Witold Stanisław Tomczak (* 5. April 1957 in Kępno, Polen) ist Politiker, Arzt, Sejm-Abgeordneter (III. und IV. Kadenz) und 2004 bis 2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
1987 schloss er sein Studium an der Medizinischen Akademie in Katowice ab. Er arbeitete als Arzt in der Gemeinde Łęka Opatowska, wo er 1990–1998 Mitglied des Gemeinderates war. 1997–2001 saß er für die Wahlaktion Solidarität (Akcja Wyborcza Solidarność, AWS) auf Empfehlung von Zjednoczenie Chrześcijańsko-Narodowe im Sejm. Er verließ die AWS und gründete die rechte Gruppierung Porozumienie Polskie. In der folgenden Kadenz war er Sejm-Abgeordneter der Liga Polnischer Familien. 2004 wechselte er ins Europäische Parlament, wo er bis 2009 der Fraktion Unabhängigkeit und Demokratie angehörte. Sein Wahlkreis ist Wielkopolskie.
Aufhebung seiner Immunität
Im Jahr 2000 beschädigte Tomczak in der Warschauer Galerie Zachęta das Kunstwerk „La Nona Ora – Die neunte Stunde“ (1999). Es stammt von dem Italiener Maurizio Cattelan und zeigt eine Figur von Papst Johannes Paul II., der von einem Meteoriten getroffen wird. Auf einer Auktion erzielte das Werk 2008 fast 900.000 $. Die Ausstellung, in der das Werk zu sehen war, war von dem Schweizer Kurator Harald Szeemann zu ihrem 100-jährigen Bestehen veranstaltet worden. Tomczak hinterließ nach der Beschädigung der Statue einen antisemitischen Brief, in dem er die Demission der Galerie-Leiterin Anda Rottenberg forderte. Er nannte sie eine „staatliche Angestellte jüdischer Herkunft“. Kurz darauf reichte Rottenberg ihre Kündigung ein. Wegen des Umstoßens des Kunstwerks droht Tomczak ein Gerichtsprozess. Am 8. Juli 2008 wurde daher seine Immunität zum zweiten Mal aufgehoben. Zum ersten Mal verlor er die Immunität im Februar 2008, weil er 1999 in Ostrów Wielkopolski Polizisten beleidigt und gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen hatte.
Weblinks
- Witold Tomczak in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments