Geschichte der Europäischen Union
Die Geschichte der Europäischen Union umfasst die Entwicklung des Staatenverbundes Europäische Union vom Vertrag von Maastricht vom 1. November 1993 bis zur Gegenwart, die Entwicklung ihrer Vorgängerorganisationen und den Prozess der Europäischen Einigung. Sie ist durch ein Geflecht konkurrierender Motive und Entwicklungstendenzen charakterisiert, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten jeweils richtungsgebend auf die Entwicklung der Gemeinschaft eingewirkt haben. Bezeichnend ist daher die Umsetzung des Möglichen und Machbaren in der jeweils gegebenen zeitgeschichtlichen Lage, nicht die geradlinige Verwirklichung einer genau umrissenen Planung.
Die Strukturen der Europäischen Union sind einem langzeitig bestimmenden unübersichtlichen Vertragskonglomerat unterworfen. Aus diesem strukturellen Defizit erwuchs seit ihrem Bestehen ein hohes Maß an Komplexität, welches von Kompromiss zu Kompromiss und von Erweiterung zu Erweiterung der Gemeinschaft erheblich gestiegen ist. Für die Union resultiert daraus sowohl ein Akzeptanzproblem bei den EU-Bürgern, denen „Brüssel“ immer undurchsichtiger erscheint, als auch die mit dem Mitgliederwachstum verbundene Schwierigkeit, im bestehenden Institutionengefüge die Arbeits- und Handlungsfähigkeit der einzelnen Organe zu gewährleisten.
Der durch das Ende des Ost-West-Konflikts bedingte tiefgreifende Wandlungsprozess hat zur Europäischen Union geführt, die mit dem Euro über eine gemeinsame Währung verfügt und nun auch die Staaten Mittel- und Osteuropas großteils einschließt. Die Ausgestaltung und Fortführung des europäischen Integrationsprozesses bleibt auch unter den Bedingungen des Reformvertrags von Lissabon eine außerordentliche Bewährungsprobe. Neuere Zuspitzungen diesbezüglich resultieren aus der Eurokrise seit 2010, der Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016 und dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union im Januar 2020.