Xella International GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2002 |
Sitz | Duisburg |
Leitung | Christophe Clemente (CEO) |
Mitarbeiterzahl | 5223 FTE (2022) |
Umsatz | 1,37 Mrd. Euro (2022) |
Branche | Baustoffe, Dämmstoffe |
Website | xella.com |
Stand: 13. April 2022 |
Xella International GmbH ist eine Unternehmensgruppe mit Konzernzentrale in Duisburg-Huckingen, die Bau- und Dämmstoffe produziert und vertreibt.
Unternehmen
Die Xella Gruppe entwickelt, produziert und vertreibt Baustoffe und Dämmstoffe basierend auf mineralischen Ressourcen. Mit den Marken Ytong, Silka und Hebel gehört Xella zu den weltweit größten Herstellern von Porenbeton und Kalksandstein; Multipor steht für nicht brennbare mineralische Dämmplatten.
Xella bietet mit blue.sprint einen digitalen Service an, mit dem ein Bauobjekt virtuell erstellt werden kann, um eine effiziente Materialplanung vornehmen zu können. Dabei wird auf Basis eines IFC-Modells zusammengearbeitet. Es konnten so bis 20 Prozent der Rohbaukosten und 30 Prozent der Bauzeit eingespart werden.
Das Unternehmen ist mit 78 Werken in 22 Ländern präsent. Die Xella-Gruppe hat im Jahr 2022 mit rund 5223 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,37 Milliarden Euro erzielt.
Eigentümer der luxemburgischen Holdinggesellschaft Xella International Holdings ist der Finanzinvestor Lone Star, der die Mehrheit an der Xella-Gruppe 2017 von den beiden Private-Equity-Gesellschaften PAI partners (Frankreich) und Goldman Sachs Capital Partners (USA) übernahm, die die Xella-Gruppe im September 2008 von Haniel übernommen hatten.
Geschichte
Xella entstand als Umfirmierung aus der Haniel Bau-Industrie, die bereits seit den 1940er-Jahren existierte und ab 1948 Kalksandsteine produzierte. Noch unter dem Namen Haniel Bau-Industrie erwarb die Firma in den Jahren 2000 bis 2002 die Goslarer Fels-, die Hebel- und die Ytong-Werke. 2002 erfolgten erste Schritte in China sowie die Namensänderung in Xella Baustoffe. 2003 präsentierte sich das Unternehmen auf der Münchener Messe BAU unter neuem Namen. Im selben Jahr erfolgte die Trennung von der Beteiligung an der Norddeutschen Naturstein GmbH (NNG) in Flechtingen, die seit 2005 Tochter der Basalt-Actien-Gesellschaft war.
Xella schloss dann zahlreiche Porenbeton-Werke, ausschließlich ehemalige Hebel-Werke. Mehrere hundert Arbeitsplätze gingen verloren.
Seit 2003 unterhält Xella in Brandenburg eine eigene Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mit zwei Standorten – einer in Emstal bei Lehnin, der andere in Brück bei Bad Belzig. Hier arbeiten Techniker in den drei Fachbereichen Anwendungsforschung/Bauphysik, Verfahrenstechnik und Produkt- und Prozessforschung. 2006 wurde das Unternehmen Halfen (Befestigungstechnik) mit Sitz in Langenfeld veräußert. In den Jahren 2007 und 2008 erfolgte eine weitere internationale Expansion in Osteuropa sowie in China und Russland.
2008 wurde Xella von Haniel an PAI partners und Goldman Sachs Capital Partners verkauft. In den Jahren 2009 und 2010 eröffnete Xella neue Ytong-Werke in Rumänien und China sowie ein Kalkwerk in Russland. Im April 2011 bezog Xella die neue Firmenzentrale in Duisburg-Huckingen. Am 11. Mai 2012 wurde das Gebäude der Xella Zentrale Axel-Eriksson-Haus getauft. Axel Eriksson, schwedischer Architekt und Forscher, hatte 1923 den Porenbeton erfunden.
Im März 2012 scheiterte die Übernahme der Aktienmehrheit der dänischen H+H International A/S mit Sitz in Kopenhagen. Das Bundeskartellamt untersagte die Übernahme, da diese die Entstehung einer marktbeherrschenden Stellung von Xella auf dem Markt für Porenbeton- und Leichtbetonsteine auf dem norddeutschen und dem westdeutschen Regionalmarkt erwarten lasse.
Ein möglicher Börsengang wurde im Oktober 2015 mit Verweis auf die unvorteilhafte Marktsituation abgesagt. Im Dezember 2016 wurde bekannt, dass Xella an die Investmentgesellschaft Lone Star für eine ungenannte Summe verkauft wurde. Im August 2017 gab Xella die Übernahme des spanischen Dämmstoff-Herstellers Ursa bekannt. Ursa wurde im Frühjahr 2022 an Etex verkauft.
Marken
Die Xella Gruppe hat die Marken Ytong, Silka, Multipor und Hebel. Als eines der wenigen europäischen Unternehmen der Baustoffindustrie betreibt Xella ein eigenes Technologie- und Forschungszentrum mit den drei Fachbereichen Produkt- und Prozessforschung, Qualitätssicherung und Anwendungsforschung/Bauphysik.
- Ytong-Logo
- Silka-Logo
- Hebel-Logo
- Multipor-Logo
Sponsoring
Von 2006 bis 2008 war Xella Trikotsponsor des Fußball-Bundesligavereins MSV Duisburg.
Kritik
Haniel Bau-Industrie (seit 2002 Xella) hat zwischen 1987 und 1996 in drei Werken minderwertige Kalksandsteine produziert und diese bis Anfang 1997 vertrieben. Die Kalksandsteine wurden unter Verwendung eines Kalksubstituts aus Rauchgasentschwefelungsanlagen produziert. Es können Risse oder Verformungen entstehen, wenn die Kalksandsteine permanenter Durchfeuchtung ausgesetzt sind.
In einem Gutachten des Bundesverbandes Kalksandsteinindustrie e.V. aus dem Jahr 1987 wurden Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit der Steine geäußert. Laut Xella bestehe aber keine Gefahr für die Hausbewohner. Sachverständige hätten bestätigt, dass nichts zusammenbrechen werde.
Eine strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen kann laut der Zeitschrift Stern jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die vom Stern genannte Zahl von 45.000 Häusern und die Schadenssumme zwischen 2,5 und 4,5 Milliarden Euro will Xella bislang nicht bestätigen. Eine Quantifizierung betroffener Gebäude sei wegen nicht transparenter Vertriebswege nicht möglich. Eventuell seien über Reste auf den Lagerplätzen oder beim Baustoffhändler 1996 oder Anfang 1997 noch betroffene Steine verbaut worden. Die Hochphase sei von 1991 bis 1993 gewesen.
Bislang wurden von Xella 382 Fälle bestätigt, davon seien 160 Häuser von Xella bereits saniert worden. Der wirtschaftliche Schaden, den das Unternehmen Haniel trägt, liege bisher bei 28 Millionen Euro. Für mögliche weitere Schadensleistungen hat die Haniel-Gruppe ihre Rückstellungen auf 63 Millionen Euro aufgestockt. Bei der Mehrzahl der betroffenen Häuser handelt es sich um Reihenhäuser oder Doppelhaushälften. Xella hat am 8. Dezember 2011 eine Übersicht der betroffenen Regionen veröffentlicht. Betroffen sind danach vor allem Duisburg und Umgebung, aber auch Düsseldorf, Moers und Krefeld. Insgesamt reicht der Schadenskorridor von der niederländischen Grenze bis in das Weserbergland.
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 SUSTAINABILITY REPORT 2022. Abgerufen am 17. April 2023.
- ↑ Xella Nachhaltigkeitsbericht 2020. Abgerufen am 9. November 2021.
- ↑ Xella digitale Services. Abgerufen am 9. November 2021.
- ↑ AAC worldwide. Band 2 / 2020, S. 18 (aac-worldwide.com).
- ↑ Duisburg: Finanzinvestor Lone Star übernimmt Baustoffhersteller Xella Bericht der Tageszeitung Rheinische Post vom 11. April 2017, abgerufen am 13. April 2017
- ↑ Branchenportal raumausstattung.de zur Umfirmierung vom 1. Januar 2005.
- ↑ Max Freisleder: Abschied mit Verbitterung. In: Merkur-online.de, 15. Oktober 2002.
- ↑ Hebel-Werk hofft auf Platzecks Hilfe Betrieb soll geschlossen werden. In: Tagesspiegel. 7. August 2002 (archive.org).
- ↑ Xella: Hauptverwaltung heißt nun Axel-Eriksson-Haus
- ↑ Bundeskartellamt Beschluss B 1 - 30/11 vom 12. März 2012, abgerufen am 30. August 2012. (Memento vom 1. September 2012 im Internet Archive)
- ↑ Auch Xella geht im Oktober an die Börse In: Handelsblatt, 22. September 2015
- ↑ Xella sagt Börsengang ab (Memento vom 12. Oktober 2015 im Internet Archive) In: ARD, 5. Oktober 2015.
- ↑ PAI Partners and Goldman to sell Xella to Lone Star for undisclosed sum. In: Reuters. 1. Dezember 2016 (reuters.com [abgerufen am 1. Dezember 2016]).
- ↑ Xella übernimmt Ursa. 7. August 2017 (baustoffmarkt-online.de [abgerufen am 8. August 2017]).
- ↑ Etex Gruppe erwirbt Ursa | Ursa. Abgerufen am 4. April 2022.
- ↑ Xella. Abgerufen am 4. Januar 2022.
- ↑ Die Klagefrist wird ausgesetzt. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2011.
- ↑ Bauskandal: Haniel-Tochter riskierte Schäden, im Stern, 9. Juli 2008.
- ↑ Die Klagefrist wird ausgesetzt. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2011.
- ↑ Christian Schwerdtfeger: Steinfraß bedroht Hunderte Häuser. In: Rheinische Post vom 9. Dezember 2011, S. A3.
- ↑ Bröselstein-Fälle belasten die Bilanz von Haniel. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 1. Mai 2012.
- ↑ Bröselstein Ansprüche sollen nicht verjähren. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2011.