Deutsche Sprache in Namibia
Die deutsche Sprache in Namibia (auch und ehemals vor allem als Südwesterdeutsch bekannt, heute von Wissenschaftlern auch mit dem Kunstwort Namdeutsch bezeichnet, unter der Jugend in Namibia vor allem auch als Namlish oder Namsläng bekannt), stellt sprachwissenschaftlich gesehen eine Sprachvarietät, eine Sprachinsel und ein Viertelzentrum der deutschen Sprache dar. Letzteres ist eine linguistische Einstufung innerhalb der Sprachzentren des Deutschen. Die heute in Namibia lebenden Nachfahren von Einwohnern der bis 1915 bestehenden Kolonie Deutsch-Südwestafrika sind die einzige verbliebene deutsche Sprachgemeinde der Gegenwart mit einer nennenswerten Anzahl von Muttersprachlern in den ehemaligen deutschen Kolonien.
Deutsche Sprache in Namibia | ||
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Gesprochen in |
Namibia, südlicher und zentraler Landesteil.
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Sprecher | etwa 20.000 Muttersprachler (siehe Einleitung) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in |
Namibia, eine der elf Nationalsprachen |
Gegenwärtig erstreckt sich das Verbreitungsgebiet insbesondere auf ländliche Gegenden in Zentralnamibia und die Städte Windhoek und Swakopmund. Nach verschiedenen Angaben leben 16.000–25.000 (2012) bzw. knapp 20.000 deutsche Muttersprachler (2011) in 4359 Haushalten Namibias. Das sogenannte Küchendeutsch (englisch Namibian Black German) gebrauchen etwa 15.000 Menschen, die überwiegend älter als 50 Jahre sind, als zweitsprachliche Kontaktvarietät. Jüngere Namibier nutzen eher Englisch oder Afrikaans zur Verständigung zwischen den Ethnien des Landes. Deutsch als Zweitsprache wird von mehreren hunderttausend Einwohnern gesprochen.
Das im multilingualen Namibia gesprochene Deutsch hat die Stellung einer Minderheitensprache, ist als eine der elf Nationalsprachen anerkannt und neben Afrikaans, Otjeherero, Oshivambo und Englisch (der heutigen einzigen Amtssprache) eine der lebendigen Sprachen des Landes. Verkehrssprache ist es aktuell nach Stefan Engelberg vom Institut für Deutsche Sprache nicht. In einigen Teilen des Landes genießt Deutsch, meistens neben Afrikaans, Oshivambo und in jedem Fall Englisch, auch einen offiziellen Status auf kommunaler Ebene.
In der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika war bis 1919 die deutsche Sprache einzige Amtssprache. Auf wiederholtes Bemühen der ansässigen weißen deutschsprachigen Einwohner bekam von 1984 bis 1990 Deutsch in ihren Siedlungsgebieten in Südwestafrika den Status einer „semi-offiziellen“ Amtssprache.
Deutsch profitiert als Kommunikationsmittel auch von seiner Ähnlichkeit zu Afrikaans und hat eine herausragende Stellung in Wirtschaft und Tourismus. Viele namibische Landschaften, Städte und Orte sowie Straßen- und Gegenstandsbezeichnungen tragen deutsche Namen.
Einige deutschsprachige Einwohner sehen die Zukunft der deutschen Muttersprache in Namibia als gefährdet an. Auf einer Veranstaltung 2010 äußerte sich der Vorsitzende der „Arbeits- und Fördergemeinschaft der Deutschen Schulvereine in Namibia“ (AGDS) und zitierte dazu u. a. den Sprachwissenschaftler Ulrich Ammon. Jedoch blieben die dortigen Aussagen nicht unwidersprochen. Diese Sprache wurde 2013/14 mittels eines gemeinsam von der Universität Potsdam und der Universität Namibias getragenen Forschungsprojekts untersucht. Das Variantenwörterbuch des Deutschen verzeichnet ab seiner 2. Auflage 2016 „Namibismen“, d. h. spezifisch namibische Eigenheiten des Standarddeutschen.
Die Zahl derer, die die deutsche Sprache erlernen, steigt momentan. Im März 2014 waren es 7600 Schüler in Namibia, die Deutsch als Fremdsprache erlernten, und 1500 erhielten Unterricht in Deutsch als Muttersprache. Dies war ein Anstieg von 600 gegenüber 7000 des Vorjahres.
Im April 2021 wurde das Forum deutschsprachiger Namibier u. a. auch zur Förderung der Sprache gegründet.