Zahnradbahn Dreikreuzberg Karlsbad | |
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Skizze eines Zahnradtriebwagens | |
Karlsbad um 1905; die Trasse der Dreikreuzbergbahn ist in den Planquadraten G5, G6 und H5 ersichtlich | |
Streckenlänge: | ≈ 0,5 km |
Spurweite: | 1200 mm |
Maximale Neigung: | 520 ‰ |
Die Zahnradbahn auf den Dreikreuzberg in Karlsbad war ein geplantes und teilweise gebautes touristisches Verkehrsmittel in der Bäderstadt Karlsbad (tschechisch Karlovy Vary) in Westböhmen. Fertigstellung und Inbetriebnahme wurden durch den Ersten Weltkrieg verhindert.
Geschichte
Der Beschluss zum Bau war bereits 1908 gefasst worden. Die Zahnradbahn sollte von der Sprudelgasse (Vřídelní) zum Dreikreuzberg (tschechisch Vrch Tři kříže) in Karlsbad führen. Im Jahr 1913 wurde die Konzession durch das Eisenbahnministerium für eine mit elektrischer Kraft zu betreibender Kleinbahn erteilt. Im gleichen Jahr begann der Bau einer Zahnradbahn, die primär touristische Zwecke erfüllen sollte. Die Topographie erforderte eine Trassenführung mit 500 ‰ Steigung zwischen der Sprudelgasse und dem Dreikreuzberg. Konzessionsnehmer, Auftraggeber und damit Bauherr war die Stadt Karlsbad. Es sollte das neuartige Zahnstangensystem Peter zum Einsatz kommen. Als Spurweite wurden 1200 mm festgelegt.
Die Strecke war im unteren Abschnitt eingleisig, ab der Panoramastrasse aber zweigleisig vorgesehen. Von der Sprudelgasse sollte sie durch einen bis zu 8 m tiefen Betoneinschnitt mit einer Steigung von bis zu 520 ‰ führen. Im Bereich der Panorama-Station war vorgesehen das Geländeniveau zu erreichen. Die Streckenlänge bis zum Endbahnhof Dreikreuzberg sollte etwa 500 Meter betragen. Beim Endbahnhof war auch der Bau eines Hotels vorgesehen.
Angedacht war, die Zahnradbahn zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise zur Kronprinzessin-Stephanie-Warte (heute Goethova vyhlídka) weiter zu führen.
Hoch- und Tiefbau wurden an die österreichische Firma Rella und Neffe beauftragt und von dieser – ausgenommen oberhalb der Zwischenstation Panorama großteils auch fertig gestellt. Gleistechnik und Fahrzeuge sollte das Schweizer Ingenieurbüro H. H. Peter – das auch mit der Herstellung der Standseilbahn nach Diana beauftragt war – liefern. Der Kostenvoranschlag für die Errichtung betrug 800 000 Österreichische Kronen.
Aufgrund des Ausbruches des Ersten Weltkriegs wurden die Bauarbeiten 1914 eingestellt. Nach dem Krieg wurde diese nicht wieder aufgenommen. Zuvor – im Jahr 1916 – war allerdings noch vom zuständigen k.k. Eisenbahnministerium die Fertigstellungsfrist auf den 1. Mai 1919 erstreckt worden.
Noch im Jahr 1940 – damals gehörte der Reichsgau Sudetenland und damit die Stadt Karlsbad zum Deutschen Reich – zeigte ein zeitgenössischer Stadtplan die Trasse der Zahnradbahn.
1967 gab es Bemühungen, den Bau durch die italienische Firma Ceretti Tanfani fertigstellen zu lassen, was aber finanzielle und politische Gründe verhinderten.
In den 1970er Jahren wurde der Bau des ROH-Genesungszentrums (Revoluční odborové hnutí – Revolutionäre Gewerkschaftsbewegung) und einer Zahnradbahn erwogen. Die (Wieder-)Herstellung der Bahn sowie die Absicht, eine weitere neue Seilbahn zu bauen, wurden in einem Regierungsbeschluss von 1988 erwähnt, aber nach dem Sturz des Regimes wurde der Plan aufgegeben.
2006 ließ die Stadt vier Varianten einer Trassenführung untersuchen, eine Planung wurde für 2007 angekündigt. Jedoch wurde 2011 der Bau auf unbestimmte Zeit verschoben.
Betrieb
Die Beförderung sollte in zwei Wagen mit einer Kapazität von je 40 Fahrgästen erfolgen. Trotz der sehr geringen Streckenlänge sollen einige der Verbindungen bereits am Zwischenbahnhof Panorama enden. Der untere Teil der Strecke (Sprudelgasse – Panorama) sollte das ganze Jahr über in Betrieb sein, der obere Teil (Panorama – Dreikreuzberg) nur in der Sommersaison.
Reste
Heute noch sind Überreste an der Vřídelní zu entdecken. Namentlich sind dies die gut erhaltene Bahntrasse in einem Einschnitt sowie weniger gut erhaltenen Gebäudereste der Talstation sowie der Station Panorama. Letztere brannte 1998 ab und verlor ihr Dach. Die Fundamente des oberen Bahnhofs und der Hotelgebäude sind noch erhalten und gut erkennbar.
Galerie
- Streckenansicht / Einschnitt
- Bahnsteigbereich
- Ansicht der abgebrannten Bergstation Panorama
- Bahnsteigbereich
- Streckenansicht / Einschnitt
- Reste der Talstation
- Streckenansicht / Einschnitt
- Streckenansicht / Einschnitt. Ansicht talwärts
- Gebäudereste
- Gebäudereste
Weblinks
- https://karlovarske-lanovky.webnode.cz/horska-draha-na-tri-krize/ Tschechische Website zur Dreikreuzbergbahn
Einzelnachweise
- 1 2 ANNO, Der Fremdenverkehr. 8. Februar 1914, S. 14, abgerufen am 28. Juni 2022.
- 1 2 ÖNB-ALEX - Reichsgesetzblatt 1849-1918. Abgerufen am 18. Juli 2022.
- ↑ S. Abt, Winterthur: Das neue vereinigte Reibungs- und Zahnbahn-System Peter. In: Schweizerische Bauzeitung. 12. Januar 1918, S. 7, doi:10.5169/seals-34693.
- ↑ S. Abt, Winterthur: Das neue vereinigte Reibungs- und Zahnbahn-System Peter. In: Schweizerische Bauzeitung. 12. Januar 1918, S. 13, doi:10.5169/seals-34695.
- ↑ ÖNB-ANNO - Der Bautechniker,. 3. Januar 1913, S. 1132, abgerufen am 28. Juni 2022.
- ↑ ÖNB-ALEX - Reichsgesetzblatt 1849-1918. Abgerufen am 18. Juli 2022.
- ↑ ÖNB-ANNO - Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines. 1916, S. 1916, abgerufen am 28. Juni 2022 (Heft 31).
- ↑ Weltbad Karlsbad. In: Egerer Zeitung Verlag. Stadtbauamt Karlsbad, 1941, abgerufen am 29. Juni 2022.
- ↑ Jana Kopecká: Město si nechává zpracovat studii na obnovení lanovky. Karlovarský deník, 19. Juni 2007.
- ↑ Ivana Kalinová: Lanovku na Tři kříže město odkládá. Karlovarský deník, 24. März 2011
Koordinaten: 50° 13′ 27,1″ N, 12° 53′ 4,9″ O