Guido I. da Montefeltro

Guido I. da Montefeltro, genannt „il Vecchio“ („der Alte“) (* um 1220 in San Leo; † 29. September 1298 in Ancona, begraben in Urbino) war einer der berühmtesten Condottieri seiner Zeit und einer der wichtigsten Anführer der Partei der kaisertreuen Ghibellinen in der Romagna. Er stand in ständigem Konflikt mit der rivalisierenden regionalen Dynastie der Malatesta, insbesondere mit Malatesta da Verucchio (* 1212; † 1312), und mit regionalen Anhängern der gegnerischen Partei der papsttreuen Guelfen, zu denen auch sein Bruder Taddeo da Montefeltro zählte. Außerdem kämpfte er im Dienst italienischer Interessen der letzten Vertreter der Dynastie der Hohenstaufen: Kaiser Friedrich II. († 1250), König Konrad IV. († 1254), Manfred König von Sizilien († 1266) und Konradin († 1268), die sich vergeblich darum bemühten, das Territorium des Heiligen Römischen Reiches in Italien und ihre Ansprüche auf das Königreich Sizilien gegen päpstliche und französische Begehrlichkeiten zu schützen.

Guido war zwischen 1255 und 1266, vor der Vertreibung durch seinen Bruder Taddeo, und von 1282 bis 1283 Graf von Montefeltro sowie Graf von Urbino. Bis 1268 war er stellvertretender Senator (Gouverneur) der Stadt Rom. Er war 1282 Herr von Cesena, Forlì, Senigallia, Jesi und de facto Herr der ghibellinischen Romagna. Als Konsequenz seines Kampfes gegen die päpstlichen Interessen zugunsten der Hohenstaufen wurden ihm 1286 vom Papst alle kirchlichen Lehen entzogen. Gegen Ende seines Lebens versöhnte er sich wieder mit der Kirche und unterwarf sich 1294 Papst Coelestin V. (1294) sowie dessen Nachfolger Papst Bonifatius VIII. (1294–1303). Schließlich trat er in Ancona den Franziskanern bei und verstarb als Ordensbruder.

Sein Andenken wurde in widersprüchlicher Art gewahrt: Einige zeitgenössische Chronisten – wohl mit Sympathie für die Ghibellinen – sahen ihn als herausragenden, taktisch überlegenen Feldherren seiner Zeit und verglichen ihn mit Roland, dem Paladin von Karl dem Großen, und mit dem britischen Helden Artus. Der ebenfalls zeitgenössische Dichter Dante Alighieri (1265–1321) versetzte ihn jedoch in der Göttlichen Komödie in den achten, vorletzten Kreis der Hölle, wo er als „falscher Ratgeber“ in Form einer ewigen Flamme brennen muss.

Guido war der nähere Stammvater der Grafen und (ab 1474) Herzoge von Urbino, die mit Federico da Montefeltro ihre Blütezeit erreichten und mit Guidobaldo I. da Montefeltro (1472; † 1508) in männlicher Linie erloschen. Aus der weiblichen Linie leben, etwa über die Familie Della Rovere, nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland und Österreich bis heute noch Nachkommen, die durch Guido mit der phantastischen Welt von Dantes Göttlicher Komödie verbunden sind.

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