Galla (Doge)
Galla, später auch Galla Lupanio oder Galla Gaulo genannt († um 756), war nach der „Tradition“, wie in Venedig die staatlich gesteuerte Geschichtsschreibung der Republik Venedig umschrieben wurde, der fünfte Doge (die ersten beiden gelten allerdings längst als legendär). Er regierte von 755 bis 756 oder 756 bis 757, doch wurden auch mehr oder minder stark abweichende Datierungen genannt. Mit Gewalt brachte er sich an die Macht, stürzte den zweiten Dogen Diodato Ipato, doch wurde er selbst nach kurzer Zeit gleichfalls gestürzt und geblendet. Sein Geburts- und sein Todesdatum sind nicht bekannt, möglicherweise stammte er aus Iesolo (gemeint ist Equilium). Residenzort der Dogen war in dieser Zeit nicht das heutige historische Zentrum Venedigs, sondern das beim späteren Malamocco gelegene Metamaucum.
Die dürftige Quellenlage lässt es nicht zu, Ursachen und Auslöser für die Usurpation der Macht und den wenig später erfolgten Sturz zu erkennen. Die Deutungen in der Historiographie reichen von Konflikten zwischen Familien innerhalb der Lagune, die Repräsentanten bedeutender Städte am Rand der Lagune waren – das heutige Venedig wurde erst mehr als ein halbes Jahrhundert später zur Hauptstadt –, bis hin zu Einmischungen durch Langobarden und Byzantiner. Damit rückt die anti-byzantinische Politik König Aistulfs und Ratchis‘, sowie die Italienpolitik Kaiser Konstantins V. in den Blick. Immerhin hatten die Langobarden 750/751 Ravenna, den Sitz des byzantinischen Exarchen in Italien erobert und bedrohten damit die verbliebenen Gebiete ebenso wie Rom. Um Hilfe suchend wandte sich der Papst an den selbst erst durch Usurpation im Jahr 751 an die Macht gelangten König der Franken.
In der Verfassungsentwicklung, wie sie sich im Rückblick darstellt, ist Galla von erheblicher Bedeutung. Seinen Vorgänger im Amt des Dogen stürzte er selbst, aber auch dessen Vater, der erste Doge Orso Ipato, war bereits gestürzt worden. Das noch sehr junge Amt des Dogen war lange stark umkämpft, was sich zudem darin widerspiegelt, dass wenige Jahre zuvor, nach dem Sturz des ersten nachgewiesenen Dogen, fünf Jahre lang Magistri militum jährlich neu gewählt worden waren. Gallas Nachfolger wiederum wurden zwei Tribunen beigegeben, die wohl eine Art Aufsichtsfunktion innehatten. Damit lassen sich von Anfang an Versuche fassen, die Macht des Dogen zu begrenzen und damit wohl auch, Usurpationen und Binnenkämpfe zu verhindern.