Bibergeil

Das Bibergeil oder Castoreum ist ein Sekret aus speziellen, paarig zusammenhängenden und keulenförmigen Beuteln oder Taschen, Castorbeuteln (irreführend Drüsensäcken) unter dem Schambein des Bibers (Castor fiber und Castor canadensis), das zu einer gleichnamigen pulverförmigen Drogenmasse verarbeitet werden kann. Es sind jedoch keine Drüsen in histologischem Sinn, denn sie sezernieren nicht. Die Castorbeutel sind auch unter verschiedenen anderen Bezeichnungen bekannt: Geildrüsen, Geilsäcke, Kastorsäcke, Präputialsäcke, Bibergeile, oder auch Geilen.

Das moschusähnliche Duftsekret wird im Körper des Bibers gebildet und in die Castorbeutel geleitet, es besteht aus einem komplexen Gemisch von chemischen Verbindungen, die wahrscheinlich aus Sekundärmetaboliten des Urins gebildet werden. Der Biber nutzt das talgartige, aber nicht fettige, eher gummiharzige, bräunliche und stark stechend riechende Sekret zur Fellpflege, seiner Duftmarkierung und zum Markieren seiner Reviergrenzen, sowie zur Unterscheidung seiner Artgenossen und Familienmitglieder.

Die beiden 25 bis 250 Gramm schweren, etwa hühnereigroßen, bis ins 16. Jahrhundert oder länger für Hoden oder auch manchmal in Neufrankreich für Nieren gehaltenen Beutel (irreführend Präputialdrüsen) des Bibers, die sich bei beiden Geschlechtern zwischen After und äußeren Geschlechtsorganen befinden und von einer braunschwarzen runzligen Haut umgeben sind, werden/wurden dem getöteten Tier entnommen und rauchgetrocknet. Es kann dann auch zur Verbesserung der Qualität länger gelagert werden. Der Geruch ähnelt dem des Baldrians, ist lederartig-animalisch, der Geschmack kann als bitter, scharf und aromatisch beschrieben werden. In den USA gibt es seit einiger Zeit spezielle Biberfarmen, wo die zuerst betäubten Tiere „gemolken“ werden und das kostbare Sekret aus den Drüsen herausgedrückt wird, ohne dass die Biber getötet werden.

Der Biber hat noch zwei andere, kleinere Drüsen (Ölsäcke, Fettbeutel), hier handelt es sich, im Gegensatz zu den Castorbeuteln, um echte holokrine Drüsen (Analdrüsen oder Perianaldrüsen), aus denen das Bibergeilfett (Axungia castorei) erhalten wird; es ist schmierig, mit schwächerem, etwas fettigem Geruch. Das Sekret aus diesen Ölsäcken dient mehrheitlich dazu, das Fell wasserdicht zu machen, ähnlich der Bürzeldrüse bei Vögeln. Diese Sekrete sind nach Geschlechtern gefärbt; gräulich, mit einer pastenartigen Konsistenz bei Weibchen und gelblich-braun und flüssig bei Männchen. In den Vereinigten Staaten werden diese kleineren Beutel auch als Ölsteine bezeichnet.

Die beiden verschiedenen Biberbeutel werden von verschiedenen Autoren generell auch, irreführend, als After- oder Analdrüsen oder einfach als Ölsäcke bezeichnet.

Die Bezeichnung „Castoreum“ wurde früher auch für die Biberhoden oder manchmal, aufgrund des starken Aromas der Knollen, für die Biberwurz, wohl die Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia clematitis) und (Aristolochia baetica), verwendet.

Das Castoreum (gelegentlich auch Castorium und Kastorium geschrieben) hat nichts, wie man annehmen könnte, zu tun mit Castorbohnen oder Castoröl, dies sind aus dem Englischen übernommene Bezeichnungen für Rizinusöl (engl. Castor oil) oder die Samen des Wunderbaums (engl. Castor beans).

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