Chinesische Staatsphilosophie
Als chinesische Staatsphilosophie (oder Staatstheorie) werden mögliche Definitionen, Entstehung, Formen, Aufgaben und Ziele des Staates sowie dessen institutionelle, soziale, ethische und juristische Bedingungen und Grenzen mit speziellem China-Bezug behandelt.
Als Teilgebiet der Politischen Philosophie und Konkretion der Allgemeinen Staatslehre berühren Staatstheorien deshalb oftmals Fragestellungen, die mehrere Einzelwissenschaften gleichzeitig betreffen, darunter: die Philosophie, die Theologie, die Politikwissenschaft, die Rechtswissenschaft, die Soziologie und die Volkswirtschaftslehre. Die praktische Philosophie beschäftigt sich im westlichen Kulturkreis spätestens seit Platon mit dem Wesen des Staates. Hierbei spielte der legitime Ursprung des Staates und seine gerechte Organisation eine große Rolle. Die Achsenzeit der antiken Hochkulturen ist in diesem Kontext ohne China nicht vorstellbar, denn die Geschichte Chinas brachte eine Vielzahl philosophischer Denkschulen hervor, die auch Staatsphilosophien beinhalteten. Frühe Philosophen, wie Konfuzius (孔子), Mozi (墨子) und Laozi (老子), beschäftigten sich bereits mit dem Staat und der Art des Regierens.
Die wichtigsten politischen Denkschulen Chinas werden von Gregor Paul folgendermaßen klassifiziert:
Herrschaftsträger | Wohl der „Beherrschten“ bzw. „Regierten“ | Wohl der Herrschenden | Wohl der Herrschenden und Beherrschten | Individuelles Wohl eines jeden |
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Personen | Klassischer Konfuzianismus, Mohismus | Legalismus, Maoismus | Song-Konfuzianismus | |
Institutionen | Demokratie | |||
Personen und Institutionen | „Sunyatsenismus“, Neu-Konfuzianismus | Kommunistische Partei Chinas, Neu-Konfuzianismus | ||
„Natur“ oder „Anarchismus“ | Daoismus |