Windbachkees
Lage Windbachtal, Salzburg
Gebirge Zillertaler Alpen
Typ historischer Tal-/Kargletscher
Koordinaten 47° 5′ N, 12° 8′ O
Entwässerung Windbach
Besonderheiten alte Krimmler-Tauern-Route; im frühen 20. Jh. verschwunden: Eissee und Schafseewl

Das Windbachkees (Kees, tirolisch-salzburgisch ‚Gletscher‘) ist ein im frühen 20. Jahrhundert verschwundener Gletscher am Krimmler Tauern in Salzburg.

Der Gletscher erstreckte sich an der Nordostflanke des Dreieckers in das Windbachtal, ein linkes Nebental des Krimmler Achentals im Oberpinzgau. Dieser Gletscher hat in den Eiszeiten das Windbachtal ausgeschürft, und stellte dann im Zuge des Gletscherschwunds einen Nebengletscher des Venediger-Gletschers dar, und dann das Quellgebiet des Windbachs.

Nach der Mittelalterlichen Warmzeit dürfte der Gletscher weitgehend verschwunden gewesen sein, der Atlas Tyrolensis von 1774 verzeichnet hier nur einen Gletscher etwa im Raum des Eissees. In der Kleinen Eiszeit des 18./19. Jahrhunderts wird er sich dann wieder zumindest als Kargletscher im Nährgebiet des einstigen Windbachgletschers voll ausgebildet haben.

Noch im mittleren 19. Jahrhundert erstreckte sich der Gletscher entlang des gesamten Grates vom Glockenkarkopf (Rauchkesselspitze, 2911 m) über Tauernkogel (Kerer Spitze, 2872 m), Schütttalkopf (Schöntalspitze, 2773 m), Dreiecker (Feldspitze, Windbachspitze 2829 m), Seewlaser Schneid (Säbelschneid, 2854 m ü. A.), Seekarkopf (Schwarzer Kopf, Kässkarkopf, Eiskarkopf, 2912 m ü. A.) bis zur Zillerplattenspitze (2912 m ü. A.). Dabei bildete er mit den Gletschern des rechten hinteren Zillergrunds (Schwarzkarkees, von dem nur das Dreieckerkees erhalten ist, nicht aber das Zillerplattenkees) – einen Eisschild, der auch noch in das Ahrntal hinübergriff (Feldspitzkees), und mit den Nachbargletschern Glockenkarkees östlich, Rainbachkees nördlich und Rauchkofelferner westlich vollständig zusammenhing. Dieser Gletscher zerfiel in das Eisfeld am Glockenkarkopf östlich, eines am Dreiecker, und das nördlich im Keeskar – von ersterem stammt der heutige Karsee Schafseewl her, letzteres besteht noch als Blockgletscher.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts war der Restgletscher abermals in mehrere Teile zerfallen, im Unteren Kessel (heutiger Anstieg zum Krimmler Tauern), am Schüttaler Joch und im Oberen Kessel, sowie im Seekar, wo sich heute der der große Eissee befindet. Der Rest des Gletschergebietes ist Blockschutthalde. Schon Fritz Koegel, der in der Gegend einige Erstbesteigungen durchführte, berichtet 1897 von „mächtigen Bergstürzen“ zwischen Dreiecker und Keeskarkopf in diesem Jahr.

Wegen dieses Gletschers war der Krimmler Tauern (2634 m) im 18. und 19. Jahrhundert wohl schlecht zu begehen, die beiden möglichen Routen verliefen nicht über den heutigen Pass, zu dem der Aufstieg im Gletscherbruch des Windbachkees verlief, sondern oberhalb über das mit ca. 2620 m niedrigere, aber heute sehr schlecht begehbare Schütttaler Joch über die verlassene (obere) Tauernalm im Schüttal direkt nach Trinkstein. Außerdem gab es zeitweise wohl nur die Alternativroute über das Eisfeld am Glockenkarkopf und die Pfaffenscharte (ca. 2790 m) – die Pässe waren zumindest zeitweise reine Gletschersättel.

Literatur

Fritz Koegel: Die Reichenspitzgruppe. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Band 28, 1897, Kapitel 2. Krimmler Tauern – Zillerplatte, S. 198 ff (ganzer Artikel S. 188–228, online) – Tourenbeschreibung von Krimml in den Zillergrund und wieder retour.

Einzelnachweise

  1. Peter Anich, Blasius Hueber, Atlas Tyrolensis, 1774, Maßstab 1:103.800, Layer in Historische Kartenwerke Tirol; die Anich-Karte könnte hier am Darstellungsrand aber schon recht ungenau sein.
  2. Schwarzkorkees bei Sonklar
  3. Eduard Richter: Die Gletscher der Ostalpen Reihe Handbuch zur deutschen Landes- und Volkskunde III, Stuttgart 1888.
  4. Dritte Landesaufnahme 1864/1887, Datenstand 1870/1873, Maßstab 1:25.000; Layer in Historische Kartenwerke Tirol; beruht auf den Neuaufnahmen von von Sonklar, aber mit unverlässlicher genauer Lage.
  5. Viktor Paschinger, Alpine Forschungsstelle Obergurgl der Universität Innsbruck: Die verschwundenen Gletscher der Ostalpen (seit dem letzten Hochstand um 1850) = Abhandlungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, Band XVIII, Wien 1959, Kapitel 8. Reichenspitz-Gruppe, S. 32 f (Volltext, Dokinfo, repository.uibk.ac.at).
  6. So im Atlas Tyroliensis verzeichnet. Kogel 1897 berichtet, dass ihm das erzählt worden ist, es schien ihm aber wohl angesichts der zeitgenössischen Verhältnisse als „schwer zu glauben“.
  7. Karte der gefürsteten Grafschaft Tirol nebst Vorarlberg (Spezialkarte Tirol), 1872, Maßstab 1:144.000; Layer in Historische Kartenwerke Tirol.
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