Blauwassersegeln

Blauwassersegeln bedeutet das Segeln auf Hoher See und das Leben auf dem Segelboot fernab von Küsten, Häfen oder Yachthäfen (Marinas). Lange Törns wechseln sich ab mit Perioden, in denen das Boot frei vor Anker liegt, z. B. in Buchten oder vor Riffen ohne Anbindung an moderne Infrastruktur.

Der Begriff Blauwassersegeln leitet sich von der tiefblauen Farbe des Meeres auf dem offenen Ozean ab und steht im Gegensatz zum Segeln in deutschen Küstengewässern, wo die Farbe des Wassers oft ins Gräuliche geht. Im Englischen bezeichnet der Begriff bluewater sailing das Langstreckensegeln auf dem offenen Meer und steht im Gegensatz zum küstennahen Segeln (coastal cruising). Schon seit 1923 wird vom Cruising Club of America eine Blue Water Medal für bemerkenswerte Segelleistungen vergeben. Im Deutschen findet der Begriff vor allem seit den 1970er Jahren breitere Anwendung und steht hauptsächlich für das Fahrtensegeln in südlichen Seegebieten, im Gegensatz zum Hochleistungs- oder Regattasegeln auf dem Meer, das vorwiegend als Hochseesegeln bezeichnet wird. Andere Quellen geben an, Blauwassersegeln sei die Bezeichnung für Hochseesegeln im Seglerjargon. Blauwassersegeln unterscheidet sich vom Regattasegeln vor allem dadurch, dass es von eher ohne Zeitdruck und mehr der Erholung und Erkundung dient.

Je nach Route, Crew und Boot reicht das Spektrum vom Reisen mit einer Fahrtenyacht bis zur Teilnahme an mehrwöchigen Regatten, z. B der Atlantic Rally for Cruisers. Die Mannschaft besteht häufig aus Paaren, die sich mit dieser Art des Segelns einen Lebenstraum erfüllen, aus Mitgliedern eines Yachtclubs oder aus Einhandseglern. Da das Leben oft weit weg von modernen Ressourcen stattfindet, muss das Boot besonders ausgerüstet sein und seiner Besatzung ein über Wochen und Monate autarkes Leben ermöglichen.

Das Segeln über längere Strecken auf den Ozeanen ist von den globalen Wettersystemen bestimmt. Eine klassische Blauwasserroute für viele Segler ist die Weltumsegelung auf der Passatroute in der Nähe des Äquators. Dieser Törn folgt dem Passatwindgürtel, der sich zwischen den beiden Wendekreisen befindet und von den großen Hochdruckgebieten auf dem Atlantischen und Pazifischen Ozean gespeist wird. Der Kurs verläuft dabei von Ost nach West, wobei die europäischen Segler normalerweise von den Kanaren starten und dann über den atlantischen Ozean in die Karibik nach Panama segeln. In Panama geht die Fahrt durch den Panama-Kanal zu den Galapagos-Inseln und von da in den Pazifik. Vom Pazifik aus führt die Route weiter durch den Indischen Ozean, das Rote Meer und den Suez-Kanal in das Mittelmeer. Eine Alternativroute durch den Indischen Ozean folgt der Küste Südafrikas um das Kap der guten Hoffnung. Von dort geht es weiter nach Brasilien, durch die Karibik und die Ostküste der USA, um dann mit den Westwinden im Nordosten der USA über die Bermudas nach Europa zurückzukehren.

Blauwasserreisen von Ehepaaren wurden im englischsprachigen Raum in den 1950er und 1960er Jahren populär. Bekannte Vorreiter in England waren Susan und Eric C. Hiscock, deren seglerischen Leistungen im Jahr 1955 vom Cruising Club of America mit der Blue Water Medal gewürdigt wurden. Das erste deutsche Ehepaar, das die Welt umsegelte, waren Elga und Ernst-Jürgen Koch, die von 1964 bis 1967 mit der Kairos unterwegs waren. Bedeutende deutsche Blauwassersegler sind Wilfried Erdmann, Rollo Gebhard, Erich und Heide Wilts und Bobby Schenk.

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