Zürich von Stetten, auch Zürch von Stetten oder Ulrich von Stetten, († nach 1330) war Ritter und hoher Würdenträger des Deutschen Ordens und in den Jahren 1329 bis 1330 mit den Rechten des Deutschmeisters des Deutschen Ordens betraut.
Von Stetten ist von 1319 bis mindestens 1327 als Komtur der Kommende Mergentheim nachzuweisen.
Von Stetten trat in einer Zeit als Deutschmeister auf, in der zwei weitere Ordensritter diesen Titel führten. Der Historiker Johannes Voigt erklärte im 19. Jahrhundert diesen Sachverhalt damit, dass Zürich von Stetten im Regnum Teutonicum als universell agierender Stellvertreter des beim Kaiser weilenden eigentlichen Deutschmeisters Konrad von Gundelfingen sowie des sich auf der Residenz des Hochmeisters im Deutschordensstaat Preußen aufhaltenden neuen Deutschmeisters Wolfram von Nellenburg fungiert habe. In der neueren Forschung wird Zürich von Stetten hingegen als Vertreter einer oppositionellen Fraktion innerhalb des Ordens gesehen.
Während der Amtszeit von Stettens wurde Heinrich von Zipplingen zum Landkomtur der Deutschordensballei Franken ernannt. Damit begann der Ausbau von Mergentheim zu einer Ordensstadt und zum Hauptsitz der Verwaltung des Streubesitzes des Ordens im Raum der Landballei.
Einem Eintrag im Mergentheimer Jahrzeitbuch lässt sich entnehmen, dass Zürich von Stetten nach 1330 Landkomtur von Österreich war, urkundlich ist er als solcher sonst nicht belegt. Die Urkunde, in der ein Zürich von Stetten bereits im Jahre 1290 als Deutschmeister genannt wird, ist eine Fälschung, er war zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch weltlichen Standes.
Literatur
- Bernhard Klebes: Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter. Kommende, Stadt- und Territorialherrschaft (1219/20–ca. 1525). Elwert, Marburg 2002 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 58), ISBN 3-7708-1219-0
- Wolfgang Sonthofen: Der Deutsche Orden. Weltbild, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-713-2
- Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 4: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, Online
- Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens in seinen zwölf Balleien in Deutschland. Band 1, Berlin 1857 (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1991)
- Dieter J. Weiss: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter. Degener, Neustadt an der Aisch 1991 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. 9. Reihe, Darstellungen aus der fränkischen Geschichte 39), ISBN 3-7686-9111-X
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Sonthofen: Der Deutsche Orden. Weltbild, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-713-2, S. 214.
- ↑ Bernhard Klebes: Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter. Kommende, Stadt- und Territorialherrschaft (1219/20–ca. 1525). Marburg 2002, S. 195
- ↑ Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 4: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, S. 447.
- ↑ Dieter J. Weiss: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter. Neustadt an der Aisch 1991, S. 168–170; Bernhard Klebes: Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter. Kommende, Stadt- und Territorialherrschaft (1219/20–ca. 1525). Marburg 2002, S. 195–196; so schon Julius von Pflugk-Harttung: Der Johanniter- und der Deutsche Orden im Kampfe Ludwigs des Bayern mit der Kurie. Leipzig 1900, S. 112–113.
- ↑ Bernhard Klebes: Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter. Kommende, Stadt- und Territorialherrschaft (1219/20–ca. 1525). Marburg 2002, S. 196–197.
- ↑ Karl H. Lampe: Die Entstehung der Deutschordenskommende Prozelten. In: Wertheimer Jahrbuch für Geschichte, Volks- und Heimatkunde des Main-Tauberlandes 1955 (1956), S. 39–45, hier S. 40–41 mit Verweis auf Wirtembergisches Urkundenbuch. Band IX, Nr. 3973. Stuttgart 1907, S. 356 (Digitalisat, Onlineausgabe) und Wirtembergisches Urkundenbuch. Band X, Nr. 4230. Stuttgart 1909, S. 28 f. (Digitalisat, Onlineausgabe).