Will Cassel (eigentlich Wilhelm Georg Cassel; * 25. August 1927 in Dortmund) ist ein deutscher Maler, Zeichner und Objekt-Performance-Gesamtkünstler sowie freier Dozent für Kunst- und Kulturerziehung.
Leben und Werk
Cassel lebt seit 1934 in Krefeld und besuchte 1943 bis 1948 die dortige Werkkunstschule. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Soldat eingezogen. Von 1952 bis 1953 studierte er an der Kunstakademie Venedig und 1964 an der Schule für Textile Künste in Krefeld, wo er von 1966 bis 1972 Dozent als Dozent lehrte. Von 1972 bis 1980 war er Dozent an den Gesamthochschulen Dortmund und Essen
Seit 1967 nimmt er den weißen Zwerg als Abstraktion für das Sein. Er setzt in seiner Kunst den Gartenzwerg unter anderem als Objekt gegen Bürgerbevormundung ein. In politischen Aktionen seit Ende der 1960er Jahre stellte er weiße Gipszwerge auf belebte öffentliche Plätze deutscher Städte, um auf die fortlaufende Umweltzerstörung und weltweite Machtpolitik aufmerksam zu machen. Mit diesen demonstrierte er auch vor der UNO in New York und vor dem Weißen Haus in Washington.
2011 wurde Cassel mit dem Stadtsiegel der Stadt Krefeld für seine langjährigen Verdienste als Krefelder Maler, Zeichner und Projekt-Performance-Künstler ausgezeichnet.
Werk
Neben der Zeichnung in Bleistift und Tusche malt Cassel in Öl-Acryl-Aquarell Bilder und Enkaustik-Tuch-Bilder. Die stark farbigen Enkaustik-Bilder sind eine Weiterentwicklung seiner ersten Tuch-Bilder von 1972, die mit Filzstift oder flüssiger Textilfarbe gemalt wurden. Ab 1974 arbeitet er mit Enkaustik-Malerei. Vor der farbigen Gestaltung des Bildes zeichnet, schreibt und stempelt Cassel die Komposition auf weiße Baumwollgewebe mit lichtechter Tusche. Malerei und Texte (Poeme) waren dem Künstler schon immer gleich wichtig. Seine Bilder und Objekte sind Welt-Theater. Fast immer haben die Bilder versteckte Gesellschaftskritik. Neben fantasievollen Szenen finden wir Motive aus der Natur und immer wieder Mickymäuse, Erdkugeln, Krähen, Federn und Spielzeug/Blechspielzeug zum Aufziehen aus seiner großen Sammlung auf seinem Atelier-Tisch.
- Steinkasten
- Gesicht des Niederrheins, Tusche 2016
- Teil des Ganzen, Aquarell 2013
- Gartenstrauss, Aquarell 2012
- Circus Arena, Enkaustik 1985
- Meine Eule, Enkaustik 2006
- Welt Labor Enkaustik 2015
- Meine Liebligsweide, Öl / Acryl 2008
Zwerge
Cassel hat 1967 die Figur des Zwerges als immer wiederkehrende Kunst-Chiffre in seine künstlerische Arbeit aufgenommen, die für ihn eine Abstraktion für „Alles Sein“ (wie z. B. Sterne, Menschen, Blätter, Steine) darstellt. Der erste Zwerg, den er aus einem Arbeitergarten aufnahm, war aus Kunststoff. Er malte ihn rot an, der Farbe des Lebens. Dieser rote Zwerg symbolisierte ein „Kampfobjekt“ gegen Bürgerbevormundung, für freies, „individuelles Mensch-Sein“. Später folgten Vervielfältigungen des roten Zwergs, die in weißem Gips gegossen wurden. Mit den roten und weißen Zwergen machte er in den 1970er Jahren Aktionen (Performances) gegen Umweltzerstörung und politische Fehlentwicklung und Kriege. Mit den weißen Zwergen schuf Cassel bis in die Gegenwart zahlreiche Objekte und Installationen. Wir finden den Gipszwerg angemalt, zerstört, geschnitzt (Hahnenkopf) oder in seiner weißen Ursprungsform. Auch macht er mit dem Zwerg auf die Kleinheit aller Dinge des Menschen aus komischer Sicht bewusst. Der Zwerg selber als Stempel, Schablone und Objekt wird mit den Jahren immer mehr reduziert bis zum Dreieck und Kreis.
Die Programme und Programm-Kompositionen sind seit 1972 ein wichtiges Element in seinen Arbeiten. Durch die Programme nahm er andere Menschen mit in seinen Kunstwerken auf. Die Aufnahme der Menschen ist eingeplant in die Gesamtkomposition. Durch farbiges Mitgestalten der ZWERGE hinterlassen die teilnehmenden Menschen durch ihre Farbwahl und ihren Duktus einen Abdruck ihrer Persönlichkeit. Es sind jedoch nie Gruppen-Bilder, sondern immer Cassel-Aufnahmen. Die Programme gehören wie der Zwerg zu Cassels Kunstrevolution.
Kunstpreise
- 1962: Kunstpreis der Stadt Krefeld (Kunstpreis des Niederrheins)
- 1962: Plakette Carl Reichsfreiherr vom Stein
- 1977: Internationaler Kunstpreis Prix Joan Miró, Barcelona
- 2011: Krefelder Stadtsiegel
Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
- 1958: Raumkonstruktion, Tusche auf Papier, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld
- 1959: Bewegung, Tusche auf Papier, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld
- 1960: o.T., Tuschezeichnung, Abdruck eines Tuches, Sammlung Siegfried Cremer, Museum am Ostwall, Dortmund
- 1961: 1/9 weisse kreis-flächen, 10 weiße kreisförmige Papierflächen in Pappschuber, Sammlung Siegfried Cremer, Museum am Ostwall, Dortmund
- 1963: keimende frucht, Öl auf Leinwand, Sammlung Siegfried Cremer, Museum am Ostwall, Dortmund
- 1963: Konkrete bewegte Kreiskonstellationen, vier auf Schienen verschiebbare Glasplatten, Sammlung Siegfried Cremer, Museum am Ostwall, Dortmund
- 1963: Enträumlichte Komposition, Spritztechnik, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Mönchengladbach
- 1977: Makabres Welttheater, Meditations Tuchbild, Fundació Joan Miró, Barcelona
- 1997: Mal rauf … mal runter …, Zeichnung mit Collage, Museum für Post und Kommunikation Berlin, Berlin
Ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen
- 1959, 1963–1964: Städtisches Museum Mönchengladbach
- 1960, 1970, 1988: Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld
- 1966: Türkisch-deutsches Kulturzentrum, Istanbul
- 1973: Rotterdamer Kunststiftung, Lijbaancentrum, Niederlande
- 1978–1979: Museum galleria d’arte moderna, Bologna
- 1978: Galerie Dr. Luise Krohn, Badenweiler
- 1979–1980: Galerie Gmyrek, Düsseldorf
- 1986: Galerie Elephas, Friedberg
- 1986–1991: Galerie Peschken, Krefeld
- 1989: Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper
- 1989, 1991: Gallery Alena Adlung, New York
- 1991: Burg-Galerie, Beeskow
- 1992: Galerie Mirabell, Salzburg
- ab 1972: ständige Ausstellungen in Cassels meditativ art galerie, Krefeld
- ab 1979: jährliche Cassel-Ausstellungen im Seidenweberhaus, Krefeld
- 2007: Kunst und Krefeld e.V. zu seinem 80. Geburtstag, Krefeld
- 2008: Haus der Seidenkultur, Krefeld
- 2012: meditativ art galerie, Krefeld
Gruppenausstellungen
- 1958: Museum Haus Lange, Krefeld
- 1965: Staatsgalerie Stuttgart (auch 1969) städtisches Museum Mönchengladbach
- 1968–1985: Beteiligung an der internationalen Ausstellung Premi International Dibuix Joan Miró, Barcelona
- ab 1972: Beteiligung an internationalen Kunstmärkten und Kunstmessen
- 1972, 1977, 1982: Documenta, Kassel (Beiprogramm)
- 1977: Berlin-Pavillon, Berlin (auch 1978)
- 1977: 25. Jahresausstellung – Deutscher Künstlerbund e.V., Frankfurt am Main
- 1978, 1980: Biennale Warschau
- 1979, 1983: Biennale Lahti, Finnland
- 1979: Biennale Säo Paulo, Brasilien
- 1980: International Exhibition of Contemporary Art, New York
- 1983: Europarat, Straßburg
- 1984: Exhibition International Artists, Okinawa, Japan
- 1985: The Museum of Modern Art, International Triennial, Toyama, Japan
- 1986: Europäische Ausstellung des politischen Plakats, Mons, Belgien
- ab 1987: Montague Art Galleries, Art 54 – Soho, New York
- 1989: Internationale Buchkunst-Ausstellung (IBA), Leipzig
- 1989: Israel-Museum, Jerusalem
- 1990: Self-image, Israel-Museum, Jerusalem
- 1995: Internationale Poster ’95, Postermuseum Lahti, Finnland
- 1999: Public Gallery Raststatt
- 2015–2016: Show & Tell, Grafik aus den Kunstmuseen Krefeld, Krefeld
Literatur (Auswahl)
- Krefelder Künstler und Künstler vom Niederrhein 1945–1961. Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld 1961
- Objekte und Bildreliefs. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1969
- Paul Wember: W.G. Cassel 1958-1970, eine Dokumentation des jetzigen Standpunktes des Künstlers. Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld 1970
- Cassel Katalog Dokument. Buchobjekt, Krefeld 1974
- Kunstreport 2’77. Katalog, Deutscher Künstlerbund e.V., Frankfurt am Main 1977
- Cassel und sein Zwerg, kleines Buch, Krefelder Kunstmuseen, Oberstadtdirektor der Stadt Krefeld, Krefeld 1988
- Bestandskatalog – Kunst der Gegenwart 1960 bis Ende der 80er Jahre, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Mönchengladbach 1988
- Blau: gedankendämmerungslängs, Heidelberger KV, Heidelberg 1990
- Sammlung Cremer I, Bestandskatalog, Museum am Ostwall Dortmund, Edition Cantz, ISBN 3-89322-368-1, Dortmund 1991
- CASSEL ... bilder "welt-theater", Buch, Verlag Caßel, ISBN 3-9804315-0-9, Krefeld 1995/96
- Sinnbilder des 21. Jahrhunderts, Mail ART, Museum für Post und Kommunikation Berlin, Berlin 1999
- Kürschners Handbuch der Bildenden Künstler, Künstlerlexikon, K.G. Saur 2005, ISBN 3-598-24734-6, München/Leipzig 2005
- Bilder und Geschichten vom Niederrhein, Clemens Reinders, Mercator-Verlag, ISBN 978-3-87463-414-4, Duisburg 2007
- Kurze Geschichte über Will Cassel, der aus dem Zwerg ein Kunstwerk machte, Margot Overath, WDR 5, 2009
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 2011-06-17: Künstler Will Cassel mit Stadtsiegel ausgezeichnet. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf: krefeld.de