Bipolare Störung
Bipolare Störung ist die etablierte Kurzbezeichnung für bipolare affektive Störung (BAS). Bei der BAS handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die zu den Stimmungsstörungen (Affektstörungen) gehört.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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F31 | Bipolare affektive Störung |
F31.0 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig hypomanische Episode |
F31.1 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig manische Episode ohne psychotische Symptome |
F31.2 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig manische Episode mit psychotischen Symptomen |
F31.3 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig leichte oder mittelgradige depressive Episode |
F31.4 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome |
F31.5 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen |
F31.6 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig gemischte Episode |
F31.7 | Bipolare affektive Störung, gegenwärtig remittiert |
F31.8 | Sonstige bipolare affektive Störungen |
F31.9 | Bipolare affektive Störung, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Krankheit zeigt sich durch extreme, zweipolig entgegengesetzte (= bipolare) Schwankungen, die Stimmung, Antrieb, Denken, Handeln und Aktivitätsgrade betreffen. Diese Auslenkungen treten phasenhaft auf und reichen weit über das Normalniveau hinaus. Die Betroffenen pendeln dabei zwischen Depression und Manie hin und her, ohne diese Wechsel willentlich kontrollieren zu können, weswegen man die Erkrankung früher auch als manisch-depressive Erkrankung oder manische Depression bezeichnete. In gemischten Phasen können Symptome beider Zustände zugleich auftreten. Die Manie umfasst ein intensives Hochgefühl sowie eine erhöhte Leistungsfähigkeit. Schlaf wird häufig als Zeitverschwendung gesehen, da er den Tatendrang unterbricht. Die Depression umfasst Symptome der Antriebslosigkeit, Interessenverlust sowie gedrückte Stimmung. Die Erkrankung betrifft 1–5 % der Weltbevölkerung.
Zwischen den akuten Krankheitsepisoden kann es je nach Verlaufsform mehr oder weniger lange Zeitabschnitte, d. h. Tage, Monate bis Jahre geben, in denen die Betroffenen keinerlei Beschwerden haben. Antrieb und Gefühlsleben unterliegen dann wieder den „normalen“ Schwankungen. BAS treten in unterschiedlichen Schweregraden auf. Mögliche negative soziale Folgen der Störung für den Betroffenen können jedoch sehr schwerwiegend sein.
In Abhängigkeit vom Verlauf kann bei frühzeitigem Erkennen der Störung durch eine Behandlung eine Stabilisierung erzielt werden. Neben dem Einsatz von Medikamenten wird als Ergänzung, jedoch nicht als Alternative, Psychotherapie empfohlen. Eine bipolare Störung tritt nicht plötzlich bei einem vorher völlig gesunden Menschen auf, sondern entwickelt sich schleichend.
Bipolare Störungen gehören laut der Weltgesundheitsorganisation zu den zehn Krankheiten, die weltweit am meisten zu Beeinträchtigung führen. Nicht zu unterschätzen ist auch das erhöhte Suizidrisiko: Ungefähr 25 % bis 50 % aller Menschen mit bipolarer Störung unternehmen mindestens einen Suizidversuch, in etwa 15 % bis 30 % aller Fälle enden diese tödlich.