B-Chromosom

B-Chromosomen sind Chromosomen, die bei manchen Organismen zusätzlich zum normalen Karyotyp auftreten. Synonym werden sie auch als überzählige (engl. supernumerary) oder akzessorische (engl. accessory) Chromosomen bezeichnet. Die regulären Chromosomen nennt man in diesem Kontext A-Chromosomen. B-Chromosomen sind per Definition nur bei einem Teil der Exemplare einer Art oder einer Population vorhanden. Häufig ist zudem ihre Anzahl variabel. In manchen Fällen kommen sie nicht in allen Geweben vor.

Durch irreguläres Verhalten während der Mitose oder der Meiose gelingt es ihnen, sich „eigennützig“ (engl. selfish) in der Keimbahn anzureichern, so dass eine nicht-mendelsche Vererbung resultiert, bei der die für Chromosomen sonst übliche Weitergaberate von 50 % überschritten wird. Welche Mechanismen hierfür verantwortlich sind, ist erst in wenigen Fällen geklärt (siehe für eine Übersicht über derartige Mechanismen). Im Unterschied zu Markerchromosomen, die keine Anreicherungsmechanismen haben, wurden B-Chromosomen beim Menschen bislang nicht nachgewiesen.

B-Chromosomen werden den parasitären oder auch egoistischen genetischen Elementen zugeordnet, zu denen auch Transposons gehören. Sie entstanden in vielen Fällen vermutlich aus A-Chromosomen bzw. Teilen davon. Sie wurden erstmals 1907 von Edmund B. Wilson bei Hemipteren beschrieben, ohne dass zunächst ihre parasitären Eigenschaften deutlich wurden.

Die Evolution der B-Chromosomen hängt vermutlich weitgehend ab vom Wechselspiel des Selektionsdrucks auf das Wirtsgenom zugunsten ihrer Eliminierung oder Stilllegung einerseits und ihrer Fähigkeit, diesem Druck auszuweichen, andererseits. Da B-Chromosomen mit den A-Chromosomen wechselwirken, spielen sie dort, wo sie vorkommen, vermutlich eine wichtige Rolle in der Genomevolution insgesamt. Nicht alle B-Chromosomen sind schädlich für den Wirt. Manche sind in ihrer Wirkung neutral, für einige werden sogar positive Wirkungen diskutiert, z. B. beim Schnittlauch.

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