Die zylindrische σ-Algebra ist eine σ-Algebra, welche durch die Zylindermengen eines Vektorraumes erzeugt wird. Die Zylindermengen hängen von einem Raum von linearen Funktionen ab, dies kann zum Beispiel der topologische Dualraum sein, die zylindrische σ-Algebra ist dann die kleinste σ-Algebra, so dass diese Funktionen messbar sind. Die zylindrische σ-Algebra ist eine Teilmenge der borelschen σ-Algebra und im Allgemeinen nicht gleich.

Definition

Sei ein reeller Vektorraum, ein linearer Raum von linearen reellen Funktionen auf und die borelsche σ-Algebra. Wir definieren zuerst die Familie aller Zylindermengen , das heißt die Familie aller Mengen der Form

wobei und .

Diese ist im Allgemeinen nur eine Algebra und wird zylindrische Algebra genannt. Die kleinste σ-Algebra, die enthält, ist die σ-Algebra

und wird zylindrische σ-Algebra oder auch -zylindrische σ-Algebra genannt. Weiter gilt

Schreibt man nur dann meint man in der Regel einfach die σ-Algebra aller Zylindermengen von .

Wichtiger Spezialfall

Sei ein lokalkonvexer Raum und , wobei der topologische Dualraum ist. Die zylindrische σ-Algebra ist gerade die kleinste σ-Algebra, so dass alle stetigen linearen Funktionale messbar sind.

Oder in anderen Worten, die σ-Algebra wird durch die Mengen der Form

mit und erzeugt.

Vergleich zu anderen σ-Algebren

Im Allgemeinen gilt

wobei die die bairesche σ-Algebra ist.

Ist zum Beispiel und überabzählbar, dann gilt .

Für den topologischen Dualraum gilt

Gleichheit zur borelschen σ-Algebra

  • Ein Lindelöf-Raum heißt erblich, wenn jeder seiner offenen Unterräume auch ein Lindelöf-Raum ist. Sei ein lokalkonvexer Raum, der hausdorff und auch ein erblicher Lindelöf-Raum ist. Dann gilt folgende Gleichheit
  • Ist ein separabler Fréchet-Raum (insbesondere jeder separable Banach-Raum) und eine Menge, welche die Punkte in trennt (d. h. für jedes existiert ein mit ), so gilt
Insbesondere gilt wegen des Satzes von Hahn-Banach für einen separablen Fréchet-Raum

Gleichheit zur baireschen σ-Algebra

Es gilt

wobei der Raum der stetigen und beschränkten Funktionen ist.

Literatur

  • Wladimir I. Bogatschow: Measure Theory. Hrsg.: Physica-Verlag. Band 2, 2007.
  • N. N. Vakhania, V. I., Tarieladze, S. A. Chobanyan: Probability Distributions on Banach Spaces. Hrsg.: Springer. Dordrecht 1987.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1 2 Wladimir I. Bogatschow: Measure Theory. Hrsg.: Physica-Verlag. 2007, S. 117.
  2. 1 2 Wladimir I. Bogatschow: Gaussian Measures. Hrsg.: American Mathematical Society. 1998, ISBN 1-4704-1869-X, S. 374.
  3. Itaru Mitoma, Susumu Okada und Yoshiaki Okazaki: Cylindrical σ-algebra and cylindrical measure. In: Osaka University and Osaka Metropolitan University, Departments of Mathematics (Hrsg.): Osaka Journal of Mathematics. Band 14, Nr. 3, 1977, S. 640 (Theorem 3.6).
  4. N. N. Vakhania, V. I., Tarieladze, S. A. Chobanyan: Probability Distributions on Banach Spaces. Hrsg.: Springer. Dordrecht 1987, S. 17.
  5. N. N. Vakhania, V. I., Tarieladze, S. A. Chobanyan: Probability Distributions on Banach Spaces. Hrsg.: Springer. Dordrecht 1987, S. 4.
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