Wilhelm Koch (* 21. September 1874 in Ludwigsburg; † 20. Januar 1955 in Tettnang) war ein deutscher römisch-katholischer Theologe und Hochschullehrer.
Leben
Nach dem Abitur in Rottweil studierte Koch von 1893 bis 1897 katholische Theologie an der Universität Tübingen. 1898 wurde er zum Priester geweiht und anschließend war er als Vikar in Stuttgart tätig. 1899 wurde er Präfekt am Martinihaus in Rottenburg am Neckar und 1902 Repetent am Wilhelmsstift in Tübingen.
1905 wurde Koch außerordentlicher Professor für Dogmatik und Apologetik an der Universität Tübingen und trat damit die Nachfolge seines Lehrers Paul von Schanz an. Aufgrund seiner Ausführungen in Vorlesungen und Predigten geriet er in Konflikt mit dem Seminarregens Benedikt Rieg. Auf Riegs Veranlassung wurde der dritte Band der Vorträge Kochs („Katholizismus und Christentum“) indiziert, obwohl der Rottenburger Bischof Paul Wilhelm von Keppler bereits im Vorjahr das Imprimatur erteilt hatte. Keppler ersuchte 1912 das württembergische Kultusministerium, Koch seines Amtes zu entheben. Während der Beweisaufnahme bot Koch 1916 in der Hoffnung, seine Professur retten zu können, den Verzicht auf seinen Lehrauftrag für Dogmatik und erforderlichenfalls auch für Apologetik an. Der Lehrauftrag wurde daraufhin Ludwig Baur übertragen. Sein Nachfolger als Professor für Dogmatik wurde 1918 Karl Adam, während die Apologetik von der Professur abgetrennt wurde.
Von 1916 bis 1918 war Koch Garnisonspfarrer in Lille. Anschließend war er ab 1919 Stadtpfarrer in Binsdorf, bis er 1929 nach Waiblingen wechselte. Ab 1933 war er in Tettnang als Stadtpfarrer tätig und wurde 1938 zum Dekan gewählt. Aufgrund der Ablehnung der nationalsozialistischen Weltanschauung wurde er 1941 für drei Wochen von der Gestapo inhaftiert und danach aus dem Kreis Friedrichshafen ausgewiesen, wobei er auf seine Pfarrstelle verzichten musste. Danach war ab 1942 als Pfarrer in Stetten bei Tuttlingen tätig, bis er 1946 pensioniert wurde.
Seit 1906 war Koch Mitglied der katholischen Studentenverbindung AV Guestfalia Tübingen.
Literatur
- Georg May: Mit Katholiken zu besetzende Professuren an der Universität Tübingen von 1817 bis 1945 (Kanonistische Studien und Texte, Band 28). Grüner, Amsterdam 1975, S. 582.
- Max Seckler: Koch, Wilhelm. In: Baden-Württembergische Biographien. Band 2, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-014117-1, S. 274–276 (Digitalisat)
- Hermann Tüchle: Koch, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 279 (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von Wilhelm Koch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. hierzu Priesterseminar und Universität, in: Kölnische Zeitung Nr. 219, 28. Februar 1912, S. 1. Als Reaktion auf einen Artikel im Schwäbischen Merkur über die Erziehung im Priesterseminar in Rottenburg veröffentlichte Rieg eine Erklärung, in der er die Öffentlichkeit über den seit dem Jahr 1907 schwelenden Konflikt zwischen ihm und Koch informierte. Koch veröffentlichte eine Gegenerklärung, in der er mitteilte, er habe sich entschlossen, beim Bischof Paul Wilhelm von Keppler und bei der Regierung Anzeige gegen Rieg zu erstatten.
- ↑ August Vezin: 100 Jahre Tübinger Guestfalia. Köln 1965, S. 568.