Häuptlingstum

Häuptlingstum bezeichnet in der Ethnologie – nach Elman Service – eine Form der politischen Organisation von sesshaften indigenen Völkern und Ethnien, die einen oder mehrere permanent herrschende Oberhäupter (Häuptling) anerkennen oder historisch anerkannten. Nach Morton Fried gehören Häuptlingstümer zu den Ranggesellschaften. In der Politikethnologie wird das Häuptlingstum zwischen den (teils segmentären und „herrschaftsfreien“) Stammesgesellschaften und den in Staaten organisierten Gesellschaften einsortiert. Der US-amerikanische Ethnologe Robert L. Carneiro definierte 1981 das Häuptlingstum als „eine autonome politische Einheit, die aus einer Anzahl von Dörfern oder Gemeinschaften besteht und die sich unter der Kontrolle eines obersten Häuptlings befindet“. Die deutsche Kulturwissenschaftlerin Susan Arndt merkte 2011 an, dass die Bezeichnung Häuptlingstum eine negative Nebenbedeutung habe und weibliche Machtstrukturen ausgrenze. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Herrschaftsbereich eines Häuptlings oder traditionellen Anführers undifferenziert als Häuptlingstum bezeichnet.

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