Cecenowo
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Cecenowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupski
Gmina: Główczyce
Geographische Lage: 54° 39′ N, 17° 33′ O
Einwohner: 426
Postleitzahl: 76-222 Pobłocie
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Woiwodschaftsstraße 213: SłupskWicko
Eisenbahn: PKP229: Lębork–Łeba
Bahnstation: Wrzeście
Nächster int. Flughafen: Danzig



Cecenowo (deutsch Zezenow, kaschubisch Cecenowò, slowinzisch Cẻcenɵvɵ) ist ein altes kaschubisches Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es ist der Landgemeinde Główczyce (Glowitz) im Powiat Słupski (Kreis Stolp) angegliedert.

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern am nördlichen Übergang über die Leba (polnisch: Łeba), etwa 13 Kilometer südlich der Stadt Leba und 17 Kilometer nordwestlich der Stadt Lebork (Lauenburg i. Pom.).

Im Nordosten grenzt das Dorf an das Naturreservat (Rezerwat Przyrody) Las Górkowski („Gohrener Wald“), das sich zwischen den Orten Górka (Gohren) und Cecenowo erstreckt und von der Leba durchflossen wird. Es verdankt seine Entstehung seiner Lage im Leba-Urstromtal.

Geschichte

Als frühere Namensformen sind überliefert: Cezanovo (1229), Cecznonowo (1249), Ceczenow (1400) und Zetzenow (1779).

Der historischen Dorfform nach war Zezenow ein Winkelzeilendorf. Der Ortsname erscheint erstmals 1249 und 1252 in Urkunden, in denen Herzog Swantopolk von Pommerellen dem Kloster in Zuckau (heute polnisch: Żukowo) an der Radaune (Radunia) den Besitz des Dorfes bestätigte.

Im Jahre 1310 brachten die Markgrafen von Brandenburg Zezenow dem Kloster Suckow bei Schlawe als Geschenk dar. Das Kloster belehnte 1333 Anton von Manteuffel mit dem Besitz. Manteuffel sollte die Besiedlung nach deutschem Recht (Schweriner Stadtrecht) veranlassen. Das Kloster verkaufte das Dorf zweihundert Jahre später an Ewald von Massow, fürstlichen Hofmarschall und Hauptmann zu Lauenburg. Zezenow wurde Massowsches Lehen. Prominenteste Eigentümer waren Kaspar Otto von Massow (1665–1736), Staatsminister und Oberpräsident von Pommern, und Joachim Ewald von Massow (1696–1769), geheimer Staats- und dirigierender Minister in Schlesien. Dessen Sohn Carl von Massow verkaufte 1777 Zezenow zusammen mit Dargeröse an Moritz Heinrich von Weiher.

Um 1784 hatte Zezenow ein Vorwerk, eine Schäferei, einen Prediger, einen Küster, fünfzehn Bauern, drei Kossäten, eine Schmiede und mehrere Büdnerstellen auf der Feldmark – bei insgesamt 34 Haushaltungen. Neben dem Kirchspiel Glowitz galt das Kirchspiel Zezenow damals als Hauptwohngebiet der Kaschuben. In deren Sprache wurde sonntags auch gepredigt. 1842 lebten in Zezenow noch Kaschuben neben 493 Bewohnern deutscher Sprache.

Im Jahre 1796 kam Zezenow und auch Dargeröse (Dargoleza) als Heiratsgut in den Besitz der Familie von Zitzewitz. Als Kaspar Wilhelm von Zitzewitz 1829 starb, gingen die Güter 1834 auf Heinrich von Zitzewitz über. Nach dem Tode seines Vaters zog Wilhelm von Zitzewitz (1838–1925) zu seiner Mutter nach Zezenow. Er war der Begründer des Familienfideikommisses Zitzewitz (Sycewice) – Gatz (Gać) – Nitzlin (Nosalin) und Herr auf Zezenow, Prebendow (Przebędowo), Dargeröse (Dargoleza), Klein Machmin (Machowinko), Schönwalde (Dębina) und anderer Güter außerhalb des Stolper Kreises. Der Volksmund nannte ihn auch „Kaschubenkönig“. 1909 wurde er in den Grafenstand erhoben. 1918 überließ ebendieser Wilhelm Graf von Zitzewitz Zezenow, Dargeröse und Prebendow seinem zweiten Sohn Wilhelm Siegfried von Zitzewitz. Der zog nach dem Tode seines Vaters 1925 nach Zezenow und blieb dort bis zum Einmarsch der Roten Armee 1945. Das Rittergut hatte 1938 eine Größe von 1172 Hektar.

Bis 1945 gehörte die Gemeinde Zezenow mit ihren fünf Ortschaften Bottke (Budki), Fichtkaten (Świerczyna), Neu Zezenow (Cecenówko), Zezenow-Siedlung und Zezenow-Kleinbahnhof zum Landkreis Stolp (Słupsk) im Regierungsbezirk Köslin (Koszalin) in der preußischen Provinz Pommern. Es war Sitz des Amts- und Standesamtsbezirkes Zeznow, in den die Gemeinden Dargeröse (Dargoleza), Poblotz (Pobłocie) und Wollin (Wolinia) eingegliedert waren. Zezenow gehörte zum Gendarmeriebezirk Dargeröse und zum Amtsgerichtsbereich Lauenburg in Pommern (Lębork).

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gab es bei der Besetzung des Dorfes am 9. März 1945 durch sowjetische Truppen stundenlange Kämpfe. Anschließend wurden 80 Volkssturmleute durch Genickschuss hingerichtet und später in einem Massengrab beigesetzt. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört oder – wie die Kirche – beschädigt. Im Mai 1945 erschien polnische Miliz. Nachdem die Region zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt worden war, übernahmen zugewanderte Polen Gehöfte und Wohnungen und verdrängten die Deutschen daraus. 1946 und 1947 wurden Vertreibungstransporte für die deutsche Bevölkerung über die Oder nach Mittel- und Westdeutschland durchgeführt.

Unter seinem polnischen Namen ist Zezenow heute ein Teil der Gmina Główczyce im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk). Hier leben heute mehr als 400 Einwohner.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1819326
1910581
1925595davon 592 Evangelische und drei Katholiken
1933545
1939553

Kirche

Pfarrkirche

Eine Kirche wurde in Zezenow bereits 1590 erwähnt. Beim Abbruch der alten Fachwerkkirche fand man einen Balken mit einer Jahreszahl aus dem 12. Jahrhundert.

In den Jahren 1865 bis 1868 wurde die heutige Kirche neu errichtet. Es handelt sich um einen Backsteinbau in neugotischem Stil, an den Seiten übereinander zwei Reihen spitzbogiger Fenster. Während das Kirchendach mit Ziegelsteinen gedeckt ist, hat der 36 Meter hohe Westturm ein Dach aus Zinkblechen.

Die Kirche hat zahlreiche wertvolle Ausstattungsgegenstände, u. a. die Orgel aus dem Jahre 1870, die ein Werk des Stettiner Orgelbaumeisters Barnim Grüneberg (1808–1907) ist.

77 Jahre war die jetzige Zezenower Kirche ein evangelisches Gotteshaus. Nach 1945 wurde es zugunsten der katholischen Kirche enteignet, die ihm den Namen Kościół Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny („Kirche der Aufnahme der Heiligen Jungfrau Maria in den Himmel“, kurz: Mariä-Himmelfahrt-Kirche) gab.

Kirchspiel/Pfarrei

Seit der Reformation war Zezenow – bei überwiegend evangelischer Bevölkerung – ein evangelisches Kirchspiel, Anlässlich einer Kirchenvisitation im Jahre 1590 wurde das Nachbardorf Poblotz (heute polnisch: Pobłocie), das bisher zum Kirchspiel Glowitz (Główczyce) gehört hatte, eingepfarrt. 1710 wurde Zezenow als das kleinste Kirchspiel im kaschubischen Bereich bezeichnet.

Ein Blitz schlug 1735 in die Pfarrscheune ein, die mit dem Pfarrgehöft und der Kirche sowie acht weiteren Bauernhöfen niederbrannte. 1923 wurde das bisher zu Stojentin (Stowięcino) gehörige Wollin (Wolinia) nach Zezenow eingegliedert. Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel insgesamt 1782 Gemeindeglieder und gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat hatte der jeweilige Gutsherr, zuletzt Wilhelm Siegfried von Zitzewitz inne.

Seit 1945 lebt eine überwiegend katholische Bevölkerung in Cecenowo. Der Ort ist weiterhin Pfarrsitz mit den Nachbardörfern Pobłocie und Wolinia, jedoch ist die Pfarrei jetzt in das Dekanat Łeba (Leba) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen eingebunden. Für hier lebende evangelische Kirchenglieder ist Główczyce (Glowitz) das nächstgelegene Kirchdorf, das Filialort der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ist.

Zeznow war früher mit Glowitz ein Hauptsitz der Kaschuben, was auch an die Tätigkeit der Geistlichen Ansprüche stellte, aber auch für Probleme sorgte. So wehrten sich die kaschubischen Bewohner vehement gegen den Amtsantritt von Pfarrer Schimansky, der aber dennoch hier tätig wurde. Pfarrer Lorek hat eine sachverständige Arbeit über die Kaschuben geschrieben und das Volk charakterisiert. Großen Einsatz für die Kaschuben zeitigte dann auch Pfarrer Ziegler, der verständliche und gern gehörte Predigten in Kaschubisch hielt und diese – auch als Hilfestellung für nicht so sprachgewandte Nachbarpfarrer – veröffentlichte. In Zezenow hatte man sie im Pfarrarchiv noch bis 1945 aufbewahrt. Noch 1842 hielt Pfarrer Ziegler hier alle 14 Tage kaschubischen Gottesdienst. Die Zahl der kaschubisch sprechenden Bevölkerung sank jedoch mehr und mehr. So fand im Jahre 1876 der letzte kaschubische Gottesdienst hier statt.

Schule

Bereits 1705 wird für Zezenow als Lehrer ein Paul Sylvester genannt, der als Weber 1667 in das Amt berufen worden war. Bis 1750 ist für Zezenow eine Winterschule überliefert. Damals gab es hier 80 Schulkinder. Nach einem Brand im Jahre 1846 bekam der Ort ein neues Schulgebäude, das noch bis 1945 bestand. 1932 war die Schule dreistufig: 97 Schulkinder wurden von zwei Lehrern in drei Klassen unterrichtet.

Gutshaus

Das alte Wohnhaus des Rittergutes, eingeschossig und mit behäbigem Mansarddach abgeschlossen, wurde in den Jahren 1812 bis 1814 von Kaspar Wilhelm von Zitzewitz errichtet. 1858 und noch einmal 1868 erhielt es unter Wilhelm von Zitzewitz neue Anbauten. Es handelte sich um ein dreiteiliges Schloss mit wuchtigem Turm, der weithin bis über die Leba sichtbar war.

Sage

Im Jahr 1779 berichtete der Stolper Lokalhistoriker Christian Wilhelm Haken (1723–1791) über die Kaschuben in Zezenow folgendes:

Die Cassuben stecken noch tief im Aberglauben. Diesen üben sie aus bey Heilung ihrer und ihres Viehes Krankheiten, und um sich fruchtbar zu machen, durch die vorgegebene Kunst, hexen zu können. Vor nicht gar vielen Jahren wollte kein Mensch mehr durch das Dorf Zetzenow fahren, denn er lief Gefahr, daß ihm ein Pferd oder Ochse umfiel, wenigstens lahm ward. Der verstorbene rechtschaffene Pastor Beyer kam endlich dahinter, und entdeckte ein Kraut bey ihnen, das so giftig war, daß wenn das Vieh nur daran roch, noch mehr aber wenn es davon fraß, so war die Hexerey in wenigen Minuten fertig; als es aber weggeschafft war, hörte sie auf.

Pfarrer Georg Beyer war in Zezenow über den Zeitraum 1728–1744 hinweg im Amt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Persönlichkeiten, die im Ort gewirkt haben

  • Wilhelm von Zitzewitz (1838–1925), preußischer Politiker, war seit 1865 Gutsherr auf Zezenow und verstarb hier am 20. November 1925. Er wurde 1909 durch Kaiser Wilhelm II. in den Grafenstand erhoben.

Verkehr

Die von Słupsk (Stolp) über Główczyce nach Wicko (Vietzig) und weiter bis Celbowo (Celbau) im Powiat Pucki (Putzig) führende Woiwodschaftsstraße 213 verläuft mitten durch den Ort.

Die nächste Bahnstation ist Wrzeście (Freest) an der Staatsbahnstrecke 229 von Lębork nach Łeba. Zwischen 1902 und 1933 war das damalige Zezenow Endpunkt einer Kleinbahnstrecke der Stolper Bahnen von Stolp über Dargeröse (Dargoleza) nach hier in den Nordosten des Landkreises Stolp. 1935 wurde der bis dahin nur stillgelegte Streckenabschnitt Dargeröse–Zezenow ganz geschlossen, der übrige Streckenteil dann 1945.

Literatur

Commons: Cecenowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag. In: Friedrich Lorentz: Slowinzisches Wörterbuch, osmikon.de; bitte Scannummer 738 (links) wählen. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Historische Kommission für Pommern: Veröffentlichungen: Pommersches Urkundenbuch, Bände 8–9, 1961
  3. 1 2 Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2. Stettin 1784, S. 1021, Nr. 167; Textarchiv – Internet Archive.
  4. Wobeser: Etwas vom Wohnsitz der Cassuben in Pommern. In: Anton Friedrich Büschings Wöchentliche Nachrichten, 7. Jahrgang, Nr. 23, 7. Juni 1779, Berlin, S. 181–183; Textarchiv – Internet Archive.
  5. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1055; Ortsbeschreibung Zezenow (PDF; 1,5 MB) stolp.de
  6. A. A. Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats. Band 5, Halle 1823, S. 225; Textarchiv – Internet Archive.
  7. Die Gemeinde Zezenow im ehemaligen Kreis Stolp. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011.
  8. 1 2 Michael Rademacher: Stolp. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Christian Wilhelm Haken: Etwas von den Pommerschen Cassuben. In: Anton Friedrich Büschings Wöchentliche Nachrichten. Siebenter Jahrgang, Berlin 1779, Nr. 24, S. 189–193 und Nr. 25, S. 197–201, insbesondere S. 201 unten.
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