Fünfjahrespläne der Sozialistischen Volksrepublik Albanien
Fünfjahrespläne waren in der Sozialistischen Volksrepublik Albanien das Instrument zur Planung der volkswirtschaftlichen Aktivitäten. Nach einem Zweijahresplan für die Jahre 1949 und 1950 wurden für die Jahre 1951 bisi 1990 acht Fünfjahrespläne verabschiedet. Man folgte dabei sowjetischem Vorbild.
Die offizielle albanische Bezeichnung Planet pesëvjeçare të zhvillimit të ekonomisë e të kulturës (Fünfjahrespläne der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung) unterstreicht dabei die Bedeutung der Pläne für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft allgemein. Insbesondere in den Anfangsjahren dienten sie der zentral geplanten Transformierung Albaniens vom Agrarstaat zu einem Industrie- und Agrarstaat.
„Die albanische Wirtschaft […] wird auf der Grundlage eines einheitlichen Staatsplanes der sozialökonomischen und kulturellen Entwicklung von einem einzigen Zentrum aus, dem sozialistischen Staat, bewußt und proportional organisiert und geleitet.“
Peter Bartl beurteilt die albanische Wirtschaftspolitik als „Fiasko“, wofür vor allem die politisch und nicht wirtschaftlich motivierte Planung verantwortlich sei. Die Kommandowirtschaft brach zusammen, als die Partei der Arbeit die Macht verlor.
Verantwortlich für die Ausarbeitung war die Staatliche Planungskommission (albanisch Komisioni i planit të shtetit; manchmal auch Plankommission), die bereits im Januar 1945 von der kommunistischen Partei eingerichtet und im August 1945 gesetzlich verankert wurde. Die Vorsitzenden gehörten meist der Regierung an. Erster Vorsitzender war Industrieminister Nako Spiru (1944–1947), der in rascher Folge abgelöst wurde von Kiço Ngjela, Nesti Kerenxhi und Spiro Koleka. Koço Theodhosi hatte das Amt von 1950 bis 1953 inne. Danach wechselten sich Koleka (1954–1958, 1966–1968) und Theodhosi (1958–1966) ab. 1968 übernahm Abdyl Këllezi, der 1975 von Petro Dode abgelöst wurde. 1982 übernahm Harilla Papajorgji, 1985 bis 1990 Niko Gjyzari. Zumindest in den 80er Jahre wurde die Planausarbeitung aber von unten initiiert: Betriebe und Genossenschaften erarbeiteten im Sommer Pläne fürs nächste Jahr, die von den Volksräten in den Kreisen überprüft und überarbeitet wurden, bevor sie von den Ministerien pro Branche gebündelt und von der Planungskommission bis Mitte November in einem Gesamtplan zusammengefasst wurden. Noch vor Jahresfrist sollten alle Betriebe die von der Regierung genehmigten und vom Parlament verabschiedeten Jahrespläne erhalten.
„Überall hängen mit dicker Tusche auf Karton gemalte Kurven oder Statistiken, die den Produktionsanstieg einzelner Brigaden und Abteilungen feiern. Man erfährt in den albanischen Fabriken nie, wie hoch eigentlich die Produktion ist und wohin und was exportiert wird. …Zugleich erfahre ich aber auch, dass die Pläne erfüllt beziehungsweise übererfüllt werden, wobei man immer wieder die Photos der besonders tüchtigen Arbeiter und Arbeiterinnen in den Werkhallen zeigte.“