Wilhelm Thomas „Willi“ Resetarits (* 21. Dezember 1948 in Stinatz, Burgenland; † 24. April 2022 in Wien) war ein österreichischer Musiker, Sänger und Menschenrechtsaktivist.

Leben

Resetarits war Burgenlandkroate. Nach eigener Aussage kam Resetarits 1952 aus dem Südburgenland nach Wien, wo er erst im Alter von dreieinhalb Jahren begann, Deutsch zu sprechen. Er wuchs am Humboldtplatz in Wien-Favoriten (10. Bezirk) auf. Bereits während seiner Schulzeit am GRG 10 Ettenreichgasse sang und musizierte Resetarits in diversen Bands wie The Odds. Ab 1967 studierte er an der Universität Wien Anglistik und Sport mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Doch seine Musikerkarriere verlief so erfolgreich, dass er auf das Sicherheitsnetz verzichtete.

1969 wurde Resetarits Mitglied der Politrockband Schmetterlinge. Ihr bedeutendstes Werk, die Proletenpassion (Text: Heinz Rudolf Unger), wurde 1976 bei den Wiener Festwochen uraufgeführt. Dort werden soziale Fragen, Herrschaft, Unterdrückung und Revolutionen in Europa vom 16. bis zum 20. Jahrhundert bearbeitet. Resetarits komponierte und sang darin unter anderem das populäre Jalava-Lied. 1977 nahmen die Schmetterlinge mit Boom-Boom-Boomerang am Eurovision Song Contest in London teil. Sie landeten auf dem vorletzten Platz.

Ab Mitte der 1980er Jahre verkörperte er mit großem Erfolg die Figur des von Günter Brödl erfundenen Kurt Ostbahn bzw. den Ostbahn-Kurti. Die Formation Ostbahn-Kurti & die Chefpartie nahm mehrere Alben mit ins Wienerische übersetzten Rock-, Blues- und Rhythm-and-Blues-Stücken auf und gab über mehrere Jahre erfolgreich Konzerte. 1985 beteiligte er sich als Sänger gemeinsam mit den Schmetterlingen am Projekt Austria für Afrika, das 1985 im Zuge des internationalen Benefizkonzerts Live Aid gegründet wurde, und dem von Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich geschriebenen Lied Warum?.

Von 1995 bis 1998 gestaltete Resetarits jeden Sonntag auf Radio Wien die Sendung Trost und Rat von und mit Dr. Kurt Ostbahn, bei der er sein Talent als Entertainer unter Beweis stellte. Im Jahr 2000 starb Günter Brödl völlig unerwartet. Resetarits wechselte zum Radiosender Ö1 und moderierte dort die monatliche Sendung Ein Pferd kehrt heim, die Ende 2000 in Die Willi Resetarits Radioshow umbenannt wurde und bis Mai 2002 lief. Das Konzept der Sendung, die aus dem Großen Sendesaal des Radiokulturhauses live übertragen wurde, bestand aus Gesprächen mit Gästen und musikalischen Beiträgen. Musiziert wurde ebenfalls live, wobei es vorkam, dass Kurt Ostbahn & Die Kombo zu Gast waren und noch unveröffentlichte Lieder spielten.

Im Jahr 2001 trat Resetarits auf Schloss Damtschach in Kärnten als Don Quichote in der Oper El Retablo del Maese Pedro von Manuel de Falla in der Bearbeitung des Jazz-Pianisten Uli Scherer auf. Mit dabei war das Koehne Quartett mit Joanna Lewis, Renald Deppe, Georg Preinfalk und Wolfgang Puschnig. Es spielten Wolfram Berger, Johanna Wölfl und Pavel El Hamalawi. Inszeniert hat Markus Kupferblum, der auch den Sancho Panza spielte.

Im Dezember 2003 schickte Resetarits sein Alter Ego Kurt Ostbahn „in die Pension“, wie er sagte. Ab Oktober 2006 war Resetarits mit Trost und Rat mit Willi Resetarits wieder auf Sendung bei Radio Wien. Im Jahr 2007 war die Sendung nahezu jeden Sonntag zwischen 13 und 14 Uhr zu hören. Die 200. und letzte Sendung wurde Ende Juni 2012 gesendet.

Resetarits war bis zuletzt in musikalischen Projekten tätig. Eines davon war die Stubnblues benannte Mischung aus Volksliedern auf Deutsch und Kroatisch, englischsprachigem Blues und Rhythm’ n’ Blues, Wienerliedern und vertonten Gedichten unter anderem von H. C. Artmann und Karl Farkas. Beim Projekt Gershwin on a String interpretierte er zusammen mit Tini Kainrath und dem Streichquartett StringFizz Songs von George Gershwin. Die Liedtexte werden teils in der englischen Originalfassung und teils im Wiener Dialekt gesungen. Mit Sabina Hank wurden 2008 Texte von Jura Soyfer und H.C. Artmann vertont, als CD und in Konzerten unter dem Titel Abendlieder. 2009 erschien das gemeinsam mit Ernst Molden eingespielte Album ohne di. Für Resetarits hatte Molden dazu Hammerschmidgassn geschrieben, sein erstes Lied im Wiener Dialekt.

Resetarits wurde Mitglied der „Viererbande“ Molden, Resetarits, Soyka und Wirth, die sich der „emotionalen und poetischen Vermessung Wiens“ widmete (Sailer). Resetarits war politisch engagiert und Mitbegründer der Organisationen Asyl in Not und SOS Mitmensch. Er gründete auch das Integrationshaus Wien, bei dem er Ehrenvorsitzender war. Wegen eines Aufrufs zur Wehrdienstverweigerung wurde er verurteilt.

Ab 2015 war Resetarits Mitglied des Universitätsrats der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Anlässlich seines 70. Geburtstags gab Resetarits am 4./5. Jänner 2019 ein Doppelkonzert mit den zwölf Bands seiner Musikerlaufbahn plus Zusatzgästen. Am Freitag begann Alle seine Bands mit der Beat-Band The Odds, gegründet 1963 am Gymnasium Wien, Ettenreichgasse. Angekündigt wurde wieder das „Dr.-Kurt-Ostbahn-Doppel“ nach Mitte August auf der Kaiserwiese im Wiener Prater.

Seine Autobiografie erschien im Dezember 2018 als Buch mit dem Titel Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot.

Die Tour mit sechs Musikern des Stubnblues mit dem neuen Programm Elapetsch begann am 22. September 2021 im Schauspielhaus Graz und lief bis Dezember in Österreich.

Willi Resetarits verunglückte am 24. April 2022 im Alter von 73 Jahren in Wien tödlich bei einem Sturz auf einer Treppe in seinem Haus. Nach einer öffentlichen Verabschiedung am 7. Mai wurde Willi Resetarits am 9. Mai begraben. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33G, Nummer 58).

Sonstiges

Zu einer 2001 erschienenen Jubiläums-Edition des ursprünglich 1971 von Wolfgang Teuschl verfassten Buches Da Jesus und seine Hawara, einer legendären Übertragung des Neuen Testaments ins Wienerische, erschien auch eine von Resetarits rezitierte CD mit Auszügen des Buchtextes. Die Live-Aufnahmen dazu fanden 1999 im Theater Akzent in Wien statt. Weitere Aufnahmen von Rezitationen durch Resetarits wurden 2006 mit der Neuauflage des Buches in Auszügen auf einer CD und 2011 erstmals in Komplettlesung auf drei CDs veröffentlicht (Gitarre: Karl Ritter). Für die Erstauflage des Buches von 1971 wurde der Text in Ausschnitten ursprünglich auf Langspielplatte und Single von Kurt Sowinetz rezitiert.

Resetarits wurde des Öfteren für den Asterix-Übersetzer ins Wienerische gehalten. Tatsächlich wurden die zwei 1997 und 1998 erschienenen Bände, als deren Texter Dr. a.D. Kurt Ostbahn angegeben war, von Günter Brödl übersetzt.

Privates

Mit Beatrix Neundlinger, mit der er bei den Schmetterlingen sang, hatte Resetarits eine Tochter (geb. 1981) und einen Sohn (geb. 1983). Am 21. Dezember 2014, seinem 66. Geburtstag, heiratete er seine Freundin Roswitha Hofer, die am nächsten Tag ihren 40. Geburtstag feierte.

Der Schauspieler und Kabarettist Lukas Resetarits und der Journalist und Moderator Peter Resetarits sind Brüder von Willi Resetarits.

Auszeichnungen, Würdigungen

Autobiografie

  • Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot. Christian Seiler Verlag, Fahndorf 2018, ISBN 978-3-9502868-7-8.

Literatur

Commons: Willi Resetarits – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Willi Resetarits alias Ostbahn-Kurti ist tot. In: orf.at. 24. April 2022, abgerufen am 24. April 2022.
  2. Austropop-Legenden: Willi Resetarits
  3. Christian Sailer: Beliebt wie das Christkind, in: Tageszeitung Kurier, Wien, 15. Dezember 2018, S. 38 f.
  4. Stefanie Panzenböck: „Ich habe mir gewünscht: Musik“. In: falter.at. 18. Dezember 2018, abgerufen am 24. April 2022 (Willi Resetarits: The Odds war die Beatband meiner Klasse im Gymnasium im zehnten Bezirk.).
  5. 1 2 3 Doppelkonzert mit Kurzauftritt vom Ostbahnkurti. In: orf.at. 5. Januar 2019, abgerufen am 24. April 2022 („The Odds“ – als Beat-Band 1963 im Wiener Gymnasium Ettenreichgasse gegründet).
  6. Band-Details: Austria für Afrika . In: sra.at, abgerufen am 24. April 2022.
  7. Austria für Afrika - Warum?. In: youtube.com, abgerufen am 25. April 2022.
  8. Anm.: Anspielung auf die Viererbande um 1976 in der KP Chinas.
  9. Website des Integrationshauses Wien
  10. Willi Resetarits: Ich lebe gern, denn sonst wäre ich tot. In: falter.at, abgerufen am 25. April 2022.
  11. „Ostbahn-Kurti“ Willi Resetarits verstorben. In: Kronen Zeitung. Abgerufen am 24. April 2022.
  12. Willi Resetarits starb bei Unfall zu Hause. In: Kronen Zeitung. Abgerufen am 25. April 2022.
  13. https://wien.orf.at/stories/3155713/
  14. Willi Resetarits liest „Da Jesus & seine Hawara“. Buch und CD: Verlag Karl Schwarzer, ISBN 3-900392-11-0 (Ö). In: espressorosi.at, abgerufen am 26. April 2022.
  15. Wolfgang Teuschl: Da Jesus und seine Hawara. Das Neue Testament im Wiener Dialekt. Neuausgabe. Mit einer beigelegten CD gelesen von Willi Resetarits. Residenz Verlag, St. Pölten 2006, ISBN 978-3-7017-1454-4.
    Wolfgang Teuschl: Da Jesus und seine Hawara. Das Neue Testament im Wiener Dialekt. Hörbuch. 1 CD gelesen von Willi Resetarits. Residenz Verlag, St. Pölten 2006, ISBN 3-7017-4000-3.
  16. Da Jesus & Seine Hawara 3-CD, 2011. In: musik-sammler.de, abgerufen am 26. April 2022.
    Da Jesus und seine Hawara CD Neues Testament auf Wienerisch. In: aus-österreich.at, abgerufen am 26. April 2022.
  17. Kurt Sowinetz: Da Jesus und seine Hawara. Wiener Evangelium von Wolfgang A. Teuschl. Musik und musikalische Leitung: Franz Stefan Pippal, 1971. Langspielplatte: Philips Stereo 61641, Single: Philips Stereo 6831 017.
    CD-Neuauflage: Preiser Records 2002: Kurt Sowinetz: Da Jesus und seine Hawara. In: literaturhaus.at, abgerufen am 24. April 2022.
  18. Asterix auf Wienerisch (Memento vom 23. Juni 2007 im Internet Archive)
  19. derStandard.at. Abgerufen am 16. Oktober 2020.
  20. Heimlich! Kurti hat geheiratet. 19. Oktober 2015, abgerufen am 10. Mai 2022.
  21. Österreichisches Ehrenkreuz für Willi Resetarits orf.at, 18. Juni 2013.
  22. diepresse.com: Österreicher des Jahres 2013 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 23. Februar 2016.
  23. orf.at: Willi Resetarits erhält den Amadeus für sein Lebenswerk. 2. Mai 2017, abgerufen am 2. Mai 2017.
  24. Metron für Resetarits & Basbaritenori. In: ORF.at. 12. April 2019, abgerufen am 25. April 2020.
  25. epd: Deutscher Kleinkunstpreis 2019. Unsere Kirche, 7. November 2018, abgerufen am 8. November 2018.
  26. Amadeus Austrian Music Awards 2022: Die Gewinner in der Kategorie JAZZ/WORLD/BLUES sind… In: aama.at. Abgerufen am 21. April 2022.
  27. Posthume Auszeichnung für Willi Resetarits orf.at, 21. April 2023, abgerufen 21. April 2023.
  28. Burgenland Heute: Verleihung des Komturkreuzes orf.at, 21. April 2023, abgerufen 21. April 2023 – Video 1:30–2:05/3:05.
  29. MigAward für Willi Resetarits’ Lebenswerk. In: ORF.at. 17. April 2023, abgerufen am 18. April 2023.
  30. Willi-Resetarits-Bildungscampus fix orf.at, 15. September 2023, abgerufen 27. September 2023.
  31. Wien benennt Gemeindebau nach Resetarits orf.at, 27. September 2023, abgerufen 27. September 2023.
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