ringstraßenzone. Steiner, Wiesbaden 1979, ISBN 3-515-02482-4, S. 343–345. (Zum Bahnhof Hauptzollamt)
  • Ernst Kurz: Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Wien in Beziehung zum Verkehr (= Beiträge zur Stadtforschung, Stadtentwicklung und Stadtgestaltung. 6). Wien 1981. (Allgemein zur Bedeutung des Nahverkehrs in der Erbauungszeit)

Einzelnachweise

  1. Hauptzollamt im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Bahnhof Hauptzollamt im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. Zollamt Wien übersiedelt 1 000 Kunden pro Monat haben somit eine neue Servicestelle. APA OTS, 7. September 2005, abgerufen am 1. April 2017.
  4. Hauptmautgebäude im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. Diego Caltana: Paul Sprenger. Architekturzentrum Wien, 1. Oktober 2013, abgerufen am 1. April 2017.
  6. Bahnhof Hauptzollamt im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. Zollamt im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  8. Zollämter in Österreich. Bundesministerium für Finanzen, abgerufen am 1. April 2017.
  9. Zollamt Wien übersiedelt 1 000 Kunden pro Monat haben somit eine neue Servicestelle. APA OTS, 7. September 2005, abgerufen am 1. April 2017.
  10. TrIIIple: Abrissarbeiten des alten Zollamts liegen im Zeitplan. APA OTS, 11. August 2016, abgerufen am 1. April 2017.
  11. Dessáry, Alois: Systematisches Handbuch der Gesetze und Vorschriften über die in den k.k. österreichischen Staaten bestehende allgemeine Verzehrungssteuer. Hrsg.: Carl Gerold. 1839, S. 267 f.
  12. Bahnhof Hauptzollamt: Die Metamorphose eines Verkehrsknotens (1848 bis 1962). (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Wien, archiviert vom Original am 6. April 2017; abgerufen am 1. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. Central-Marktanlage Landstraßer Markthallen – Geschichte der Wiener Märkte. Wien Geschichte Wiki, abgerufen am 1. April 2017.
  14. Wien: Aus für die Landstraßer Markthalle. Die Presse, 23. September 2014, abgerufen am 1. April 2017.

Koordinaten: 48° 12′ 31,3″ N, 16° 23′ 11,3″ O

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