Zarter Gauchheil | ||||||||||||
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Zarter Gauchheil (Anagallis tenella) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anagallis tenella | ||||||||||||
(L.) L. |
Der Zarte Gauchheil (Anagallis tenella) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gauchheil (Anagallis) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Die Art wird heute oft – wie schon zu Zeiten Carl von Linnés – als Lysimachia tenella in die Gattung Gilbweideriche (Lysimachia) gestellt.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Zarte Gauchheil wächst als überwinternd-grüne, ausdauernde krautige Pflanze. Die kriechenden, dünnen Stängel sind bis zu 20 Zentimeter lang und wurzeln an den Knoten. Die gegenständigen Laubblätter sind kahl und bei einer Länge von höchstens 1 Zentimeter rundlich.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blüten stehen einzeln auf 10 bis zu 35 Millimeter langen Blütenstielen in den Blattachseln. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzipfel sind 3 bis 4 Millimeter lang, schmal lanzettlich und grannig zugespitzt. Die blassrosafarbenen Kronblätter sind dunkel geadert. Die glockenförmige Krone ist 6 bis 10 Millimeter lang und damit zwei- bis dreimal so lang wie der Kelch. Die Kronzipfel sind schmal lanzettlich, an der Spitze stumpf oder etwas ausgerandet und kahl. Bei den Staubblättern sind 2 länger und 3 kürzer. Die Staubfäden sind lang und dicht bärtig und zu einem Drittel ihrer Länge zu einer Röhre verwachsen. Der Griffel ist etwas länger als die Staubblätter. Die Fruchtkapsel ist etwa so lang wie der Kelch und vom verlängerten Griffel gekrönt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.
Ökologie
Beim Zarten Gauchheil handelt es sich um einen Chamaephyten oder Hemikryptophyten.
Vorkommen
Der Zarte Gauchheil wächst in Eurasien, wo Moore und Quellgebiete ihre Hauptvorkommen darstellen. Die europaweit ungefährdete Art gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht. In Mitteleuropa lebt der Zarte Gauchheil nur noch auf isolierten Vorposten; er kommt dort nur noch vereinzelt in der Umgebung von Paderborn und im Südschwarzwald vor. Der Zarte Gauchheil besitzt in Mitteleuropa ein typisch atlantisches Areal. Noch im letzten Jahrhundert soll er im Südschwarzwald, in der Westschweiz und am Genfer See nicht selten gewesen sein. Seinen Rückgang führt man auch auf den Rückgang der Wiesenbewässerung im Schwarzwald zurück.
Er ist gebietsweise in Mitteleuropa eine Charakterart des Anagallido tenellae-Juncetum acutiflori aus dem Verband Juncion acutiflori. Er kommt aber auch in lückigen Scheuchzerio-Caricetea fuscae-Gesellschaften (Niedermoore und Zwischenmoore) oder in Littorelletea-Gesellschaften (Strandling-Gesellschaften) vor. In Schwarzwald steigt die Art heute nur bis 670 Meter Meereshöhe auf. Früher kam die Art dort auch noch bis 800 Meter Meereshöhe vor.
Der Zarte Gauchheil gedeiht am besten auf kalkarmen oder kalkfreien, aber durchaus basenhaltigen, feuchten oder nassen, sandig-Tonigen Böden. Er besiedelt vernässte Stellen in Mooren, in Gräben, seltener auch auf Äckern oder auf Brachland. Er kommt nur in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit vor.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w (nass aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).
Quellen
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 Zarter Gauchheil. FloraWeb.de
- 1 2 3 4 5 6 7 Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Seite 1871–1873. Verlag Carl Hanser, München 1966.
- 1 2 3 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 744.
- 1 2 3 Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3: Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
- 1 2 Georg Philippi: Anagallis L. 1753, Gauchheil. In: O. Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage, Band 2, Seite 410–412. ISBN 3-8001-3323-7
- ↑ Anagallis tenella (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
Weblinks
- Zarter Gauchheil. FloraWeb.de
- Zarter Gauchheil. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Anagallis tenella (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Januar 2016.
- Thomas Meyer: Gauchheil Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)