Franziskaner in Deutschland

Die Franziskaner in Deutschland sind seit 800 Jahren ohne Unterbrechung hierzulande ansässig. Zu ihnen gehören heute die 27 Niederlassungen der Provinz Germania sowie mehrere Konvente polnischer, kroatischer und brasilianischer Provinzen des Franziskanerordens. Daneben bestehen die Klöster der Minoriten, der Kapuziner und zahlreicher franziskanischer Frauenorden.

Nach seiner ersten dauerhaften deutschen Klostergründung am 16. Oktober 1221 in Augsburg gewann der Orden des heiligen Franz von Assisi auch im Reich rasch neue Mitglieder. Er breitete sich im 13. Jahrhundert von Süddeutschland bis an die Ostsee aus und unterhielt in den deutschen Ordensprovinzen rund 200 Niederlassungen. Die „Barfüßer“ ließen sich in der Regel in den aufstrebenden Städten nieder und waren wegen ihres strengen Armutsgelübdes und ihrem Bestreben, in der Nachfolge Jesu zu leben, sowohl bei Bürgern als auch bei Bischöfen sehr beliebt. Zu Konflikten kam es mit dem Pfarrklerus, für den sie eine Konkurrenz in seelsorglicher und finanzieller Hinsicht bedeuteten. Die deutschen Provinzen bauten ein eigenes Studiensystem zur Ausbildung des Ordensnachwuchses auf, das auch für Weltpriester offen war; an mehreren Orten, etwa in Magdeburg, Erfurt und Rostock, gingen von solchen Studienhäusern wichtige Impulse für eine theologische Fakultät an der Universität aus.

Die Reformation traf die Franziskaner in einer Phase des inneren Umbruchs infolge des Armutsstreits, der 1517 zur Abspaltung der Konventualen (Minoriten) von den Franziskanern führte. Zahlreiche Klöster wurden aufgehoben, wenn der Landesherr protestantisch wurde. Manche Klöster wurden Zentren des Widerstands gegen die neue Lehre, andere Franziskaner traten zum Protestantismus über und profilierten sich als Prediger oder Theologen.

Im 18. Jahrhundert engagierten sich die Franziskaner im Schulwesen und in der Volksseelsorge. Sie propagierten den Kreuzweg und waren an zahlreichen Wallfahrtsorten präsent. Die Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedeutete einen weiteren empfindlichen Einschnitt, dem jedoch ab der Mitte des Jahrhunderts eine Phase des Aufschwungs folgte, nur partiell unterbrochen vom Kulturkampf in Preußen. Seit dem 19. Jahrhundert engagierten sich die deutschen Ordensprovinzen auch in der Missionstätigkeit in verschiedenen Ländern außerhalb Europas.

Etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ging, wie auch in anderen Orden, die Zahl der Eintritte kontinuierlich zurück. Dies führte zu einer Überalterung der Ordensgemeinschaft und zur Aufgabe zahlreicher Klöster. Im Jahr 2010 schlossen sich die vier bestehenden Provinzen freiwillig zur Deutschen Franziskanerprovinz zusammen. Einige der aufgegebenen Klöster wurden von ausländischen Ordensprovinzen übernommen.

Im Oktober 2021 veranstaltet die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Zu den Barfüßern in Augsburg gemeinsam mit den Franziskanern und anderen Kooperationspartnern eine Jubiläumswoche 800 Jahre franziskanischer Präsenz mit dem Motto „Barfuß im Herzen der Stadt – 800 Jahre Franziskaner und Franziskanerinnen in Augsburg“.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.