Antiautoritäre Erziehung

Antiautoritäre Erziehung ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe von Erziehungskonzepten, die in Deutschland Ende der 1960er und in den 1970er Jahren entstanden sind. Anders als bei der permissiven und der vernachlässigenden Erziehung, bei denen die Eltern ebenfalls wenig oder keine Autorität ausüben, handelt es sich nicht lediglich um einen Erziehungsstil, sondern um eine umfassende und theoretisch begründete Erziehungsphilosophie, der explizit pädagogische Ziele, Normen und Leitbilder zugrunde liegen.

Die antiautoritäre Erziehung verdankt ihre Ideen so unterschiedlichen Quellen wie dem Freudomarxismus und der Reformpädagogik. Zu ihren Charakteristika zählen Ideale der Rechte, der Freiheit und der Entwicklungsautonomie des Kindes. Die Erziehung soll von Zwängen und der Übermacht der Pädagogen möglichst befreit werden, damit sie der Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes nicht im Wege steht; infolgedessen bemühte sich die antiautoritäre Erziehung nicht nur um eine Förderung der psychischen Unabhängigkeit des Kindes, sondern auch um eine Liberalisierung der Reinlichkeits- und Ordnungserziehung und eine Enttabuisierung und „Befreiung“ der kindlichen Sexualität. Die Ziele der antiautoritären Erziehung waren weniger eindeutig und bestanden – je nach Autor – entweder in liberalen Persönlichkeitsidealen wie Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Kreativität (z. B. Heinz-Rolf Lückert) oder in der Vorbereitung auf einen „politischen Widerstand“ (z. B. Regine Dermitzel). Ulrich Klemm (Universität Augsburg) unterscheidet darum zwischen antiautoritärer Erziehung sozialistisch-marxistischer, antiautoritärer Erziehung liberaler und antiautoritärer Erziehung libertärer Prägung.

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