Als Zopfabschneider wird eine meist männliche Person bezeichnet, die (meist Mädchen und jungen) Frauen einen oder mehrere Zöpfe abschneidet. Dies geschieht in der Regel ohne Einwilligung des Opfers und stellt nach deutschem und Schweizer Strafrecht eine Körperverletzung dar. Als Begründung für diese Handlung wird eine Neigung zu Haarfetischismus angenommen, wobei die reine Neigung nicht als Ursache zur Ausführung der Tat ausreicht.

Dieses Phänomen ist bereits seit mindestens 1857 belegt und auch in jüngerer Zeit sind derartige Vorfälle bekannt. So gab es unter anderem 2011 und 2015 in der Oststeiermark zwei ähnliche Vorfälle. Das Zopfabschneiden wird gelegentlich auch in der Literatur und Musik thematisiert oder aufgegriffen, so zum Beispiel in dem Lied Sind Sie der Graf von Luxemburg? Der Zopfabschneider. Lauensteiner Mitteilungen war ebenfalls der Titel einer Zeitung, die von der Lauensteiner Tafelrunde herausgegeben wurde.

Diese Handlungen müssen unterschieden werden vom Zopfabschneiden nach dem Ersten Weltkrieg im besetzten Rheinland und Ruhrgebiet, wo von sog. Scherenklubs das Scheren eines Bubikopfs als Strafe für die als Franzosenliebchen bezeichneten Mädchen und Frauen vollzogen wurde, die Beziehungen zu Besatzungssoldaten unterhielten.

Der Begriff Zopfabschneider wird heute ähnlich wie Trittbrettfahrer oder Halsabschneider umgangssprachlich metaphorisch als Begriff verwendet, hat jedoch eine andere Bedeutung: jemand, der mit (aus seiner Sicht) obsoleten Traditionen, Ideen oder Konzepten bricht (siehe auch: alte Zöpfe abschneiden).

Zopfabschneider in der Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zopfabschneider. In: Wörterbuchnetz.de. Abgerufen am 15. Januar 2021.
  2. Siehe den Akt "Körperliche Misshandlung durch gewaltsames Abschneiden der Haarzöpfe der Frauenspersonen" der Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, aus dem Jahre 1857 (Staatsarchiv München, RA, Nr. 29015). Eine von der Polizeidirektion München angelegte Akte "Zopfabschneider" enthält eine Aufstellung entsprechender Vorfälle aus den Jahren 1917–1926 (Staatsarchiv München, Polizeidirektion München, Nr. 7966).
  3. Zopfabschneider offenbar wieder aktiv. In: Österreich.at. 9. Januar 2015, abgerufen am 15. Januar 2021.
  4. Gerd Krüger: „Wir wachen und strafen!“ – Gewalt im Ruhrkampf von 1923, in: Der Schatten des Weltkriegs: Die Ruhrbesetzung 1923, hrsg. von Gerd Krumeich und Joachim Schröder, Essen 2004, S. 233–255, hier S. 247–250.
  5. Zwischentöne Caroline Achaintre in der Sendung Zwischentöne des Deutschlandfunks vom 10. Januar 2021 bei 50:21/68:10, abgerufen am 31. Januar 2021
  6. Eine Schere, 41 Zöpfe, ein Phantom von Friedemann Karig vom 18. September 2016, abgerufen am 15. Januar 2021
  7. Die Gartenlaube, 1859, Heft 18, S. 253–259, abgerufen am 15. Januar 2021 Verlag von Ernst Keil, Leipzig
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