Eristische Dialektik
Als Eristische Dialektik wird allgemein ein um 1830 begonnenes Manuskript von Arthur Schopenhauer betitelt, in dem er diese (im Manuskript auch als Eristik bezeichnet) als eine Kunstlehre beschreibt, um in einem Disput per fas et nefas (lateinisch für „mit erlaubten und unerlaubten Mitteln“) als derjenige zu erscheinen, der „Recht hat“. Zu diesem Ziel gibt er 38 rhetorische Strategeme an (von ihm „Kunstgriffe“ genannt), die folglich nicht etwa der Wahrheitsfindung dienen, sondern durch bestimmte argumentative Formen ausschließlich Erfolg in einem Streitgespräch versprechen. Diesen Zweck hätten auch klassische Sophismen; einige davon werden von Schopenhauer ebenfalls angeführt. Er erwähnt das damals unvollständige Manuskript mit den ersten neun „Kunstgriffen“ 1851 in Parerga und Paralipomena. Dort erläutert er aber, warum er bisher von einer Veröffentlichung absah. Er ergänzte und baute dieses Manuskript zwar weiter aus, beließ es aber bei „etwa vierzig“ Kunstgriffen (tatsächlich sind es 38), weil er sich angewidert sah, „alle[r] dieser Schlupfwinkel der mit Eigensinn, Eitelkeit und Unredlichkeit verschwisterten Beschränktheit und Unfähigkeit“ zu beleuchten […] „daher ich es bei dieser Probe bewenden lasse“: Eine Veröffentlichung unterließ er deshalb zu seinen Lebzeiten, es wurde erst postum (und dies nicht in seiner originalen Form) 1864 bekannt; die originale Form erst nach 1966.