Fayyum (Fossillagerstätte)

Das Fayyum ist eine Region und eine wichtige Fossillagerstätte im nördlichen Ägypten. Die Region umfasst das landwirtschaftlich intensiv genutzte Fayyum-Becken und daran anschließende Gebiete, die bedeutenden Fundbereiche sind zumeist nördlich und westlich des Qarun-Sees aufgeschlossen. Den südwestlichen Abschluss bildet das Wadi al-Hitan, bekannt durch zahlreiche Walfossilien und seit dem Jahr 2005 UNESCO-Weltnaturerbe. Die Ablagerungen des Fayyums gehören verschiedenen geologischen Formationen an. Sie setzen sich vorwiegend aus Kalk-, Schluff- und Sandsteinen zusammen. Die unteren Abschnitte bestehen aus Meeresablagerungen, die oberen, festländischen Sedimente sind in einer küstennahen Landschaft entstanden. Der Bildungszeitraum reicht vom Mittleren über das Obere Eozän bis zum Unteren Oligozän, was einem Alter von vor rund 41 bis 28 Millionen Jahren entspricht. Der gesamte Sedimentkomplex wird von Basalt überlagert, der auf vulkanische Aktivitäten vor etwa 24 Millionen Jahren zurückgeht.

Die sehr reichhaltigen fossilen Zeugnisse des Fayyum umfassen Pflanzen, Wirbellose und Wirbeltiere, darüber hinaus sind auch zahlreiche Spurenfossilien überliefert. Unter den Wirbeltieren finden sich Fische, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Einige Formen stellen wichtige evolutionäre Bindeglieder in der Entwicklung einzelner Linien dar, insbesondere bei den Schliefern, den Rüsseltieren, den Seekühen und den Walen. Unter den fossilen Primaten befinden sich unter anderem frühe Formen der Altweltaffen. Darüber hinaus kommen auch Beuteltiere, Tenrekartige, Paarhufer, Fledertiere und Nagetiere vor. Einige Gruppen wie die riesigen, sich pflanzenfressend ernährenden Embrithopoda oder die räuberisch lebenden Hyaenodonta beziehungsweise die wohl insektenfressenden Ptolemaiida haben keine heute lebenden Nachfahren. Aufgrund dieser Vielfalt stellt das Fayyum die bedeutendste Fossilfundstelle des afrikanischen Paläogens dar. Anhand der Landwirbeltiere lässt sich eine von Wasserläufen durchzogene, deltaartige Landschaft in Nähe der Meeresküste unter tropischen Klimabedingungen rekonstruieren.

Die ersten Fossilfunde im Fayyum reichen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Eine große Untersuchungsphase fand am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert statt, als zeitweise zugleich englische, amerikanische, deutsche und französische Forscher vor Ort tätig waren. Während dieser Zeit wurden zahlreiche Fossilien geborgen; dies führte zu einigen wichtigen Entdeckungen, die zur überregionalen Bekanntheit des Fayyum-Gebietes beitrugen. Zusätzlich erfolgten auch erste Untersuchungen zur Geologie. Die moderne Forschung begann in den 1960er Jahren und hält bis heute an. Sie ist international organisiert. Analysen des Fundmaterials führen fast im Jahresschritt zur Beschreibung neuer Fossilformen aus dem Fayyum.

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