Graf Koks

Graf Koks ist die umgangssprachliche Bezeichnung einer Person, die besonders vornehm oder angeberisch tut. So nennt man etwa im Ruhrgebiet einen Angeber und eingebildeten Menschen „Graf Koks von der Gasanstalt“, „Graf Koks von der Müllkippe“ oder „Graf Koks von der Halde“, im Mainzer Raum dagegen „Graf Koks von der Gasanstalt“ bzw. „vom Gaswerk“, wobei Koks alliterativ wie Goks ausgesprochen wird. Der Berliner Dialekt bezeichnet einen „feinen Pinkel“ ebenfalls als „Graf Koks“. Ähnlich scherzhaft-vulgäre Namen haben andere Vertreter des „Berliner Adels“, zum Beispiel „Graf Rotz von der Backe“, „Graf Rotz von der Popelsburg“ (auch ein Spitzname von Christoph von Rotz, der allerdings nicht aus Berlin stammt) sowie „Lord Kacke“ oder „Graf Kacke“.

Eine mögliche Erklärung findet sich im Umfeld neureicher Bürgerlicher im 19. Jahrhundert, wie den Industriellen-Familien Stinnes, Thyssen und Krupp, die sich mit frischgewonnenem Reichtum aus dem Umfeld der Montanindustrie Adelsinsignien erwarben und von Alteingesessenen spöttisch als Schlotbarone oder Koksgrafen betitelt wurden. Die Bezeichnung ließe sich aber auch von einem steifen, zylinderähnlichen Hut ableiten, der früher „Koks“ genannt wurde und den ein Ende des 19. Jahrhunderts lebender englischer Dandy namens William Coke populär gemacht haben soll (Coke’s Hat). Ähnliche Hüte gehörten zur Kluft wandernder Zimmermannsgesellen.

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