Heiratsalter
Das Heiratsalter ist das Lebensalter, in dem die Eheschließung erfolgt. Hierfür ist der Zeitpunkt der ersten Eheschließung maßgeblich. Neben der formalen Eheschließung gibt es in manchen Gesellschaften Formen informeller, eheähnlicher Kohabitation, die in statistischen Bestimmungen des Heiratsalters nicht immer erfassbar sind. Grundsätzlich schwankt das durchschnittliche Heiratsalter, je nach Gesellschaft und historischem Kontext, bei Frauen zwischen 15 und 50 Jahren. Faktoren, die das Heiratsalter zu beeinflussen scheinen, sind z. B. Erwartungen der Neolokalität (Neugründung von Haushalten bei Eheschließung), die an werdende Eheleute gestellt werden. Ab welchem Alter Ehen geschlossen werden dürfen, ist meistens Gegenstand nationaler Gesetzgebung. Ehen unter einer bestimmten Altersgrenze gelten in vielen Gesellschaften als tabuisiert. Siehe dazu Ehemündigkeit.
Das Heiratsalter, welches traditionell geschlechtliche Beziehungen und die Fortpflanzung legitimiert, stellt eine Hauptfunktion in allen Ethnien der Welt dar. In ressourcen- und kapitalorientierten Gesellschaften wird nach der Geschlechtsreife Zeit benötigt, bis Individuen Ressourcen und Fähigkeiten besitzen, um einen konkurrenzfähigen Haushalt zu gründen. Dagegen ist in arbeitskraftabhängigen Gesellschaften aufgrund der Abhängigkeit bezüglich der Lebens- und Reproduktionsmöglichkeiten die Arbeitsproduktivität von Frauen und Kindern ausschlaggebend für frühe Eheschließungen. Insbesondere die Wertung der Jungfräulichkeit in patriarchalischen Gesellschaften führen – neben dem Polygyniegrad und der Mitgiftkonkurrenz – zur kulturspezifischen Senkung des Heiratsalters bis hin zur Kinderehe.