Zentralsparkasse der Gemeinde Wien
1990: Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien
1991: Z-Länderbank Bank Austria AG
Staat Osterreich Österreich
Sitz Wien
Rechtsform Sparkasse, zuletzt Aktiengesellschaft
Gründung 1905,
(Betriebs­aufnahme: 1907)
Auflösung 1991
Leitung
Vorstand René Alfons Haiden (Vorsitzender)
Gerhard Randa (Stv. Vorsitzender)
Aufsichtsrat Helmut Zilk (Vorsitzender)
Erich Meyringer (1. Stv. Vorsitzender)
Karl Dittrich (2. Stv. Vorsitzender)

Die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (kurz die Zentralsparkasse) ging im Oktober 1991 rückwirkend zum 1. Jänner 1991 aus der Fusion mit der Länderbank in der Z-Länderbank Bank Austria AG auf (nachmalig Bank Austria).

Geschichte

Der Wiener Gemeinderat fasste am 20. Oktober 1905 unter dem christlichsozialen Bürgermeister Karl Lueger den Beschluss, die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien zu errichten. Sie wurde nach dem Sparkassengesetz als eigentümerlose, ähnlich einer Stiftung sich selbst gehörende Sparkasse gegründet; für die Spareinlagen übernahm die Stadt Wien die Haftung. Satzungsgemäß war die Stadtverwaltung durch den Bürgermeister und andere von ihr nominierte Mitglieder des Aufsichtsgremiums in der Realität bestimmender Faktor des Geldinstituts und auch einer seiner wichtigsten Kunden. Die neue Sparkasse trat in Wettbewerb zu der seit 1819 in Wien tätigen Ersten österreichischen Spar-Casse.

Die Zentralsparkasse nahm ihren Geschäftsbetrieb am 2. Jänner 1907 im Alten Rathaus auf und richtete sich dann im Nachbarhaus 1., Wipplingerstraße 4, auf Dauer ein. Einer der Gründungszwecke war der Zusammenschluss der Stadtsparkassen der 1890 / 1892 nach Wien eingemeindeten Vororte Sechshaus (Sparkasse seit 1881), Hernals (seit 1890), Währing (seit 1884) und Döbling (seit 1883) sowie des 1904/1905 eingemeindeten Floridsdorf (seit 1881). Die Sparkassen wurden nach der Eingemeindung unter dem Namen Wiener Kommunalsparkasse im Bezirk  weitergeführt; die Fusion mit der Zentralsparkasse erfolgte 1923.

Bereits im ersten Jahr wurden 30.000 Konten mit einer Einlagensumme von 14,7 Millionen Kronen eröffnet. Mit dem Ersten Weltkrieg erlebte die Zentralsparkasse zwar einen Rückschlag, zu Beginn der 1920er Jahre übernahm sie aber kleinere Banken in Wien. Sie war intensiv in der von Finanzstadtrat Hugo Breitner gesteuerten Finanzierung der Investitionen des „Roten Wien“ der Jahre 1919–1934 tätig und erhielt von der Stadtverwaltung bei größeren Gemeindebauten und städtischen Siedlungen meist die Möglichkeit, eine Filiale einzurichten. Für sozialdemokratische Parteimitglieder in Wien war es fast selbstverständlich, bei der Zentralsparkasse zu sparen. War die Zentralsparkasse anfangs eine reine Sparkasse, so wurde das Geschäft 1921 auch auf den Giro-Geldverkehr und später auf den Wertpapierhandel ausgeweitet.

In der NS-Zeit erfolgte 1939 die Übernahme der Gemeindesparkassen von Mödling, Liesing (Sparkasse seit 1897), Purkersdorf und Klosterneuburg; diese Städte waren im Herbst 1938 zu Groß-Wien eingemeindet worden.

Nach 1945 wurde die „Z“, wie sie in ihren letzten Jahrzehnten in der Werbung und umgangssprachlich genannt wurde, neuerlich zur Hausbank der sozialdemokratischen Stadtverwaltung Wiens. Die Sparkasse wurde, obwohl offiziell eigentümerlos, ohne Umstände zum SPÖ-Machtbereich gezählt.

Sie war im Wiederaufbau Wiens und ab den 1960er Jahren in der deutlichen Verbesserung des Lebensstandards breiter Bevölkerungsschichten wichtiger Finanzierungsexperte. Das von Gegnern als „Gemeindesparkasse“ kleingeredete Institut verzeichnete dank seines Massengeschäfts oft bessere Erträge als große Banken.

Die „Z“-Zentrale befand sich seit 1965 in einem von ihr selbst errichteten Gebäude in Wien 3., Vordere Zollamtsstraße 13, zwischen dem Wienfluss und dem Bahnhof Wien Mitte – am Standort des 1960 abgerissenen Wiener Bürgertheaters. In Erinnerung an das MaskottchenSparefroh“ gibt es dort rechts vom ehemaligen, 2008 verkauften Sparkassengebäude eine kurze Seitengasse namens Sparefrohgasse.

Der Name des Hauses wurde 1990 auf Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien geändert. Im gleichen Jahr wurde René Alfons Haiden als Generaldirektor bestellt; er amtierte bis 1995. Mit 120 Zweigstellen in Wien und 98 in den anderen Bundesländern besaß die „Z“ damals das größte Filialnetz aller österreichischen Kreditinstitute.

Nachdem bereits seit Mai 1991 Verhandlungen zwischen der Zentralsparkasse (Z), die nach wie vor zum Sparkassensektor der österreichischen Kreditinstitute zählte, und der schwächelnden staatlichen Länderbank stattfanden, wurde die Fusion der beiden Institute von den Eigentümern am 26. September 1991 per Verschmelzungsvertrag vom 4. September beschlossen. Am 5. Oktober wurde im Firmenbuch die Z-Länderbank Bank Austria AG eingetragen. Rückwirkend mit 1. Jänner 1991 gingen darin am 7. Oktober die bisherige Z und die Länderbank auf. Die neue Bank Austria (BA) besaß nun 331 Filialen im Inland und 24 im Ausland mit einer Bilanzsumme von 515 Milliarden Schilling. Die bisherige Sparkasse hatte das operative Geschäft auf dieses neue Unternehmen übertragen, an dem es über die Anteilsverwaltung Zentralsparkasse (AVZ) Anteile hielt. Die AVZ wurde 2001 in eine Stiftung umgewandelt.

1992 erfolgte eine Eingliederung der Sparkassen Marchfeld und Steyr sowie 1994 die Eingliederung der Wiener Landes-Hypothekenbank.

1994 wurde die Zentrale der Bank Austria auf das Nordbahnhofgelände, 2., Lassallestraße 5, verlegt.

Gegenspieler der Bank Austria war die im konservativen Einflussbereich stehende, teilweise im Staatsbesitz befindliche Creditanstalt, lang die größte Bank Österreichs. Als der Staat sich in den 1990er Jahren von seinen CA-Aktien trennen wollte, kam zum Missvergnügen vieler Konservativer gerade die ehemalige Gemeindesparkasse als Käufer zum Zug: Die Bank Austria erwarb ab 1997 unter Generaldirektor Gerhard Randa, der noch im gleichen Jahr in den Aufsichtsrat wechselte, die Creditanstalt. Wenige Jahre später erwiesen sich parteipolitische Zuordnungen als irrelevant, die Bank Austria wurde selbst aufgekauft.

Die AVZ-Stiftung ist heute Aktionärin der Unicredit AG in Rom und Mailand. Der Wert der Beteiligung soll, kritisierte die Wiener Opposition 2011, wie der Aktienkurs der Unicredit stark gesunken sein.

Details

Symbolfigur der Zentralsparkasse war seit 1955 der Sparefroh, der insgesamt zum Symbol des Wiederaufbaus in Österreich nach dem Staatsvertrag wurde.

Die „Z“ finanzierte Anfang der 1960er Jahre auf Wunsch der Stadt Wien den Bau des zur Wiener internationalen Gartenschau 1964 errichteten Donauturms. Errichtet wurde der Turm über die Donauturm Aussichtsturm- und Restaurantbetriebsgesellschaft m.b.H., die ihn bis heute betreibt. An dieser Gesellschaft waren und sind zu 95 Prozent die Zentralsparkasse (zwischendurch Bank Austria, heute Unicredit Bank Austria) und zu 5 Prozent die ehemalige Brauerei Schwechat, heute Brau Union, beteiligt. Deren Logos waren lange, weithin sichtbar, in Großformat (Neonröhren) auf dem Mast des 252 m hohen Aussichtsturms angebracht. Das Schwechater-Logo am unteren Mastteil wurde zwischenzeitlich ersatzlos entfernt, an dessen Stelle wirbt nun ein gänzlich anderes Unternehmen. Mit den Gesellschaftsveränderungen der früheren Zentralsparkasse einhergehend wurde hingegen das obere Logo, das „Z“, erst zur „roten Welle“ der Bank Austria und aktuell mit dem Logo der Unicredit ersetzt.

Ein Inserat der Zentralsparkasse zum Weltspartag 1959 warb in der Arbeiter-Zeitung mit damals 41 Zweiganstalten in Wien.

Der umfangreiche Nachlass des Grafikers Heinz Traimer, der ab 1952 für mehr als 30 Jahre die Werbung für die Sparkasse entwarf, gibt einen guten Einblick in die Geschichte der Zentralsparkasse.

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 698f.
  • Andrea Hodoschek: AVZ-Stiftung: Wie gewonnen, so zerronnen. In: Kurier, 22. Jänner 2012 (Artikel Online, abgerufen am 24. Juli 2019).
  • Sparefroh ist in Pension gegangen. In: Der Standard/APA, 17. Oktober 2005 (Artikel Online, abgerufen am 24. Juli 2019).
  • Agenturen, and: Jubiläum: Als Länderbank, Z und CA zur Bank Austria wurden. 1991 fusionierten Zentralsparkasse und Länderbank zur Bank Austria, später kam die Creditanstalt dazu. In: Kurier, 28. September 2016 (Artikel Online, abgerufen am 24. Juli 2019).
  • Jubiläum: 25 Jahre Bank Austria – eine Chronologie. Traditionsinstitute Länderbank, Zentralsparkasse und Creditanstalt wurden zu Bank Austria – Seit 2005 Teil der Unicredit, ab 2017 ohne Osteuropageschäft. In: Der Standard/APA, 28. September 2016 (Artikel Online, abgerufen am 24. Juli 2019).
  • Rudolf Bogensperger: Eine Sparkasse (nicht nur) für die Wiener. Die Geschäftspolitik der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien im Kontext der Entwicklung des österreichischen Sparkassensektors. (= Enzyklopädie des Wiener Wissens, Band 26), Edition Seidengasse, Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2016, ISBN 978-3-99028-613-5.

Rechtsquellen

Einzelnachweise

  1. Österreichische Länderbank im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Bank Austria AG im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. Sebastian Reiter: Kritik an Zukäufen der Bank Austria. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Wirtschaftsblatt. 11. Oktober 1997, archiviert vom Original am 9. März 2016; abgerufen am 10. November 2015.
  4. Christian Höller: Streit über „Milliardenverlust“ der Stadt Wien. In: Die Presse. 26. Juli 2011, abgerufen am 10. April 2015.
  5. Zentralsparkasse der Gemeinde Wien: Weltspartag 30. Okt. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 30. Oktober 1959, S. 3, links unten.
  6. Alsergrund: Erinnerungen an die „Zentralsparkasse“. In: APA-OTS-Presseaussendung des PID – Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, 9. Oktober 2017. (Zu: „110 Jahre Zentralsparkasse der Gemeinde Wien“, Buch-Präsentation, Vorträge, Plakate-Schau, Geschenke-Schau.)
  7. Vgl. in VfGH KR1/92 vom 15. März 1993 den Leitsatz: „Zuständigkeit des Rechnungshofes zur Überprüfung der Gebarung der Z-Länderbank Bank Austria AG sowie der vormaligen Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien AG und der Österreichischen Länderbank AG in den Jahren 1988 bis 1991; Beherrschung der Zentralsparkasse (nunmehr Anteilsverwaltung-Z) durch die Gemeinde Wien durch organisatorische Maßnahmen (Wahl der Mitglieder des Sparkassenrates durch den Gemeinderat, Vorsitz des Wiener Bürgermeisters, Ausfallshaftung der Gemeinde); mehr als 50-prozentige Beteiligung der Anteilsverwaltung-Z am Grundkapital der Z-AG bzw der Z-Länderbank.“
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