Wunder-Veilchen

Wunder-Veilchen (Viola mirabilis)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Veilchengewächse (Violaceae)
Gattung: Veilchen (Viola)
Art: Wunder-Veilchen
Wissenschaftlicher Name
Viola mirabilis
L.

Das Wunder-Veilchen (Viola mirabilis) ist ein eine Pflanzenart aus der Gattung Veilchen (Viola) innerhalb der Familie der Veilchengewächse (Violaceae).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Beim Wunder-Veilchen handelt es sich um eine mehrjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 25 Zentimetern. Die dicke Grundachse ist braunschuppig.

Die recht großen Laubblätter sind breit herzförmig, kurz zugespitzt und in jungem Zustand tütenförmig zusammengerollt. Die unteren Laubblätter sind fast nierenförmig und abgestumpft.

Generative Merkmale

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.

Ökologie

Das Wunder-Veilchen weist die Eigenart auf, dass es sich in seinem Erscheinungsbild im Frühjahr von dem im Hochsommer deutlich unterscheidet. Die Frühjahrspflanze besitzt eine Blattrosette mit grundständigen, sich öffnenden, jedoch nicht fruchtenden Blüten (Chasmogamie). Die Hochsommerpflanze entwickelt dagegen mehr oder weniger aufrechte, einreihig behaarte, beblätterte Stängel. Diese tragen kurz gestielte, meist fruchtende, aber sich nicht öffnende Blüten (Kleistogamie).

Die Frühjahrsblüten erreichen eine Länge von etwa 2 cm, sind blasslila gefärbt und wohlriechend. Die später auftretenden kleistogamen Blüten sind dagegen scheinbar kronblattlos. Alle Blüten besitzen lanzettliche Neben- und Kelchblätter. Die Fruchtkapsel ist zugespitzt und unbehaart. Die Blütezeit des Wunder-Veilchens umfasst die Frühjahrsphase, die in der Regel von April bis Mai dauert, sowie die Hochsommerperiode.

Vorkommen

Viola mirabilis var. mirabilis kommt in Europa vor. In Asien reicht ihr Verbreitungsgebiet bis China, Japan und Russlands Fernem Osten. Sie ist ein eurasisch-kontinentales Florenelement. Das Wunder-Veilchen kommt in Mitteleuropa zerstreut vor. In Deutschland findet man das Wunder-Veilchen vorwiegend in den Kalkgebieten Bayerns, Thüringens und Baden-Württembergs; darüber hinaus fehlt es über große Strecken oder ist selten. In Österreich und der Schweiz kommt Viola mirabilis zerstreut vor. Stellenweise ist es aber auch häufiger anzutreffen.

Viola mirabilis var. mirabilis wächst in Mitteleuropa in Laubmischwäldern. Es gedeiht in Mitteleuropa meist in mehr oder weniger frischen, nährstoffreichen, kalkhaltigen, lockeren, manchmal steinigen Mullböden. Es ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Klasse Querco-Fagetea. In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil am Eingang des Kaisertals bei Kaisers bis zu einer Höhenlage von 1550 Metern auf. In Graubünden steigt Viola mirabilis var. mirabilis bis in eine Höhenlage von 1820 Metern, im Kanton Wallis bis 1880 Metern auf.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 für Viola mirabilis var. mirabilis sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Viola mirabilis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 936. Das Artepitheton mirábilis ist lateinischen Ursprungs von mírári = „sich wundern“; es nimmt Bezug auf die Eigenart von Viola mirabilis, dass sich im Frühjahr entwickelnde blühende Exemplare deutlich von den im Hochsommer blühenden unterscheiden. Diese Besonderheit hatte zuerst Johann Jacob Dillen (1687–1747) beobachtet.

Je nach Autor gibt es etwa zwei Varietäten:

  • Viola mirabilis L. var. mirabilis: Sie kommt in Europa vor und ihr Verbreitungsgebiet reicht in Asien bis Zentralasien und Sibirien.
  • Viola mirabilis var. subglabra Ledeb.: Sie kommt in Sibirien, in Russlands Fernem Osten, in der Mongolei, in China, Korea und Japan vor.

Bilder

Literatur

  • Christian August Friedrich Garcke: Illustrierte Flora., Verlag Paul Parey 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Burkhard Quinger in Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 2, 2. Auflage. S. 86–87. Ulmer Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3323-7.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz., Schwabe & Co. AG, Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora., Ulmer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 676.
  2. 1 2 3 4 Viola mirabilis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. November 2022.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 233.
  4. 1 2 Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 1: Angiospermae: Dicotyledones 3 (1) (Linaceae – Violaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-72021-0, S. 631–633 (unveränderter Nachdruck von 1925 mit Nachtrag).
  5. Viola mirabilis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 10. November 2022.
Commons: Wunder-Veilchen (Viola mirabilis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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