Die Zweite Gruft ist eine Obdachloseneinrichtung der Caritas Wien im 18. Wiener Gemeindebezirk Währing.

Lage und Architektur

Die Zweite Gruft befindet sich an der Adresse Lacknergasse 98 im Bezirksteil Weinhaus.

Das Gebäude des Architekten Jože Plečnik ist als Stahlbetonbau im Neoempire-Stil bzw. Neoklassizismus ausgeführt. Im äußeren Erscheinungsbild treffen strenge Formen auf dekorative Elemente. Das ursprünglich als Kinderschutzstation erbaute und später als Männerheim genutzte Haus hat einen funktionalen Grundriss. Der Mittelgang ist wie eine Halle angelegt. Er wird von verglasten Deckenfeldern an beiden Enden begrenzt, die dazu führen, dass das Tageslicht durch alle Stockwerke bis ins Erdgeschoß fällt.

Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Das von Johann Evangelist Zacherl, Mitbegründer des katholischen Vereins Kinderschutzstationen, in Auftrag gegebene Gebäude wurde im Jahr 1907 erbaut und anfangs als Kinderschutzstation genutzt. Hier engagierte sich besonders die Währinger Politikerin Josefine Kurzbauer als Fürsorgerin und Sozialarbeiterin. Die Caritas stellte das Gebäude 1983 Schwester Grata von den Barmherzigen Schwestern des Vinzenz von Paul zur Verfügung, die dort mit einer Ausspeisung für obdachlose Männer begann. Zur finanziellen und ideellen Unterstützung der Ordensschwester wurde der Verein Obdachlosenhilfe Schwester Grata mit Hilfe des Dechanten Norbert Roth gegründet.

Nach den Studentenprotesten im Oktober 2009 waren nach der Räumung des Audimax der Universität Wien auch 80 Obdachlose, die dort übernachtet hatten, ohne Unterkunft. Eine Unterbringung in der Caritas-Obdachloseneinrichtung Gruft in Wien-Mariahilf war nicht möglich, da dort keine EU-Ausländer untergebracht werden durften. Dies nahm die Caritas der Erzdiözese Wien zum Anlass, die Zweite Gruft in der Lacknergasse als 24-Stunden-Notquartier ganzjährig zu eröffnen. Ursprünglich war dies als Provisorium gedacht, 2011 wurde die Gruft 2 jedoch zum Dauerzustand.

Angebote

Für wohnungslose Männer und Frauen bietet das Tageszentrum der Caritas Aufenthaltsmöglichkeit, Dusch- und Waschmöglichkeiten. Schlafsäcke werden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Das Frühstück ist gratis, ein Mittagessen bekommt man um einen symbolischen Preis. Eine Notschlafstelle für Frauen ist ebenfalls vorhanden.

Literatur

  • Christine Fabi: Plečnik und die Kinderschutzstation in der Lacknergasse 98, Wien 18. Diplomarbeit. Technische Universität Wien, Wien 2011.
Commons: Lacknergasse 98, Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreich - Topographisches Denkmälerinventar. Wien X-XIX und XXI bis XXIII Bezirk. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1996, ISBN 3-7031-0693-X, S. 499500.
  2. Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in drei Bänden. Band 3, Teil 2: 2., 13.–18. Bezirk. Residenz-Verlag, Salzburg 1995, ISBN 978-3-7017-0704-1, S. 232.
  3. Wien: unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesdenkmalamt, 18. Januar 2018, archiviert vom Original am 11. April 2018; abgerufen am 24. November 2018.
  4. Johann Evangelist Zacherl – Wien Geschichte Wiki. Abgerufen am 24. November 2018.
  5. Wahlrecht und Politik | Währinger Frauenweg. Abgerufen am 24. November 2018.
  6. Vereinsgeschichte. Abgerufen am 24. November 2018.
  7. "Zweite Gruft" für die Obdachlosen des Audimax. In: Die Presse. (diepresse.com [abgerufen am 24. November 2018]).
  8. ADVOKAT Unternehmensberatung: § 7a WSHG (Wiener Sozialhilfegesetz), Personenkreis - JUSLINE Österreich. Abgerufen am 24. November 2018.
  9. Obdachlose: Zweite Gruft übersiedelt zurück nach Währing – derStandard.at. Abgerufen am 24. November 2018.
  10. zweite Gruft. Caritas der Erzdiözese Wien, abgerufen am 24. November 2018.

Koordinaten: 48° 13′ 37,5″ N, 16° 20′ 0,8″ O

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