Zizenhausen
Stadt Stockach
Koordinaten: 47° 52′ N,  0′ O
Höhe: 533 m ü. NHN
Fläche: 2,1 km²
Einwohner: 1310
Bevölkerungsdichte: 624 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 78333
Vorwahl: 07771
Lage im Stadtgebiet

Zizenhausen ist ein Stadtteil von Stockach im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland.

Geographie

Lage

Die ehemals selbständige Gemeinde Zizenhausen liegt rund ein Kilometer nördlich der Stockacher Stadtmitte im Tal der Stockacher Aach.

Nachbarorte

Im Norden von Zizenhausen liegt der Stadtteil Hoppetenzell, im Osten erhebt sich die bis zu 645,4 m ü. NHN hohe Hildesburg, im Süden liegt Stockach, und im Westen grenzt der Weiler Windegg an Zizenhausen.

Gliederung

Zu Zizenhausen gehören das Dorf Zizenhausen, die Weiler Bleiche, Schmelze und Windegg sowie die Wohnplätze Altsegge und Ebenehof.

Geschichte

Der 1227 als „Zitzenhausen“ genannte Ort gehörte mit allen Rechten der Landgrafschaft Nellenburg. Das Niedergericht wurde 1787 dem Landrichter Carl Anton von Krafft, seit 1781 Grundherr daselbst, überlassen. 1806 kam die bis dahin vorderösterreichische Grafschaft Nellenberg zu Württemberg.

Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts bestand in Zizenhausen ein Hüttenwerk. 1808 erwarb der württembergische Staat die Anlagen (Hochofen mit Balggebläse, zwei Frischfeuer, ein Wärmefeuer sowie eine wasserbetriebene Groß- und Kleinhammerschmiede) von den bisherigen Eigentümern Krafft und Salis und baute das Werk weiter aus.

Durch den Staatsvertrag vom 2. Oktober 1810 fiel Zizenhausen an Baden. Das Hüttenwerk war von 1828 bis 1833 an den Maschinenfabrikanten Freiherr von Eichthal aus St. Blasien verpachtet, von 1833 bis 1859 an die fürstlich-fürstenbergische Hüttenverwaltung. 1866 wurde der Hüttenbetrieb als unrentabel eingestellt.

Am 1. Januar 1974 wurde Zizenhausen nach Stockach eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Jahr185218711880189019001910192519331939195019561961197020162017Ref.
Einwohnerzahl117110531050105111021155113111711199127612751356132213091332
weiblich 621585578566608612594583604666670701683
männlich 550468472485494543537588595610605655639
römisch-katholisch1091114111971145
evangelisch39126132152
sonstige Konfession/en192725

Politik

Wahlergebnisse

Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung
Partei1919
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)52,2 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP)11,9 %
Zentrumspartei (Z)34,8 %
Bürgerpartei (BP) / Deutschnationale Volkspartei (DNVP)1,1 %
Reichstagswahl
Partei1932
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)6,4 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP) / Deutsche Staatspartei (DStP)1,3 %
Zentrumspartei (Z)32,0 %
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) / Christliche Volkspartei (CVP)0,5 %
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)23,7 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)34,6 %
Sonstige Parteien1,5 %
Landtagswahlen
Partei19521956196019641968
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)40,3 %46,7 %37,7 %43,6 %43,0 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)40,0 %36,1 %47,1 %47,2 %36,3 %
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP)10,3 %6,7 %7,9 %7,2 %8,9 %
Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE)3,0 %1,4 %1,3 %0,7 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)6,4 %9,1 %
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)3,2 %
sonstige Parteien5,9 %1,3 %8,6 %
Bundestagswahlen
Partei194919531957196119651969
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)53,4 %61,1 %53,6 %44,3 %49,1 %49,8 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)28,0 %26,8 %34,6 %40,6 %40,1 %42,9 %
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP)9,5 %4,1 %8,4 %8,7 %8,4 %4,9 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)3,4 %
Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE)2,2 %1,1 %
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)0,2 %2,0 %
sonstige Parteien9,1 %2,4 %2,3 %6,4 %2,2 %0,5 %

Wappen

Blasonierung: Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Zizenhausen zeigt unter goldenem Schildhaupt, darin eine liegende vierendige blaue Hirschstange, in Silber einen rot bezungten schwarzen Eberrumpf.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kultur

Die Zizenhausener Terrakotten, die der gelernte Kirchenmaler Anton Sohn (1769–1840) seit 1799 hier anfertigte, dokumentieren den Geschmack des Biedermeiers und zugleich den Zeitgeist des Vormärz. Ein Teil dieser von Sammlern hoch begehrten Tonfiguren ist im Schloss Zizenhausen und im Stockacher Stadtmuseum zu bewundern. Neben zahlreichen Darstellungen ist besonders der „Basler Totentanz“ bekannt.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Heidenhöhlen oder Heidenlöcher sind künstlich in den Felsen gehauene Gänge und Räume am Heidenbühl oberhalb des Weilers Bleiche.
  • Schloss Zizenhausen
  • Herz-Jesu-Kirche: 1895 im neugotischen Stil erbaut, Chorflankenturm nach 1913, Ausstattung aus der Erbauungszeit: Schnitzaltäre, Empore und Kanzel und figürliche Bemalung an der Wand um den Chorbogen

Wirtschaft und Infrastruktur

Im August 1950 wurde Zizenhausen mit all seinen Ortsteilen an die gemeindeöffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Die Baukosten betrugen rund 750.000 DM.

Verkehr

Zizenhausen liegt an der Bundesstraße 313 (Plochingen → Stockach) sowie an der ehemaligen Bahnstrecke Radolfzell–Mengen.

Bildungswesen

Die Stadt Stockach führt in Zizenhausen die „Anton-Sohn-Schule“, eine Grundschule für Kinder der Klassen 1 bis 4 aus Hoppetenzell, Mahlspüren im Hegau, Raithaslach und Zizenhausen.

Postwesen

Stockach war schon im 16. Jahrhundert eine bedeutende Poststation. Über Jahrhunderte liefen hier große, zwischenstaatliche Reiter- und Postkurse der Strecken Ulm-Basel, Stuttgart-Zürich und Wien-Paris zusammen. 1845 zählte die hiesige Posthalterei noch 60 Pferde.

Privatpersonen mussten vor 1821 ihre Post auf der Stockacher Postanstalt selbst abgeben. Dann entstand durch die Einrichtung einer Amtsbotenanstalt die Möglichkeit, dass Privatpersonen ihre Post einem Amtsboten übergeben konnten. Dieser brachte die Post anfangs zweimal, später dreimal wöchentlich zur Stockacher Postexpedition. In den 1850er Jahren wurde die Amtbotenanstalt aufgrund stetig zunehmendem Schriftverkehr aufgehoben, ihre Dienste der Post übertragen und zum 1. Mai 1859 die Landpostanstalt ins Leben gerufen. Im Amtsbezirk Stockach wurde unter anderem folgender Botenbezirk eingerichtet:

  • Botenbezirk No. I, Montag/Mittwoch/Freitag: Stockach–Hindelwangen–Zizenhausen–Mahlspüren–Raithaslach–Münchhöf–Hoppetenzell–Stockach

Poststücke, die in die jeweilige Brieflade vor Ort eingeworfen worden waren, wurden vor der Weiterleitung vom Postboten mit einem Uhrradstempel, in Zizenhausen mit der 2., versehen.

Persönlichkeiten

Commons: Zizenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Land Baden-Württemberg. Band VI. S. 784
  2. Uwe Fliegauf: Die Schwäbischen Hüttenwerke zwischen Staats- und Privatwirtschaft. Zur Geschichte der Eisenverarbeitung in Württemberg (1803-1945). (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte 9). Ostfildern 2007, S. 432f.
  3. Bevölkerungsentwicklung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
  4. Bevölkerungsentwicklung (interne Fortschreibung) bei www.stockach.de; abgerufen am 26. November 2018
  5. Geschlechterverteilung bei www.leograph-bw.de
  6. Religionszugehörigkeit bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
  7. Religionszugehörigkeit 1858 und 1925 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
  8. Ergebnisse der Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 14. November 2018.
  9. Ergebnisse der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 22. November 2018.
  10. Ergebnisse der Landtagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 12. November 2018.
  11. Ergebnisse der Bundestagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 14. November 2018.
  12. Infotafel am heutigen Stockacher Postgebäude in der Schillerstraße
  13. Edwin Fecker: Der Landpostbezirk von Stockach im Rundschreiben Nr. 140 der „Arbeitsgemeinschaft Baden“ im Bund Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh), Herbst 2004; Seite 1713ff
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.